In München hat die Messeplattform The smarter E am vergangenen Freitag (9. Mai) ihre Pforten geschlossen. Sie war in diesem Jahr merklich kleiner als 2024 – da aber hatte Europas größte Messe für erneuerbare Energien mit 3.008 Ausstellern und rund 110.000 Besuchern auch alle bisherigen Rekorde gebrochen und gegenüber der bereits fulminant ausgefallen Veranstaltung 2023 eine Steigerung der Ausstellerzahl um fast 22 Prozent hingelegt.
Noch im vergangenen Oktober zeigten sich die Veranstalter Solar Promotion und Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM) indes optimistisch, das Volumen von 2024 womöglich noch übertreffen zu können. Angesichts der zu diesem Zeitpunkt bereits zu gut 90 Prozent ausgebuchten Flächen erwarteten sie „mehr als 3000 Aussteller“ und diese würden „das Interesse von über 110.000 Besuchern finden“. Schlussendlich wurden es dann aber doch nur 2737 Aussteller, also neun Prozent weniger als im Vorjahr. Als Besucherzahl nennt die Abschlussmitteilung zur The smarter E 2025 rund 107.000.
Der Stimmung unter den Ausstellern tat das kaum Abbruch, mitunter wurde sogar im Gegenteil ein wenig Erleichterung darüber geäußert, dass es nicht ganz so hektisch zuging und etwas mehr Ruhe für Kundengespräche herrschte. Das ist nicht zuletzt deshalb von Vorteil, weil die Produkte und Dienstleistungen zunehmend komplexer werden. Doch Solar Promotion-Geschäftsführer Markus Elsässer zeigt sich selbstbewusst, was die große Bedeutung der Messe angeht. „The smarter E Europe war auch in diesem Jahr wieder die Blaupause für die klimaneutrale Energiewelt der Zukunft“, erklärte er zum Abschluss. „Der Weg dorthin ist klar, die Technologien und Lösungen sind vorhanden. Jetzt geht es darum, diesen Weg konsequent zu gehen.“
Keine guten Nachrichten aus der Politik
Was Elsässer als Selbstverständlichkeit postuliert, wurde allerdings pünktlich zur Messeeröffnung am 7. Mai von höchster Stelle recht unverblümt infrage gestellt: In München strömten gerade die ersten Zuschauer aufs Gelände, als in Berlin die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche, bei ihrer Antrittsrede erklärte, dass Erneuerbare allein „eine Industrienation wie Deutschland nicht zuverlässig und zu bezahlbaren Preisen mit Strom versorgen“ könnten. Zwei Tage später, zeitgleich mit dem Abschluss der Messe, wiederholte die CDU-Politikerin beim diesjährigen Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee ihr Diktum vom „Realitätscheck in der Energiepolitik“ noch einmal. Während in München die Aussteller ihre Lösungen für eine Flexibilisierung des Energiesystems präsentierten und imposante Produkte wie beispielsweise ein Batteriegroßspeicher mit neun Megawattstunden Kapazität von CATL zu bestaunen waren, erklärte die zuständige Ministerin, vordringlich sei jetzt vor allem die schon unter ihrem Vorgänger Robert Habeck (Grüne) geplante Ausschreibung von 20 Gigawatt Gaskraftwerksleistung.
In den 18 Münchener Messehallen war dies allerdings kein dominierendes Gesprächsthema, ebenso wenig wie eine andere, alles andere als branchenübliche Nachricht – nämlich die vom Ausschluss des chinesischen Konzerns Huawei aus dem europäischen Photovoltaik-Branchenverband Solarpower Europe wegen der durch die EU gegen Huawei geführten Korruptionsermittlungen. Schon eher Gesprächsstoff war die nicht sonderlich erfreuliche Entwicklung des deutschen Wärmepumpenmarkts – der zwar wächst, aber weit vom erforderlichen Tempo entfernt bleibt. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem für die Messe, ihre Aussteller und Besucher noch deutlich wichtigerem europäischen Markt für Batteriespeicher, der ebenfalls wächst, 2024 aber an Dynamik verloren hat. Für 2025 prognostiziert der Bericht von Solarpower Europe allerdings einen Zubau von insgesamt 29,7 Gigawattstunden und damit wieder ein beschleunigtes jährliches Wachstum von 36 Prozent.
Immer neue technische Fortschritte
Auf einer Messe geht es aber ja auch vorrangig darum, neue Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren. Die waren zahlreich, und eine gute Illustration für das nach wie vor hohe Entwicklungstempo liefert der „The smarter E Award“ in der Kategorie Photovoltaik für das „Hi-MO X10“ von Longi Solar. Das preisgekrönte Solarmodul mit Rückkontakt-Zellen und 24,0 Wirkungsgrad war zum Zeitpunkt der Preisverleihung nämlich schon nicht mehr neuester Stand der Technik: Longi zeigte auf der Messe sein „HI-MO S10“ mit Heterojunction-Rückkontaktzellen und bis zu 25 Prozent Wirkungsgrad. Dass es auch rein konzeptionell bei Solarmodulen immer noch Wege gibt, die bislang niemand beschritten hat, zeigten Entwicklungen wie das „Navigator“-Module von Aiko, das per Powerline Betriebsdaten über die DC-Verkabelung sendet.
Dies sind nur einige, willkürlich ausgewählte Messeneuheiten. Insgesamt hatte die The smarter E, und das ist zumindest für die Besucher letztendlich wichtiger als die reine Anzahl der Aussteller, eine kaum überschaubare Anzahl an neuen Produkten und neuen technischen Entwicklungen zu bieten. Und das, obwohl die Aussteller seit der letzten Veranstaltung – vom 19. bis 21. Juni 2024 – bis zur diesjährigen keine elf Monate hatten, um sich Neuigkeiten auszudenken. Bis zum nächsten Termin, der wieder wie gewohnt im Juni liegt (23. bis 26.6.2026) bleibt ihnen dafür nun etwas mehr Zeit.
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Das Selbstbewusstsein war höchstens bei einigen chinesischen Herstellern hoch. Die wenigen europäischen und vor allem deutschen Hersteller pfeifen dagegen angesichts der Nachfrage-Krise im Privatkunden-Segment aus dem letzten Loch.
Offenbar war die Redaktion des PV Magazine auf einer anderen Messe zu Besuch als ich.
Beispiel E3/DC: Lager nach wie vor voll, Preise massiv gesenkt, trotzdem große Absatzprobleme.
Beispiel SMA: Ausstellungsfläche halbiert, keine wirklichen Innovationen (z.B. auch kein größerer dreiphasiger Hybrid-Wechselrichter), schlechte Zahlen in Q1/2025.
Beispiel Meyer Burger: Gar nicht mehr als Aussteller auf der Intersolar präsent.
Von Optimismus in der Branche kann aktuell keine Rede sein, denn egal wen man fragt haben alle Angst vor der CDU Energiepolitik und dem wirtschaftlichen Niedergang im Land, der die ohnehin schon schwache Nachfrage weiter drücken könnte.
Ein brancheninternes zahlenbasiertes Konjunktur-Barometer würde hier mehr Transparenz schaffen als ein „Stimmungsbild“ von einer Messe.
Und gleichzeitig eine „BiDi-Sonderschau“ auf der hervorragend über V2G fabuliert wurde, wissend, das nicht geliefert werden muß. BiDi/V2G geht direkt gegen die fossilen Erzeuger, konkret gegen 20+ GW Gaskraftwerke, von daher keine Chance in DE.
Aber über BiDi/V2H wurde geschwiegen, teilweise wußten Akteure noch nicht einmal, das es keine „verbleibenden regulatorischen Hürden gibt“ (Drucksache 20/14985 vom 14.2.2025 der Bundesregierung: 3. Seite – Mitte).
BiDi/V2H ist/wäre der Booster für die PV-Branche und die eMobilität – und damit auch und gerade für den Mittelstand !
Aber auch E3/DC läßt sich noch 1+ Jahr Zeit, Kostal/Compleo taucht gleich für 2 Jahre ab, Solar Edge hat gar keine Lust mehr.
Ein Hoffnungsschimmer: cubos.com – hier gibt es zumindest ein Produkt und eine Strategie !
Alternativ bleibt nur DIY oder ChaDeMo, aber beides ist keine echte Perspektive gegen 20+ GW Gaskraftwerke !!