Die zwischen mehreren Unternehmen der Solarindustrie ausgetragenen Streitigkeiten um Patentrechte für die Topcon-Technologie (Tunnel Oxide Passivated Contact) gehen in eine neue Runde. In der vergangenen Woche hatte die chinesische Longi Solar ihren ebenfalls chinesischen Wettbewerber Jinkosolar vor dem Jinan Intermediate People's Court in Shandong sowie vor dem Bezirksgericht des Eastern District of Texas verklagt. Jinkosolar wiederum hatte im Januar Klage geben Longi erhoben und zuvor auch schon das indische Photovoltaik-Unternehmen Waaree Energies belangt. Der südkoreanische Photovoltaik-Hersteller Qcells gab im Februar eine Klage gegen mehrere, namentlich nicht genannte Konkurrenten bekannt, die Qcells zufolge unrechtmäßig die ebenfalls hauptsächlich für Topcon-Zellen relevante LECO-Technologie (Laser Enhanced Contact Opening) genutzt haben.
Am Dienstag meldete nun das eigentlich auf die Produktion von Cadmiumtellurid-Dünnschichtmodulen spezialisierte US-amerikanische Unternehmen First Solar eine weitere Klageerhebung. First Solar hatte 2013 das ebenfalls US-amerikanische Unternehmen Tetrasun übernommen und war hierbei nach eigener Darstellung auch in den Besitz von Topcon-Patenten gelangt. Namentlich geht es um das US-Patent Nr. 9.130.074. Es gilt First Solar zufolge bis 2030 und erstreckt sich nicht nur auf die USA, sondern unter anderem auch auf China, die Europäische Union, Malaysia, Südkorea und Vietnam. First Solar hat vor dem Bezirksgericht des District of Delaware Klage erhoben, weil es seine Rechte an dem Patent durch Jinkosolar verletzt sieht.
„Wir haben stets deutlich gemacht, dass wir unsere geistigen Eigentumsrechte in den USA und international aktiv verteidigen werden“, erklärte Jason Dymbort, geschäftsführender Vizepräsident von First Solar. Entsprechende Kontakte zu Jinkosolar seien aber ergebnislos geblieben, und somit „blieb uns keine andere Wahl, als unsere Patentrechte auf dem Rechtsweg durchzusetzen“. Angesichts der Reaktionen, die man von anderen Unternehmen im Zusammenhang mit Patentrechten erhalten habe, geht First Solar davon aus, „dass unsere Klage gegen Jinkosolar die Notwendigkeit für Hersteller von Topcon-Solarzellen bekräftigen wird, innerhalb des klar definierten Rahmens des Rechts des geistigen Eigentums zu agieren.“
Der Rechtsstreit hat eine besondere Komponente, weil First Solar am selben Tag eine Lizensierungsvereinbarung mit Talon PV bekanntgab. Das Unternehmen will im ersten Quartal 2026 die Produktion von Topcon-Solarzellen aufnehmen und bis zum ersten Quartal 2027 eine jährliche Fertigungskapazität von 4 Gigawatt erreichen. Hierfür gewährt First Solar den Angaben zufolge die Nutzung seiner von Tetrasun übernommenen Patente.
Für Talon PV ist die Rechtslage offenbar auch schon vor einem Gerichtsurteil klar: Durch die Partnerschaft mit First Solar könne sein Unternehmen „sicherstellen, dass wir uns von anderen Zellherstellern nicht nur durch die Fertigung in den Vereinigten Staaten unterscheiden, sondern unseren Kunden auch die Sicherheit bieten können, Zellen zu beziehen, die nicht das geistige Eigentum anderer Unternehmen verletzen“, erklärt Vorstandschef Adam Tesanovich.
Ebenfalls am Dienstag gab First Solar auch die Zahlen für 2024 bekannt. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz von 3,32 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf nunmehr 4,21 Milliarden Dollar steigern. Gleichzeitig stiegen die Kosten deutlich weniger stark von 2,02 auf 2,35 Milliarden Dollar, sodass sich der Bruttogewinn von 1,3 auf 1,86 Milliarden Dollar erhöhte.
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