Meyer Burger schreibt 2023 tiefrote Zahlen

Logistik, Solarmodule, Meyer Burger

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Die Modul-Fertigungskapazitäten von Meyer Burger beliefen sich Ende 2023 nominal auf 1,4 Gigawatt. Davon konnte das Schweizer Unternehmen wegen des Preisdrucks im europäischen Solarmarkt allerdings nur 650 Megawatt nutzen. Zudem lagen zum Jahresende Module mit einer Leistung von 365 Megawatt auf Lager. Das gab der Photovoltaik-Hersteller jetzt mit der Veröffentlichung seiner Bilanz für 2023 bekannt.

Meyer Burger hat im letzten Jahr einen Gesamtverlust von 292 Millionen Franken (303 Millionen Euro) geschrieben – im Vorjahr waren es minus 70 Millionen Franken. Als Grund nennt das Unternehmen unter anderem notwendige Wertminderungen auf das Anlagevermögen der Solarzellen- und Modulproduktion in Deutschland sowie auf die deutschen Lagerbestände – „vor dem Hintergrund unfairer Marktbedingungen in Europa“, so das Unternehmen. Meyer Burger hat kürzlich seine Modulproduktion im sächsischen Freiberg geschlossen. CEO Gunter Erfurt wies während der Präsentation der Geschäftszahlen darauf hin, dass viele Mitbewerber ihre Module zu Preisen anböten, die nicht kostendeckend seien. Meyer Burger habe bewusst darauf verzichtet, an diesem Preiskampf teilzunehmen – auch, weil ein kleiner, im Sommer 2023 gewährter Preisnachlass nicht dazu geführt habe, dass die Absatzzahlen stiegen.

Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreiben (EBITDA) lag bei -163,6 Millionen Franken (-170,2 Millionen Euro), nach -34,6 Millionen Franken im Vorjahr. Knapp die Hälfte des Verlustes war auf Einmaleffekte zurückzuführen, vor allem auf die Wertberichtigungen. Ohne diese hätte das EBITDA allerdings immer noch -112 Millionen Franken betragen. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2023 belief sich auf 135 Millionen Franken (140 Millionen Euro). Im Vorjahr waren es 147,2 Millionen Franken.

Freiberger Equipment stillgelegt, aber nicht abgebaut

Meyer Burger baut derzeit eine Modulfertigung in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona auf. Die bestehende Produktionsstätte für Solarzellen in Thalheim (Sachsen-Anhalt) soll das Werk in Goodyear versorgen. Dessen Kapazität soll bei zwei Gigawatt liegen. Zudem baut das Unternehmen in Colorado Springs (Colorado) eine weitere Fertigung für Solarzellen auf, ebenfalls mit einer Kapazität von zwei Gigawatt. Dafür verlagert Meyer Burger Equipment, das ursprünglich für die Ausweitung der Produktion in Thalheim vorgesehen war, in die USA, erklärte CEO Gunter Erfurt bei der Präsentation der Bilanz.

Zur Modulfertigung in Freiberg sagte Erfurt, dass es sehr starke Signale der Politik brauche, um die Schließung wieder rückgängig zu machen. Diese blieben bislang jedoch aus. Deshalb konzentriere sich Meyer Burger nun voll auf die USA. Die Produktionslinien in Sachsen seien stillgelegt, es sei aber noch kein Equipment abgebaut. Das Unternehmen bereitet derzeit die Entlassungen der Mitarbeiter vor.

Viel Potenzial in den USA

Angesichts bestehender Abnahmeverträge sieht Meyer Burger im US-Markt beträchtliches Potenzial. Habe die Zell- und Modulproduktion an den US-Standorten mittelfristig ihre volle Kapazität erreicht, könne das Unternehmen aus dem US-Geschäft ein EBITDA von nahezu 250 Millionen Franken pro Jahr generieren. Damit sei man – „unter fairen Marktbedingungen“, betont Meyer Burger – wettbewerbsfähig und könne mit den Standorten in den USA nachhaltige Profitabilität erreichen.

Meyer Burger geht davon aus, dass das Wachstum des US-Photovoltaik-Marktes in den nächsten Jahren vor allem von Großprojekten getragen wird. Deshalb wird das Unternehmen in den USA primär für dieses Segment produzieren – zwei Drittel des Volumens sollen darauf entfallen.

Darüber hinaus hält sich Meyer Burger offen, seine Technologie an Dritte zu lizensieren. Man sei in Gesprächen mit Industrieunternehmen über mögliche Partnerschaften, die auch zu einem solchen Lizenzmodell führen könnten, so Erfurt. Die Eigentumsrechte blieben aber auf jeden Fall bei Meyer Burger.

Mehr Geld vom größten Aktionär – und Kapital vom größten Kunden

Gute Nachrichten gibt es für Meyer Burger auf der Kapitalseite: Sentis Capital, der größte Aktionär der Gruppe, beabsichtigt, bis zu 50 Millionen Franken in die Eigenkapitalfinanzierung zu investieren. Insgesamt 200 bis 250 Millionen Franken will Meyer Burger mit einer Kapitalerhöhung erlösen.

Zudem plant der US-Projektierer DESRI, größter Kunde von Meyer Burger, eine Investition von bis zu 20 Millionen US-Dollar (maximal zehn Prozent des Emissionsvolumens) durch die Übernahme von nicht gezeichneten Aktien. DESRI und Meyer Burger arbeiten in den USA im Rahmen ihrer mehrjährigen Abnahmevereinbarung seit 2022 eng zusammen.

Meyer Burger geht davon aus, dass die Erlöse aus den potenziellen Fremdfinanzierungsquellen zusammen mit den Erlösen aus der Kapitalerhöhung ermöglichen werden, die Modulproduktion in Goodyear bis Ende des zweiten Quartals 2024 in Betrieb zu nehmen. Der Hochlauf der Zellproduktion in Colorado Springs soll um das Jahresende 2024 starten, sofern die noch notwendige Finanzierung dafür wie derzeit erwartet eintrifft.

„Noch nicht zu spät für die Rettung“

Sachsens Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther (Grüne) nahm die Ankündigungen von Meyer Burger erneut zum Anlass, schnelle Maßnahmen einzufordern. Die umstrittene Einführung eines Resilienzbonus oder die Durchführung von Interessenbekundungsverfahren seien „sehr praktikable Vorschläge“, bei deren Umsetzung es um überschaubare Summen und einen befristeten Zeitraum gehe. „Es muss nur beschlossen werden. Und da hängt es“, so Günther in Anspielung auf die noch immer andauernde Abstimmung zum „Solarpaket 1“.

Die europäischen Unternehmen der Solarindustrie, von denen nach Günthers Einschätzung die wichtigsten in Sachsen produzieren, kämpften „wegen eines völlig verzerrten Marktes gerade um ihr Überleben“. Es sei mittlerweile extrem spät, aber „noch nicht zu spät für die Rettung“, die im Hinblick auf die Dominanz chinesischer Photovoltaik-Unternehmen von strategischer Bedeutung sei: „Es geht um die Frage, ob wir für die Energiewende Geld künftig nach China überweisen, statt die heimische Wertschöpfung voranzubringen.“

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