Bundesländer verabschieden 10-Punkte-Programm für den Erhalt der Photovoltaik-Industrie

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Mit einem Plädoyer für eine starke Solarindustrie in Deutschland und Europa endete am Freitag der Solargipfel in Berlin. An dem Treffen nahmen auf Einladung von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) Spitzenvertreter aus mehreren Bundesländern teil, außerdem der Bundesverband Solarwirtschaft und große deutsche Photovoltaik-Hersteller. Bei dem Treffen wurde ein gemeinsames 10-Punkte-Programm der Bundesländer zum Erhalt der Solarindustrie in Deutschland verabschiedet. Dieses Programm soll nun der Bundesregierung, dem Bundestag und der Europäischen Kommission vorgelegt werden.

Erster Punkt ist ein Appell an die Europäische Kommission, die Wettbewerbsbedingungen für die europäische Solarindustrie zu verbessern, unter anderem mit einer Neugestaltung und Entbürokratisierung des europäischen Beihilferechts. Zudem müsse sichergestellt werden, dass nur solche Photovoltaik-Produkte auf dem europäischen Markt zugelassen werden, deren Herstellungsbedingungen den europäischen Qualitätsstandards und perspektivisch den Zielen des European Green Deals entsprechen. Auch die EU-Verordnung zum Verbot von Produkten aus Zwangsarbeit auf dem Unionsmarkt müsse schnellstmöglich wirksam werden.

Die europäische Förderkulisse, so ein weiterer Punkt, müsse insbesondere im Hinblick auf international einheitliche Wettbewerbsbedingungen auf ihre Eignung für das Erreichen einer europäischen Photovoltaik-Produktionssouveränität bis 2030 überprüft und auch auf Regionen ausgeweitet werden, die bisher nur eingeschränkt fördern können. Das Interessenbekundungsverfahren des Bundes „Leuchtturmprojekte der Solarindustrie“ wird begrüßt, allerdings sei unter anderem eine Beschleunigung der einzelnen Verfahrensschritte geboten. Bei den vom Bund konzipierten Solarpakete müssten eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Solarbranche einschließlich der Hersteller der Ausgangsstoffe bewirken.

Mit Blick auf Ausschreibungen und Einspeisevergütung fordert das Papier, zwingend Qualitäts- und Nachhaltigkeitskriterien wie Recycling-Fähigkeit, CO2-Fußabdruck oder Arbeitsbedingungen in der Produktion zu berücksichtigen. Zudem müsse die Verwendung oder der Kauf solcher Solartechnik finanzielle Vorteile bieten.

Für kleine und innovative Photovoltaik-Unternehmen sieht das Papier mehr Unterstützung bei Forschung, Personalgewinnung und Finanzierung vor. Zudem müsse in der gesamten Branche der Bereich Forschung und Entwicklung vorangetrieben werden. Und die Bundesregierung wird gebeten, die Einhaltung gleicher Spielregeln für alle Marktakteure sicherzustellen und ihre mit dem Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) einhergehenden Spielräume zur Stützung der Solarindustrie zu nutzen. Ein Förderwettlauf sei dabei zu vermeiden.

Die Energieminister von Sachsen-Anhalt und Sachsen, Armin Willingmann (SPD) und Wolfram Günther (Grüne), hatten bereits am Donnerstag bei der Energieministerkonferenz in Wernigerode ein schnelles und entschlossenes Handeln für den Erhalt der mitteldeutschen Solarindustrie gefordert. Schon seit einigen Wochen wird über den Preissturz bei den Modulen diskutiert, der vor allem der europäischen Industrie das Leben schwer macht, und inwieweit das mit Dumping und aus den USA umgeleiteten Modulimporten zu tun hat (Modulschwemme und Preissturz – Was ist bekannt?). „Die Solarindustrie in Sachsen und Sachsen-Anhalt ist akut in Gefahr – und damit die europäische Solarindustrie, denn in unseren Bundesländern konzentrieren sich die wichtigsten Unternehmen und Stufen der Wertschöpfung in der EU“, so Wolfram Günther. „Der Kahlschlag der Solarindustrie in den 2010er Jahren, das große Trauma der Branche, darf sich nicht wiederholen.“ Armin Willingmann zufolge bestand bei der Energieministerkonferenz Einigkeit, dass für die Energiewende Module made in Europe gebraucht würden. „Die Abhängigkeit von chinesischen Solarmodulen ist ein industriepolitisches und sicherheitspolitisches Risiko. Was einseitige Abhängigkeiten von nur einem Lieferanten bedeuten, haben wir bei Gas und Öl gesehen.“

In Sachsen und Sachsen-Anhalt konzentriert sich die europäische Solarindustrie. Neben einer vielseitigen Forschungslandschaft werden hier Halbleiter, Zellen, Module, Vorprodukte und Anlagen für die Solarindustrie produziert. Sachsen hat Anfang des Jahres das Netzwerk der europäischen Solarindustrieregionen SIRE initiiert.

 

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