Rystad: 40 Gigawatt Solarmodule aus China im Wert von 7 Milliarden Euro in europäischen Lagern

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Die Lager in Europa sind anscheinend randvoll mit Solarmodulen aus China gefüllt. Wie die Analysten von Rystad am Mittwoch erklärten, finden sich aktuell Photovoltaik-Module mit einer Gesamtleistung von etwa 40 Gigawatt in europäischen Lagern. Ihr Wert belaufe sich auf insgesamt etwa 7 Milliarden Euro.

40 Gigawatt – das entspricht etwa dem Photovoltaik-Zubau in ganz Europa  im vergangenen Jahr. Bis Ende des Jahres erwarten die Rystad-Analysten jedoch weitere Lieferungen, so dass die Lagerbestände auf etwa 100 Gigawatt anwachsen könnten. Denn die Analysten haben seit dem Jahresanfang jeden Monat noch höhere Importe als in den Vorjahresmonaten festgestellt. So seien sie etwa im März sogar nochmal um 51 Prozent höher gewesen, im Mai nur um sechs Prozent über dem Importniveau von vor einem Jahr. Die Analysten rechnen damit, dass in diesem Jahr voraussichtlich rund 120 Gigawatt an Solarmodulen nach Europa importiert werden, bei einem Photovoltaik-Zubau von etwa 63 Gigawatt auf dem Kontinent.

Die europäischen Ausgaben für Photovoltaik-Importe haben sich nach der Analyse in den vergangenen fünf Jahren fast vervierfacht. Lagen sie 2028 noch bei etwa 5,5 Milliarden Euro waren es 2022 mehr als 20 Milliarden Euro. Dabei kommen immer mehr Solarmodule direkt aus China nach Europa. 18,5 Milliarden Euro und damit 91 Prozent der gesamten Photovoltaik-Importausgaben entfielen auf chinesische Produkte. Die Dominanz der chinesischen Photovoltaik-Hersteller bei der Produktion habe auch Auswirkungen auf die Preise. So führte eine Verknappung beim Polysilizium in den Jahren 2021 und 2022 bei einer gleichzeitig steigenden Photovoltaik-Nachfrage weltweit zu höheren Preisen. Dabei können Rystad zufolge die chinesischen Hersteller die Konkurrenz zunehmend preislich unterbieten. Nach der Analyse kosten hergestellte Module oft nur noch zwei Drittel der in Europa hergestellten Produkten.

„Die europäischen Länder suchen verzweifelt nach einer erschwinglichen Photovoltaik-Infrastruktur, um ihre Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien voranzubringen, die Dekarbonisierung voranzutreiben und hohe Preise für neue Kapazitäten zu vermeiden“, erklärte Marius Mordal Bakke, Senior Supply Chain Analyst bei Rystad Energy. „Obwohl Anstrengungen unternommen werden, um eine verlässliche Photovoltaik-Lieferkette in Europa aufzubauen, bedeutet der aktuelle Bedarf an Solarmodulen, dass die führenden Unternehmen nicht bis 2025 oder später warten können, um europäische Module zu kaufen.“

Konkret hat sich die EU das Ziel gesetzt, bis 2025 insgesamt 30 Gigawatt an Produktionskapazitäten entlang der Photovoltaik-Wertschöpfungskette aufzubauen. Bis 2030 sollen dann 40 Prozent der Solarmodule in neu installierten Photovoltaik-Anlagen auf dem Kontinent selbst gefertigt werden. Noch ist es aber schwer, mit der ausländischen Konkurrenz Schritt zu halten. Rystad zufolge stieg von 2021 bis 2022 stieg die Menge der von den europäischen Ländern importierten chinesischen Solarmodule um 112 Prozent auf rund 87 Gigawatt. Angesichts des Zubaus von rund 40 Gigawatt habe dies zu einer beträchtlichen Lücke von fast 47 Gigawatt im Jahr 2022 in Bezug auf gelieferte und installierte Module geführt.

Die Lücke zwischen der Leistung der importierten Solarmodule und dem tatsächlichen Zubau in Europa wird immer größer.

Grafik: Rystad

Niederlande sind Importmeister

Die Importe gehen in mehrere wichtige Zielländer, darunter die Niederlande, Spanien, Deutschland, Polen, Frankreich, Griechenland, Italien und das Vereinigte Königreich, wie die Analysten erklären. Spitzenreiter bei den chinesischen Photovoltaik-Importen seien 2022 die Niederlande gewesen mit knapp 45 Gigawatt und damit etwa dem Zehnfachen des Zubaus im eigenen Land. Auch Spanien, Deutschland und Frankreich importierten mehr Solarmodule aus China als sie selbst installierten, so Rystad.

Angesichts der Engpässe bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen – wie Arbeitskräftemangel und kritische Materialverzögerungen -, die wahrscheinlich bis 2025 anhalten werden, erwarten die Analysten, dass die Preise für Solarmodule wahrscheinlich nicht wesentlich steigen werden. Zugleich könnten die in den Lagern befindlichen Solarmodule wegen des derzeitigen Technologiewandels von P-Typ- zu N-Typ-Zellen sowie etwaige Anreize für den Kauf von in Europa hergestellten Solarmodulen an Attraktivität verlieren. Dies ist allerdings eher perspektivisch der Fall, da kurzfristig ein großer Aufbau von Photovoltaik-Produktionskapazitäten eher unwahrscheinlich scheint.

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