Module derzeit teuer und kaum verfügbar – Änderung der Marktlage nicht in Sicht

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Eigentlich ist die Photovoltaik-Branche ganz gut durch die weltweite Corona-Pandemie gekommen – dennoch will wohl derzeit kaum jemand mit EPC-Unternehmern in Europa tauschen. Es ist immer wieder zu hören, dass viele Photovoltaik-Freiflächenprojekte verschoben werden. Der Grund sind die aktuell hohen Modulpreise – gepaart mit enorm gestiegenen Transportkosten seit dem vierten Quartal 2020. Viel zu wenige Container sind derzeit in Asien, speziell China, verfügbar, um die Solarmodule nach Europa zu bringen. Hinzukommt, dass viele Unternehmen, Verluste aus Zeiten der Pandemie wieder erwirtschaften müssen.

Doch das ist nicht das einzige Dilemma für europäische Projektierer großer Photovoltaik-Anlagen. Seit kurzem hat die chinesische Regierung die Stromzufuhr rationiert. Davon betroffen sind auch die Gigawatt-Produktionsstätten der chinesischen Photovoltaik-Hersteller. „Sie verschicken derzeit Briefe und E-Mails an ihre Kunden, dass sie ihre Kapazitäten herunterfahren müssen“, sagt Michael Nöding, Account Manager für große EPC-Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei PVO International, im Gespräch mit pv magazine. Dabei beriefen sie sich auf höhere Gewalt, um mögliche Strafen für Vertragsbruch zu umgehen.

Ob dies vor einem Gericht standhalten würde, ist schwer einzuschätzen. Auf jeden Fall würde sich eine solche  Klärung über Monate hinziehen – Zeit, die Projektierer mit ihren engen Zeitplänen meist nicht haben, gerade wenn sie ihre Projekte in den Winter oder das nächste Frühjahr verschoben haben. Nöding empfiehlt daher eine enge Kommunikation mit den entsprechenden Lieferanten um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten.

Nach einer ersten Einschätzung von Analysten droht China trotz der derzeitigen Rationierungen im Winter ein Stromdefizit. „Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt läuft Gefahr, nicht genügend Kohle und Erdgas zu haben, die zum Heizen von Haushalten und zum Betreiben von Fabriken verwendet werden, und das trotz der im vergangenen Jahr unternommenen Anstrengungen, Brennstoffvorräte anzulegen, da die Konkurrenten in Nordasien und Europa um ein begrenztes Angebot konkurrieren“, heißt es etwa von Bloomberg dazu.

Dazu komme, dass die Gas- und Kohlepreise derzeit durch die Decke gingen, was zu astronomischen Strompreisen im Land führen könnte, was erhebliche Auswirkungen auf die Produktionen im Land hat. „Wenn die Kohle- und Gaspreise im kommenden Winter auf hohem Niveau bleiben, ist das Risiko einer Stromkrise groß“, so eine Analystin bei IHS Markit. Daher habe die chinesische Regierung die Energieversorger bereits jetzt angewiesen, sich besser als in der Vergangenheit vorzubereiten. Allerdings führt dieses „Energiesparen“ nun zum Herunterfahren von Produktionskapazitäten in China.

„Uns fehlt es an einer nicht-asiatischen Alternative“, sagt Nöding. Er meint damit großskalige integrierte Photovoltaik-Produktionen in Europa. In den vergangenen Jahren sind ein Großteil der Produktionen in Europa verschwunden, dafür werden in Asien und speziell China immer neue und größere Kapazitäten von den dortigen Photovoltaik-Herstellern aufgebaut. Diese Abhängigkeit von China schlägt sich mittlerweile auch in den Preisen nieder und komme der Verhinderung der Energiewende hierzulande gleich. „Aktuell sehen wir ein Niveau, was es zuletzt 2018 oder 2019 gab, und weitere Preissteigerungen sind vor dem Hintergrund der Stromrationierungen in China und steigenden Rohstoffpreisen – insbesondere Silizium – absehbar“, sagt Nöding. „Derzeit haben wir einen klaren Verkäufermarkt.“ Es gebe ein geringes Angebot an Modulen und eine extrem hohe Nachfrage – in China und weltweit. „Die Unternehmen in Europa sind die Leittragenden.“

Die Hersteller in China können die Preise für ihre Module bestimmen und tun dies auch, wie das aktuelle Preisniveau zeigt. Nöding geht nicht davon aus, dass es in diesem Jahr die sonst üblichen Lagerabverkäufe der chinesischen Hersteller zum Jahresende geben wird. Frühestens ab Ende der zweiten Quartals 2022 erwartet er wieder ein deutlich niedrigeres Preisniveau für PV-Module. PVO International empfiehlt allen Projektierern dringend, sich rechtzeitig um den Einkauf der Solarmodule zu kümmern um solide aufgestellt zu sein. Der Zeitpunkt des Einkaufs ist aktuell und zukünftig wesentlich wichtiger als die Menge der bestellten Module.

Die aktuell deutlich höheren Modulpreise verhageln jedoch vielen EPC-Unternehmen in Europa ihre Wirtschaftlichkeitsrechnung. Daher sind viele geplante Solarparks für 2021 verschoben worden in den Winter oder sogar auf das nächste Jahr. Langsam müssten die Projektierer jedoch abwägen, ob sie die höheren Modulpreise in Kauf nähmen oder doch eher Strafzahlungen für die verzögerte Realisierung von Ausschreibungsprojekten, so Nöding. In manchen Fällen drohe auch der Verlust des Pachtvertrags, wenn der Bau der Projekte nicht beginne.

Nöding sieht eine „relativ einfache Lösung“ für das Dilemma der EPC-Firmen. „Sie müssen ihre Photovoltaik-Anlagen einfach mit höheren Einkaufspreisen kalkulieren. Wenn am Ende doch günstiger – als in der Vorkalkulation angenommen – eingekauft wird, freuen sich Projektierer und Investor“, so sein Rat. Für die bereits kalkulierten und in den Startlöchern stehenden Photovoltaik-Freiflächenprojekte kommt dieser Rat leider zu spät.

Wie sich die Lage in China weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Diese Woche erwartet Nöding keine neuen Nachrichten – China macht Urlaub. Ab dem 11. Oktober werde man dann weitersehen.

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