Virtuelle Bilanzierungsgebiete für öffentliche Ladepunkte erprobt

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Das Elektroauto unterwegs so günstig laden wie zu Hause, mit dem Fahrstrom-Tarif der örtlichen Stadtwerke oder sogar mit dem Photovoltaik-Strom vom eigenen Dach; wie das gehen kann, zeigte ein Versuch im südlichen Baden-Württemberg. Ein Verbund aus Transnet BW, den Energieversorgern Badenova und Stadtwerk am See sowie dem Startup decarbon1ze konnte im Forschungsprojekt Banula (barrierefreie und nutzerfreundliche Lademöglichkeiten) ein virtuelles Bilanzierungsgebiet bewirtschaften.

Bei einem virtuellen Bilanzierungsgebiete werden mithilfe einer Blockchain die genauen Lademengen einzelner Ladepunkte erfasst, sauber bilanziert und allen Marktakteuren zugänglich gemacht. So können die Betreiber von Ladepunkten und Verteilenden und Stromanbieter neue Angebote für Autofahrer schaffen und Netze leichter stabilisieren.

Mit dem Markthochlauf der Elektromobilität tummeln sich die Betreiber von Ladepunkten. Anders als bei Tankstellen können nicht alle Autofahrer beliebig jede Ladesäule ansteuern, da teilweise unterschiedliche Ladeverträge mit unterschiedlichen Ladekarten nötig sind. Für Nutzer ergebe sich daraus ein Mangel an Komfort und Transparenz, so die Projektpartner.

Laden wie zu Hause

Daher sollten Ladepunktbetreiber befähigt werden, ihre Ladepunkte unabhängig vom Vertrieb und der Beschaffung des Ladestroms zu betreiben. Das sorge für Wettbewerb und Transparenz. Konkret geht es um eine Vermarktungsmöglichkeit für Ladepunktbetreiber, die Ladesäule als Hardware anzubieten und den Strom anderer Stromanbieter durchzuleiten. Die Betreiber erhalten dafür einen Obolus, der anteilig auf den Preis pro Kilowattstunde draufgerechnet wird.

„Die neue Möglichkeit, den Stromvertrag zum intelligenten Ladepunkt mitzunehmen, ermöglicht ‚echten Fahrstrom‘, der auch korrekt bilanziert wird, und damit neue und innovative energiewirtschaftliche Angebote für Flotten von Stromlieferanten und Elektromobilitätsdienstleistern. Ladepunktbetreiber können damit bei Ausschreibungen punkten“, erklärt Knut Hechtfischer, CEO von decarbon1ze.

Um das zu ermöglichen, muss jeder Ladevorgang bilanziert werden. Das übernimmt das Startup decarbon1ze mithilfe von Blockhain-Technologie. So kann an jeder Ladesäule trennscharf jeder Ladevorgang einzeln bilanziert werden. Auf einer einheitlichen Plattform, auf die Ladestromanbieter, Verteilnetzbetreiber und Ladepunktbetreiber gleichermaßen Zugriff haben, wird diese virtuelle Bilanzierung dargestellt. So wird das unabhängige Laden möglich.

Kunden aus Freiburg können in Breisach laden

„Kunden des Stadtwerks am See aus Friedrichshafen konnten problemlos ihr Elektroauto an der Ladesäule der Badenova in Breisach mit dem vom Stadtwerk am See eingekauften Strom laden – ohne Roaming-Kosten. Gleichzeitig konnten Bestandskunden von Badenova sowie Roaming-Kunden an derselben Ladesäule weiterhin von Badenova unter Anwendung der ladevorgangsscharfen Bilanzierung versorgt werden“, sagt Hannes Meyer-Schönbohm, Projektleiter Elektromobilität beim Energiedienstleister Badenova aus Freiburg.

Das Projekt soll auch für Netzstabilität sorgen. Netzbetreiber können durch die genaue Bilanzierung Einblick in die Ladelast ihres Netzes erhalten. Zudem sollen die Informationen aus der virtuellen Bilanzierung auch dazu dienen, netzdienliche Maßnahmen frühzeitig einzuleiten. Die Bereitstellung von Netzstabilität soll in weiteren Phasen des Forschungsprojekts erprobt werden.

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