„In diesem Jahr könnte der zweimillionste Heimspeicher installiert werden“ – BVES verkündet Branchenzahlen

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Nachdem 2023 die Grenze von einer Million Heimspeichern in Deutschland durchbrochen wurde, erwartet der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) für das laufende Jahr auch die Zwei-Millionen-Speicher-Grenze zu erreichen. Diese und noch weitere Kennzahlen der Energiespeicherbranche gab der Verband am Donnerstag in einer Pressekonferenz auf der Messe Volta X in Stuttgart bekannt.

BVES-Bundesgeschäftsführer Urban Windelen attestiert der Branche ein überdurchschnittliches Wachstum in allen Marktsegmenten. Wobei es einen „schlafenden Riesen“ gebe. Damit meinte Windelen den Sektor der Gewerbe und Industriespeicher. In diesem Bereich gebe es noch erhebliche Potenziale, die aktuell ungenutzt blieben.

Insgesamt wuchs der Umsatz der Energiespeicherbranche von 10,8 Milliarden Euro 2022 auf 15,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr an. Das Wachstum lässt sich fast ausschließlich dem ohnehin sehr ausgeprägten Haushaltssektor zuschreiben. Haushalte gaben 2023 fast 11,1 Milliarden Euro für Heim- und Wärmespeicher aus, im Vorjahr waren es noch 6,4 Milliarden Euro. In seiner Auswertung der Vertriebszahlen zieht der Verband hier die Umsätze aus Batterie- und Wärmespeichern zusammen. Wärmespeicher machen mit 7,3 Milliarden Euro den Löwenanteil hiervon aus. Stromspeicher kommen auf 3,8 Milliarden Euro Umsatz 2023 – mehr als das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr.

In den beiden anderen Sektoren der Großspeicher als Netzinfrastruktur gab es bei den Umsätzen weniger Bewegung. Netzspeicher kamen auf 2,6 Milliarden Euro, ein Plus von 100 Millionen Euro. Bei den Industrie- und Gewerbespeichern verzeichnete der Verband ein Plus von 200 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro.

Auch für das laufende Jahr wird ein kräftiges Wachstum von 42 Prozent beim Umsatz mit Batterie- und Wärmespeichern in Haushaltsgröße erwartet. Insgesamt 15,8 Milliarden Euro allein in diesem Sektor erwartet der BVES. Batteriespeicher sollen hierbei der Prognose zufolge 4,8 Milliarden Euro erreichen. Der Haupttreiber sei weiterhin der Wunsch, die eigene Energieversorgung ein Stück weit unabhängiger zu gestalten und so krisenfester zu werden. Die gefallenen Energiepreise im vergangenen Jahr konnten daran nichts ändern.

Hinzu kommt, dass sich zahlreiche Haushalte ein Elektroauto zugelegt haben und dieses durch einen Speicher zu möglichst großen Teilen mit Photovoltaik-Strom vom eigenen Dach beladen wollen. Das führt auch dazu, dass die Batteriespeicher im Durchschnitt etwas größer werden.

„Der Markt für Heimspeicher ist in diesem Zuge aber auch zu einem Commodity-Markt geworden, bei dem Käufer sich sehr stark am Preis orientieren“, sagt Windelen. Das Marktwachstum bei Heimspeichern sei asiatischen Herstellern zugute gekommen. Der Anteil der in Deutschland produzierten Speicher bei den Neuinstallationen habe sich hingegen halbiert. Ähnlich wie schon bei Solarmodulen spricht der BVES auch hier von einer gewissen Resilienz, die in einer wie auch immer gearteten Politik den Ausbau der deutschen Heimspeicherbranche zum Ziel haben müsse.

Der „schlafende Riese“ ist das Segment der Gewerbe- und Industriespeicher. Es gab zwar einen leichten Anstieg zum Vorjahr, aber das Potenzial dieses Segments sei noch lange nicht erreicht. Ein wichtiger Treiber für den aktuellen Anstieg sei der Ausbau von Ladeinfrastruktur auf Unternehmensparkplätzen. Hierfür werden häufig Pufferspeicher installiert.

In diesem Jahr könnte der Markt immerhin um 20 Prozent zulegen, da das produzierende Gewerbe die stark steigende Netzkosten vermeiden wollen wird. Entsprechend wird das Streben nach Eigenversorgung aus Photovoltaik und Batteriespeicher steigen. Die altbekannten Hemmnisse aus mangelnder Investitionssicherheit, langwierigen Genehmigungsprozessen und mangelnden Anreizen zum Anbieten von Flexibilität werden den Markt nach Einschätzung des BVES aber auch im Jahr 2024 deutlich unter seinem Potenzial halten.

Bei den Netzspeichern sei der deutsche Markt jetzt auf einem Niveau von 1,5 Gigawattstunden Kapazität bei 1,3 Gigawatt Leistung angekommen. Die Nachfrage basiert zu einem großen Teil auf den stark schwankenden Spotmarkt-Strompreisen, was zu einem soliden Geschäftsmodell für Arbitrage führt. Die Bedingungen sind sogar so gut, dass seit langer Zeit wieder Kapazitätsvergrößerungen bestehender Pumpspeicherkraftwerke geplant seien. Zudem würde auch der Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke geplant. Der Umsatz mit Pumpspeicherkraftwerken dürfte dem BVES zufolge in diesem Jahr um 200 Millionen Euro steigen, der Umsatz mit Batteriespeichern für Netzinfrastruktur um mehr als 400 Millionen Euro.

Mit Blick in die Zukunft, sagt Bundesgeschäftsführer Windelen: „Die große politische und regulatorische Unsicherheit bleibt weiterhin die größte Hürde für die Branche. Obwohl Regierung und Bundestag durchaus konstruktive Ansätze zeigen, wie die lang erwartete Stromspeicherstrategie zeigt, ist immer noch unklar, wie und bis wann sie konkret umgesetzt werden sollen.“

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