Bundesrat fordert Verabschiedung des „Solarpakets 1“ bis spätestens März

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Das „Solarpaket 1“ fiel im vergangenen Jahr den Haushaltsquerelen der Bundesregierung zunächst zum Opfer. In seiner letzten Sitzung und genau als letzten Tagesordnungspunkt des Jahres 2023 verabschiedete der Bundestag dann noch etwas, was spöttisch bis liebevoll als „Windbeutel“ bezeichnet wurde. Es waren drei Maßnahmen, die aus dem „Solarpaket 1“ herausgenommen und vorgezogen wurden. Sie waren haushaltpolitisch weniger relevant, jedoch wichtig für die Investitionssicherheit und betrafen mehrheitlich die Windkraft – daher die Bezeichnung.

Die Hoffnung, die restlichen Regelungen aus dem „Solarpaket 1“ könnten bereits dann im Januar vom Bundestag verabschiedet werden, zerschlugen sich. Dies liegt auch daran, dass es innerhalb der Bundesregierung noch Meinungsverschiedenheiten über mögliche Resilienzmaßnahmen für die deutsche und europäische Solarindustrie gibt. Diese werden unter anderem vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) gefordert, um den Photovoltaik-Herstellern hierzulande kurzfristig unter die Arme zu greifen. Mit Meyer Burger und Solarwatt haben bereits zwei der größten Hersteller angekündigt, in den kommenden Wochen über eine komplette Stilllegung ihrer Modulwerke in Deutschland zu entscheiden, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht grundlegend ändern.

Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am vergangenen Freitag nun eine Entschließung verabschiedet. Darin wird der Bundestag aufgefordert, „sämtliche Teile des ‚Solarpakets I‘ schnellstmöglich und spätestens mit Vorlage zur nächsten Sitzung des Bundesrates am 22. März 2024 zu beschließen“. Daneben sollten die EEG-Änderungen „zwangsläufig auch Resilienzinstrumente zur Stärkung der europäischen und deutschen Photovoltaikindustrie, sowohl Resilienz-Auktionen als auch Resilienz-Boni als kurzfristig wirkende industriepolitische Instrumente, enthalten“. Nur mit diesen beiden Instrumenten könnten europäische Photovoltaik-Unternehmen unter den aktuellen Bedingungen auf dem Weltmarkt ihre Produktionen dauerhaft fortführen, heißt es vom Bundestag weiter.

In ihrer Begründung verweist die Länderkammer auf den erheblichen wirtschaftlichen Druck für die Solarindustrie, die in den erheblichen Überkapazitäten der asiatischen Hersteller und der vielen Importe von Modulen begründet sei. Diese würden „unterhalb ihrer Selbstkosten auf den Markt gebracht“, so der Bundesrat. Neben den angekündigten Schließungen habe dies auch bereits zu einer Entlassungswelle bei deutschen Photovoltaik-Unternehmen geführt. „Eine Abwanderung dieser strategisch wichtigen Technologiebranche kann nur mit schnellem entschlossenem Handeln auf Bundesebene abgewendet werden“, heißt es in der Begründung des Bundesrats weiter.

Zur Höhe von notwendigen Resilienzboni, die bei der Verwendung von deutschen und europäischen Photovoltaik-Komponenten gezahlt werden sollten, machte der Bundesrat keine konkreten Angaben. Aber er sollte geeignet sein, um die mit dem „Einsatz deutscher (beziehungsweise europäischer) Photovoltaik-Produkte verbundenen Mehrkosten“ auszugleichen. Dabei unterstreicht die Länderkammer in ihrem Schreiben nochmals: „Aufgrund massiver staatlicher Subventionen der Solarproduktion in China werden importierte PV-Produkte in Überkapazität weit unter Produktionskosten auf dem europäischen Markt angeboten. Europäische Hersteller sind diesen Verkaufspraktiken derzeit schutzlos ausgeliefert.“

Mit der Einführung von Resilienzauktionen könne zudem die europäische Wertschöpfungskette mittels der Ausschreibungskriterien gesichert werden. „Der Effekt von Resilienz-Auktionen allein ist jedoch nicht geeignet, die Branche ausreichend zu unterstützen, da das Hausdachsegment das Kerngeschäft der deutschen Photovoltaik-Industrie darstellt“, so der Bundesrat. Dieser sieht den Erhalt der heimischen Solarindustrie als einen entscheidenden Baustein für die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende. Angesichts globaler Spannung seien resiliente Lieferketten und europäische Energiesouveränität unerlässlich. Eine noch stärkere Abhängigkeit von Solarmodulen sei daher nicht der richtige Weg.

In der Entschließung des Bundesrats wird auch die Bedeutung der Solarindustrie für die ostdeutschen Länder betont. Zu fürchten sei der Verlust von zahlreichen hochqualifizierten Industriearbeitsplätzen. Mit Resilienzboni und -auktionen sowie dem vorhandenen technologischen Know-how könnte die Solarindustrie in den kommenden Jahren zu einem signifikanten Wirtschaftszweig heranwachsen und maßgeblich zur Resilienz der Energiewirtschaft beitragen, zeigt sich der Bundesrat überzeugt.

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