Enervis prognostiziert Häufung negativer Strompreise wegen Covid-19

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Viele Unternehmen in Deutschland stehen wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie still. Dies macht sich bereits in einer deutlich gesunkenen Stromnachfrage in Deutschland bemerkbar. Doch nicht nur die Nachfrage sinkt, auch die Strompreise an den Spot- und Terminmärkten fallen. Kurz- und mittelfristig wird die Entwicklung zu einer steigenden Anzahl an Stunden mit negativen Strompreisen führen, wie die Analysten von Enervis nach einer diese Woche veröffentlichten Kurzstudie erwarten.

Wie hoch der Rückgang des Stromverbrauchs in Deutschland aufgrund der Corona-Krise sein wird, lasse sich noch schwer prognostizieren. „Die ‚Historie‘ ist ja erst zwei Wochen alt und für die Zukunft können wir nur vermuten, wann die Corona-Maßnahmen gelockert oder aufgehoben werden und damit der Stromverbrauch wieder ansteigt“, erklärt Tim Steinert, Senior Consultant bei Enervis, auf Nachfrage von pv magazine. Dennoch hat das Berliner Unternehmen verschiedene Szenarien modelliert, dabei wird ein Rückgang der deutschen Stromnachfrage um rund sechs Prozent über unterschiedliche Zeiträume angenommen.

Je nach Szenario erwarten die Enervis-Analysten einen Anstieg der negativen Strompreise um 80 bis rund 150 Prozent gegenüber 2019. Dies bezieht sich auf diese Perioden mit negativen Strompreisen in mindestens sechs aufeinanderfolgenden Stunden. Tritt dieser Fall ein, dass erhalten EEG-Betreiber von Photovoltaik-Anlagen in der verpflichtenden Direktvermarktung für die Zeit der negativen Börsenstrompreise keine Vergütung für den eingespeisten Strom. Somit müssen sie mit deutlich höheren Erlöseinbußen in diesem Jahr rechnen. Ein Fingerzeig dafür sei bereits der März gewesen. Insgesamt seien im vergangenen Monat an rund 130 Stunden negative Preise an der Strombörse zu verzeichnen gewesen – vor allem bei sehr günstigen Windverhältnissen. Im März 2019 waren es hingegen nur rund 90 Stunden mit negativen Strompreisen.

Auch die Marktwerte für Photovoltaik und Windkraft werden in diesem Jahr sinken, wie Steinert erwartet. Enervis geht von einem Rückgang von 15 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. „Dies auch aufgrund von historisch niedrigen Gaspreisen in Folge zweier milder Winter“, sagt der Analyst. In jüngster Vergangenheit lagen die Marktwerte für Photovoltaik phasenweise so hoch, dass für die ersten Ausschreibungsanlagen keine Marktprämie mehr gezahlt werden musste.

Krisenbedingt sind die CO2-Preise ebenfalls deutlich gesunken und liegen derzeit bei durchschnittlich 17 Euro pro Tonne. Aufgrund des „historisch niedrigen Erdgaspreis“ von etwa 8 Euro pro Megawattstunde führe dies weiterhin dazu, dass die Gaskraftwerke die Kohlekraftwerke zunehmend aus dem Markt drängten, heißt es bei Enervis weiter. Daher sei damit zu rechnen, dass der CO2-Ausstoß im Stromsektor in diesem Jahr deutlich sinken werde. Im ersten Quartal waren die Gaskraftwerke die einzigen fossilen Erzeugungsanlagen, die ihre Stromproduktion gegenüber dem Vorjahreszeitraum erhöhen konnten, wie die aktuelle Auswertung der Nettostromerzeugung von Energy Charts des Fraunhofer ISE zeigt.

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