BNEF-Prognose: Erneuerbare Stromerzeugung steigt in 5 Jahren um 84 Prozent

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Der weltweite Strombedarf wird bis 2050 um 75 Prozent steigen, da wirtschaftliche Entwicklung, Elektrofahrzeuge, Kühlbedarf und der Strombedarf von Rechenzentren den Stromverbrauch erhöhen. Die ist das Ergebnis einer Modellierung im aktuellen „New Energy Outlook“ von Bloomberg NEF. Die Analysten konzentrieren sich darauf, ein Basisszenario für den wirtschaftlichen Wandel zu beschreiben, also einen Transformationspfad, der bei der Beibehaltung der derzeitigen Regeln und Marktdynamik realistisch erscheint. Diesen vergleichen sie im Anschluss mit einem Netto-Null-Szenario, das auf den Pariser Klimazielen aufbaut. Um es vorwegzunehmen, der Abstand zwischen dem Basisszenario und dem Netto-Null-Szenario ist noch immer groß, es gibt aber einige positive Trends, die durch die Politik verstärkt werden sollten.

Die wachsenden Volkswirtschaften in Asien, dem Nahen Osten und Afrika tragen einen Großteil zu diesem Anstieg des weltweiten Strombedarfs bei. Der gesamte Bedarf an Nutzenergie steigt demzufolge bis 2050 um 32 Prozent, aufgrund von Effizienzgewinnen durch Elektrifizierung und erneuerbare Energien wächst der Primärenergiebedarf jedoch nur um 9 Prozent. Eine wichtige Ursache für den wachsenden Strombedarf sind Rechenzentren, deren Verbrauch bis 2035 auf 1200 Terawattstunden steigen soll und bis 2050 sogar auf 3700 Terrawattstunden.

Im ersten Schritt steigt ihr Anteil am Gesamtstromverbrauch auf 4,5 Prozent und könnte sich bei 2050 auf 8,7 Prozent fast verdoppeln. Zum Vergleich: Für Elektrofahrzeuge erwartet Bloomerg NEF 2050 einen Bedarf von 11,2 Prozent, für Klimaanlagen und Wärmepumpen 7,1 Prozent. Allein für die Rechenzentren würden 2035 zusätzliche 362 Gigawatt an Kraftwerkskapazität benötigt, schreibt das Unternehmen.

Erneuerbare Energien und Speicher könnten davon mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der benötigten Leistung stellen. Der Rest werde jedoch voraussichtlich aus fossilen Kraftwerken kommen. Diese Kapazitäten könnten entweder neu gebaut werden oder durch die Verschiebung von Stilllegungen und die Verlängerung von Laufzeiten vorhandener Kohle- und Gaskraftwerke erbracht werden.

Insgesamt soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in den nächsten fünf Jahren bis 2030 um 84 Prozent steigen und sich bis 2050 erneut verdoppeln. Damit decken erneuerbare Energien bis Mitte des Jahrhunderts 67 Prozent des weltweit Strombedarfs, verglichen mit 33 Prozent  im Jahr 2024, wobei der Anstiegs eingepreist ist. Der Anteil von Kohle, Gas und Öl am Strommarkt sinkt von 58 Prozent im Jahr 2024 auf 25 Prozent im Jahr 2050. Bis 2035 werden Bloomberg NEF zufolge weltweit rund 6,9 Terawatt Photovoltaik und 2,6 Terawatt Windenergie zugebaut. Auch die Flexibilitäten sollen zunehmen, durch ein angepasstes Verbrauchsverhalten, Batteriespeicher und Elektrofahrzeuge. So dass die Flexibilität 2050 etwa 20 Prozent der gesamten Stromnachfrage erreicht.

Der Abnahme des Verbrauchs von Öl und Kohle stehe zwar bevor, ziehe sich jedoch länger hin als gewünscht. Bisher sei der sogenannte Peak Oil, also der Zeitpunkt der höchsten Ölnachfrage, noch nicht erreicht. Die Gesamtnachfrage soll erst 2032 mit 104 Millionen Barrel pro Tag ihren Höhepunkt erreichen. Denn außerhalb des Straßenverkehrs bleibt der Ölverbrauch weitgehend stabil, mit einer Verdoppelung der Nachfrage im Flugverkehr und einem starken Wachstum in der Petrochemie. Auch der Gasverbrauch wird weiter ansteigen. Dennoch sei zu erwarten, dass die weltweiten CO2-Emissionen ihren Höhepunkt erreicht haben und nun voraussichtlich langsam zurückgehen.

Die Analysten schreiben in ihrem Bericht: „Der Zubau sauberer Energien scheint endlich mit dem Wachstum der Energienachfrage Schritt gehalten zu haben. Unsere Modellrechnungen deuten darauf hin, dass 2024 das Jahr mit den höchsten Emissionen gewesen sein könnte. Das bedeutet, dass 2025 das erste Jahr mit einem strukturellen Emissionsrückgang sein könnte.“

Basisszenario verfehlt Pariser Klimaziele

Allerdings verfehlt das Basisszenario die Ziele des Pariser Abkommens. Die Emissionen sinken bis 2050 nur um 22 Prozent und sind damit weit entfernt vom Netto-Null-Ziel entfernt. Das entspreche einer globalen Erwärmung von 2,6 Grad Celsius bis 2100. „Dies zeigt, dass der Einsatz allein wirtschaftlich wettbewerbsfähiger Klimalösungen nicht ausreichen wird, um eine Klimakatastrophe abzuwenden.“ Die politischen Entscheidungsträger sollten daher nicht nur die einfachsten Möglichkeiten – erneuerbare Energien, Speicherung und Elektrofahrzeuge – nutzen, sondern auch schwierigere Lösungen wie kohlenstoffarme Wärme, industrielle Dekarbonisierung, CO2-Abscheidung, Wasserstoff und saubere Kraftstoffe in Angriff nehmen. Eine Möglichkeit dafür seien die anstehenden dritten Nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs), die Emissionsverpflichtungen bis 2035, die bei den Unterzeichnern des Pariser Klimaschutzabkommens in diesem Jahr anstehen. Viele Länder, darunter Deutschland, hätten das bisher noch nicht getan.

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