Talsohle statt Renaissance – Globaler Ausbau der Atomkraft kommt auf 3,9 Gigawatt

Atomkraftwerk in Belgien bei Nacht, Lichter am Horizont, Dampf aus den Kühltürmen

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Im Jahr 2024 sind weltweit sechs Atomkraftwerke neu ans Netz gegangen. Derweil haben vier Meiler das Ende ihrer Betriebszeit erreicht und wurden abgeschaltet. Diese Bilanz für die Atomenergie zieht das Internationale Wirtschaftsforum für Regenerative Energien (IWR).

Die Plattform bezieht sich dabei auf Daten der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA). Bei den sechs neuen Atomkraftwerken handelt es sich um das Kraftwerk „Barakah-4“ mit einer Nennleistung von 1.310 Megawatt in den Vereinigten Arabischen Emiraten, „Fangchenggang-4“ mit 1.000 Megawatt und „Zhangthou-1“ mit 1.126 Megawatt, beide in China. Die USA stellten den Reaktor „Vogtle-4“ mit einer Leistung von 1.117 Megawatt fertig. In Indien kam der Reaktor „Kakrapar-4“ mit 630 Megawatt Leistung ans Netz. Und Frankreich stellte „Flamanville-3“ mit 1.630 Megawatt fertig.

Dafür gingen aber auch in Russland „Kursk-2“ mit 925 Megawatt vom Netz. In Taiwan stellte „Maanshan-1“ mit 936 Megawatt den Dienst ein. In Kanada gingen die Kraftwerksblöcke „Pickering-1“ und „Pickering-4“ vom Netz, beide mit einer Leistung von 515 Megawatt.

Zusammengefasst betrug die Kapazitätserweiterung der Atomverstromung 3.922 Megawatt für das gesamte Jahr 2024. Im selben Zeitraum gingen weltweit Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 593 Gigawatt ans Netz. Im Jahr 2023 sah es noch schlechter für Atomkraft aus. Da wurden fünf neue Reaktoren in Betrieb genommen und genauso viele stillgelegt.

IWR sieht als Grund dafür die langen Bauzeiten und hohen Investitionskosten. Flammanville war mit Kosten von 3,2 Milliarden Euro und einer Bauzeit von fünf Jahren veranschlagt. Am Ende teilte der französische Rechnungshof Kosten von 23,7 Milliarden Euro mit.  Die Bauzeit belief sich auf 17 Jahre. „Flamanville-3“ ist zwar ein besonders negatives Beispiel, aber die Bauzeiten anderer Reaktoren scheinen wenig attraktiv. Neun Jahre für „Barakah-4“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten, zehn Jahre für „Vogtle-4“, für „Kakrakpar-4“ waren 13,2 Jahre bis zur Fertigstellung, und selbst die neuen chinesischen Reaktoren wurden in sieben und acht Jahren fertig. Das sind reine Bauzeiten. Die Planungszeiträume belaufen sich zusätzlich auf zwei bis acht Jahre.

Auch bei den Kosten mag „Flamnville-3“ ein besonders schlechtes Beispiel sein. Investitionskosten von drei Milliarden Euro für den Bau eines neuen Reaktors hat jedoch keines dieser Projekte erreichen können. Für den US-Reaktor waren 17 Milliarden US-Dollar fällig, wie die US-Energie-Informationsbehörde US EIA berichtet. Zudem gebe es Finanzierungsrisiken, die sich oft nur durch staatliche Unterstützung stemmen lassen.

„Angesicht eines möglichen steigenden Strombedarfs von KI-Rechenzentren sind Atomkraftwerke wettbewerblich keine Alternative zu erneuerbaren Energien“, so IWR-Chef Norbert Allnoch. „Ein AKW-Neubau dauert schlicht zu lange, ist extrem teuer und die Finanzierung bleibt riskant.“

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