Meyer Burger kündigt 500 Mitarbeitern im Modulwerk in Freiberg

Logistik, Solarmodule, Meyer Burger

Teilen

Dieser Ausgang schien von Tag zu Tag wahrscheinlicher, doch ein Funken Hoffnung blieb. Dieser erlosch nun vor wenigen Tagen, als Vertreter der Regierungsfraktion FDP, darunter der Bundesfinanzminister und Parteichef Christian Lindner höchstselbst, die Diskussion um die Einführung eines Resilienzbonus im „Solarpaket 1“ in Basta-Manier beendeten. Der Modul- und Zellhersteller Meyer Burger hatte auf diesen Zuschlag gehofft, um sein Werk in Freiberg weiter betreiben zu können. Ohne staatliche Unterstützung sieht der Photovoltaik-Hersteller im Wettbewerb mit den chinesischen Konkurrenten, die zu Tiefstpreisen verkaufen, keine Chance und die Fabrik ist in der Bilanz ein Millionengrab.

Da es zumindest keine schnelle Unterstützung für die Solarindustrie in Deutschland gibt, entschied sich Meyer Burger nun zur finalen Schließung seines Werks im sächsischen Freiberg. Für einige Mitarbeiter dürfte dies bereits der zweite Nackenschlag sein, denn das Werk gehörte bis September 2018 Solarworld. Nach zwei Insolvenzen stellte das Bonner Photovoltaik-Unternehmen die Produktion am Standort schließlich ein. Mehr als tausend Mitarbeiter verloren damals ihren Job. Meyer Burger übernahm das Werk im Jahr 2020 für 12 Millionen Euro aus der Insolvenzmasse und startete im Mai 2021 die Produktion seiner hocheffizienten Heterojunction-Solarmodule in Sachsen.

Nun schickt auch Meyer Burger die Kündigungen an seine rund 500 Mitarbeiter in Freiberg raus. Mehr als 400 Menschen werden wohl ihren Job verlieren, die übrigen sollen in anderen Bereichen oder Standorten des Unternehmens unterkommen. Meyer Burger CEO Gunter Erfurt hatte die drohende Schließung bereits im Januar angekündigt. Der Hersteller begann Ende Februar bereits mit den Vorbereitungen der Werksschließung, und seit Mitte März soll die Modulproduktion bereits stillstehen, wie das Unternehmen dem „Handelsblatt“ bestätigte.

Bedauern über die Entscheidung kam von den Grünen. Sachsens Energieminister Wolfram Günther erklärte: „Die Verantwortung für diesen industriepolitischen Tiefschlag trägt die FDP im Bund.“ Die zeitlich befristete Unterstützung der Solarindustrie durch einen Resilienzbonus hätte „eine strategisch bedeutende Branche sichern können, in einer Phase, in der China PV-Module weit unter Herstellungskosten verscherbelt und den Markt gravierend verzerrt“. Sein Ziel und auch das von Europa bleibe jedoch unverändert, sagte der Grünen-Politiker weiter. Es brauche „eine resiliente, von China unabhängigere Versorgung mit Technologien zur Erzeugung erneuerbarer Energien“. Dafür müsse das Know-how am Standort Sachsen im industriellen Maßstab gehalten werden.

„Wir haben ein Zeitfenster, in dem das möglich ist, wo wir dranbleiben müssen. Es braucht Perspektiven für die verbleibenden Hersteller in Sachsen, für Solarwatt, Heckert Solar, für den Anlagenbau von Meyer Burger in Hohenstein-Ernstthal, für die Zellherstellung in Sachsen-Anhalt und eventuell für eine Wiederaufnahme der Modulproduktion in Freiberg“, so Günther weiter. Dafür brauche es eine entschlossene europäische Industriepolitik. „Nach der Absage an den Resilienzbonus des Bundes muss jetzt Brüssel handeln: Die Instrumente der EU im Rahmen des Net Zero Industrial Acts müssen so schnell wie möglich konkretisiert und national in Kraft gesetzt werden“, forderte Sachsens Energieminister.

Finanzminister Lindner hatte im „Bericht aus Berlin“ der Modulproduktion den Hightech-Charakter abgesprochen. Dies wies Günther zurück. „Moderne Solarzellen sind durch intensive Forschung über Jahrzehnte immer leistungsstärker geworden. Diese Entwicklung ist noch lange nicht am Ende, und hier spielt Deutschland ganz vorne mit. Jedes Prozent mehr Wirkungsgrad, jeder Vorsprung bei der Lebensdauer bedeutet einen erheblichen Vorsprung am Markt und bei den Kosten für die Stromerzeugung.“ Die Haltung der FDP krititsierte Günther als „extrem kurzsichtig“. Eine einseitige Abhängigkeit von China sei nicht der richtige Weg.

Immerhin ist für Meyer Burger das Thema Photovoltaik mit der Werksschließung in Freiberg nicht komplett beendet. Der Hersteller konzentriert sich mittlerweile voll auf den Aufbau seiner Zell- und Modulproduktion in den USA. Dort gibt es mit dem Inflation Reduction Act (IRA) eine attraktive Förderung für die Ansiedlung von Photovoltaik-Herstellern. Die Zellfertigung von Meyer Burger in Thalheim (Sachsen-Anhalt) soll ebenfalls zunächst noch weiterlaufen. Die Heterojunction-Solarzellen sollen dann für die Produktion der Module in den USA genutzt werden.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.