Warum Geiz bei Photovoltaik-Anlagen nicht geil ist

Photovoltaik-Dachanlage, dunkle Wolken

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Irgendwie ist die Photovoltaik-Branche schon eine ganz besondere Branche. In jedem anderen Handwerksbereich schauen Endkunden viel genauer hin, bevor sie einen Handwerker beauftragen. Da werden Referenzen vom vermeintlichen Anbieter eingeholt und darauf geachtet, dass es möglichst ein regionaler Anbieter mit entsprechender Kompetenz ist. Im Solarhandwerk gelten all diese Endscheidungskriterien für so manchen Kunden nicht. Vielfach steht der Preis im Vordergrund und so mancher unerfahrener Kunde fällt auf tolle Internetseiten und Werbungen herein. Und wenn sich so manche Medien dazu berufen fühlen, Angebote und Leistungen zu vergleichen, ist damit dem Endkunden auch nicht wirklich geholfen.

Der Boom bei Photovoltaik-Anlagen hat in den vergangenen Jahren viele Unternehmen angezogen, in die Solarbranche einzusteigen. Darunter finden sich auch schwarze Schafe, die es entweder nicht so ehrlich mit ihren Kunden meinen oder es einfach nicht besser wissen. Für den Endkunden ist es aber auch schwierig, den erfahren Fachbetrieb vom Newcomer zu unterscheiden. Dürfen Heizungs- oder Elektroarbeiten nur vom jeweiligen Meisterbetrieb durchgeführt werden, so können Photovoltaik-Anlagen von jedem installiert, der sich aufs Dach traut. Nur der Anschluss an das öffentliche Stromnetz muss vom Elektrofachbetrieb durchgeführt werden. Für die Installation einer Photovoltaik-Anlage gibt es weder einen Ausbildungsberuf noch eine Meisterausbildung.

Kein Wunder, dass dabei so mancher Murks entsteht, wenn Photovoltaik-Anlagen teilweise von ungelernten Monteuren installiert werden. Schaut ja auch ganz einfach aus. Dabei liegt die Handwerkskunst auch bei der Montage einer Photovoltaik-Anlage im Detail. Falsch installierte Dachhaken führen vielfach zum Ziegelbruch und zu feuchten Dächern, schlecht verlegte Stringleitungen auch schon mal zu gefährlichen Lichtbögen und verschmorten Leitungen. Zahlreiche Fehler werden erst nach Jahren festgestellt, zu einem Zeitpunkt, wenn Gewährleistungen bereits abgelaufen sind und so manche Installateure schon nicht mehr am Markt sind.

Man stellt sich die Frage, warum es nach über 20 Jahren EEG und über 3,7 Millionen installierten Photovoltaik-Anlagen in Deutschland noch keine Vorgabe gibt. Vielleicht liegt es daran, dass die Installation einer Photovoltaik-Anlage verschiedene Gewerke wie das Elektro-, Dachdecker-, Zimmerei- oder das Metallhandwerk berührt und sich keine Innung so richtig verantwortlich fühlt. Diese Situation bietet die Möglichkeiten für den aktuellen Wildwuchs. Der Leidtragende ist nicht nur der Kunde, sondern auch die Unternehmen, die seit Jahren eine ordentliche Arbeit abliefern.

Einen seriösen Anbieter erkennt man bereits daran, wie eine Anfrage angenommen und abgearbeitet wird, an einer ordentlichen Anlagenplanung, einem aussagekräftigen und detailliertem Angebot. Verantwortungsvolle Anbieter bleiben auch nach der Installation ihren Kunden als Ansprechpartner und für einen möglichen Servicefall erhalten.

Im Folgenden findet sich eine Checkliste, auf was Kunden bei ihrer Wahl achten sollten, damit ein vermeintlich günstiges Angebot nicht zum Bumerang wird:

  • Seit wann ist der Anbieter im Solargeschäft tätig? Über wie viele Referenzen verfügt der Anbieter. Ein Blick ins Handelsregister ist im Zweifel hilfreich: handelsregister.de
  • Sind im Angebot alle Positionen im Detail beschrieben? Heißt es im Angebot häufig „oder vergleichbar“, sollte man das streichen lassen.
  • Wie wird das Unternehmen im Internet bewertet und wie viele Bewertungen hat das Unternehmen? Sind die Bewertungen aussagekräftig und von echten Kunden?
  • Handelt es sich um einen regionalen Anbieter und wie groß ist die Entfernung zum Standort? Regionale Handwerker fühlen sich langfristig ihren Kunden mehr verpflichtet.
  • Hat der Anbieter Referenzen in der Nähe und kann man mit Bestandskunden in Kontakt treten?
  • Macht der Anbieter persönliche Ortstermine und Beratungsgespräche oder wird nur über Videotermine verkauft?
  • Kann man sich die Produkte am Standort des Anbieters ansehen?
  • Wird die Anlage vom Unternehmer selbst, einem angestellten Mitarbeiter oder von einem Handelsvertreter verkauft?
  • Seit wann hat der Anbieter das angebotene Material im Programm und wie viele Anlagen wurden damit bereits von ihm realisiert? Referenzen nennen lassen.
  • Woher kommt das Material und wer ist Garantiegeber? Ist der Sitz der Gesellschaft innerhalb der EU?
  • Hat der Anbieter die entsprechenden Zertifizierungen der Hersteller, besonders der Speicherhersteller, vorliegen?
  • Montiert und installiert der Anbieter die Anlagen selbst oder ausschließlich über Subunternehmer?
  • Welche Gesellschaftsform hat der Anbieter? Eine UG liefert nur wenig Sicherheit für den Kunden.
  • Handelt es sich um einen Handwerks-Meisterbetrieb oder um ein reines Vertriebsunternehmen?
  • Bietet der Anbieter einen Service an, für den Fall, dass eine Störung auftritt?

Peter Knuth, Gründer und Geschäftsführer von Enerix

— Der Autor Peter Knuth ist Geschäftsführer und Mitbegründer von Enerix. Die Technik rund um die Photovoltaik hat er von der Pike auf gelernt, Photovoltaik-Anlagen auf Dächern selbst montiert und elektrisch ans Netz angeschlossen. 2007 fiel zusammen mit seinem Geschäftspartner und engem Freund Stefan Jakob der Entschluss zur Gründung von Enerix.  Die vielfach ausgezeichnete Fachbetriebskette für Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher und Wärmepumpen wurde in Bayern als erstes Franchisesystem in der Energiebranche gegründet. Die beiden Gründer gelten als echte Solarpioniere und sind seit über 20 Jahren in der Solarbranche tätig. https://www.enerix.de/

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