Studie: Marktwerte für Photovoltaik-Anlagen gehen bis 2028 um mehr als 25 Prozent zurück

Marktwert Wind, Marktwert Solar, Entwicklung 2026 bis 2028, Studie von Enervis im Auftrag von Node Energy

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In den vergangenen Monaten und Jahren ist in Deutschland viel Photovoltaik zugebaut worden. Das ist auf der einen Seite erfreulich, auf der anderen Seite hinterlässt es deutliche Spuren am Strommarkt. So mehren sich die Stunden mit negativen Börsenstrompreisen oder um die Null-Euro-Grenze. Noch haben die Übertragungsnetzbetreiber den Marktwert Solar für Mai nicht veröffentlicht, doch angesichts von 160 Stunden mit Börsenstrompreisen im negativen oder knapp positiven Bereich wird er nicht sonderlich hoch ausfallen.

Node Energy hat auch vor dem Hintergrund dieser Entwicklung die Kurzstudie „Zukünftige Marktwertentwicklung erneuerbarer Energien bis 2028“ bei Enervis in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist eindeutig und wenig überraschend: Für Photovoltaik-Anlagen wird bis 2028 von einem Rückgang des Marktwertes Solar um mehr als 25 Prozent auf 37 Euro pro Megawattstunde ausgegangenen. Je nach Wetterjahr könnte der Rückgang noch drastischer ausfallen, heißt es in der Studie. Für die Windkraft an Land kommt Enervis auf Basis seines Strommarktmodells auf einen Rückgang um knapp 25 Prozent auf 56 Euro pro Megawattstunde bis 2028.

Als Gründe für den starken Rückgang der Marktwerte sind sinkende Terminmarktpreise und der schnelle Ausbau von erneuerbaren Energien genannt. Letzteres sorgt für eine zunehmende Kannibalisierung im Markt, die sich nach Enervis-Analysen sogar über Ländergrenzen hinweg fortsetzt. Die Analysten sind dabei auch wenig zuversichtlich, dass der Aufbau von Speicherkapazitäten aktuell für eine schnelle Stabilisierung der Marktwerte sorgen wird. „Auch wenn das Thema Speicher derzeit boomt, steckt der Ausbau noch in den Anfängen und kann mit dem geförderten Zuwachs der Erneuerbaren noch nicht Schritt halten“, sagt Christian Schock, Senior Consultant bei Enervis. „Mit einer kurzfristigen Trendumkehr bei der Kannibalisierung ist vorerst nicht zu rechnen.“

Mit dem Solarspitzen-Gesetz haben die negativen Börsenstrompreise eine direkte Auswirkung auf die Erlöse der Betreiber neuer Photovoltaik-Anlagen, da sie dann keine Vergütung für eingespeisten Strom mehr erhalten. Im EEG ist allerdings eine Regelung vorgesehen, wonach die ausgefallenen Stunden nach Ende der EEG-Förderzeit von 20 Jahren nachgeholt werden können. Sollte ab 2027 eine marktbasierte Förderung für Photovoltaik-Anlagen eingeführt werden, könnte es alle Neuanlagen treffen. Doch bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen und ausgeförderten Anlagen stellt sich bereits jetzt die Frage, wie die künftige Finanzierung gesichert werden kann, wie Node Energy betont.

Allerdings würden viele Betreiber die Augen davor verschließen. „In der Praxis sehen wir, dass die Hälfte der Betreiber in Deutschland noch nicht die Dramatik ihrer künftigen Erlösentwicklung realisiert hat“, sagt Matthias Karger, CEO und Gründer von Node Energy. „Viele kennen nur die sicheren  EEG-Zahlungen und haben sich kaum mit echten Marktwerten beschäftigt – das verhindert einen realistischen Blick auf die Zukunft.“

Bei Node Energy sieht man auf Basis der Studienergebnisse zwei Strategien, wie man der negativen Marktentwicklung entgegenwirken kann. Die erste sei der Aufbau von Co-Location-Speichern, um durch die Verschiebung der Einspeisung den individuellen Marktwert einer Anlage zu verbessern. Kurzfristig sei für Betreiber auch möglich, sich das aktuelle Preisniveau über den Abschluss von Stromabnahmeverträgen (PPAs) zu sichern. Bei Kurzfrist-PPAs könne dabei ein Festpreis mit einer Laufzeit bis zu drei Jahren festgeschrieben werden. „Mit PPAs können sich Betreiber von ausgeförderten und neuen PV-Freiflächenanlagen auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereiten und gleichzeitig die Erlössituation ihrer bestehenden Anlagen optimieren“, so Karger mit Blick auf eine vollständig marktbasierte Refinanzierung neuer Anlagen, die wohl über kurz oder lang kommen werde.

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