Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Freitag sein Konzept „Wettbewerbsfähige Strompreise für die energieintensiven Unternehmen in Deutschland und Europa sicherstellen“ vorgelegt. Es sieht einen zweistufigen Industriestrompreis vor. „Die Industrie soll von günstigem Strom aus erneuerbaren Energien profitieren – über einen langfristigen Transformationsstrompreis“, erklärte Habeck. „Der massive Ausbau von erneuerbaren Energien wird mit klugen Instrumenten für den direkten Zugang der Industrie zu billigem grünem Strom gekoppelt.“
In dem Konzept wird vorgeschlagen, den Strom aus neuen Erneuerbaren-Anlagen zu Preisen nahe der Gestehungskosten an die Industrie weiterzureichen. Voraussetzung sei, dass diese Anlagen über Contracts for Difference (CfD) finanziert werden. Gleichzeitig sollen die PPA-Abschlüsse zwischen den Erzeugern und den Industrieunternehmen mit Bürgschaften abgesichert werden, um die Risikoprämien dieser Verträge zu reduzieren. Vorbild dafür sei das norwegische Modell. Zugleich wolle das Bundeswirtschaftsministerium auch den Zugang zu PPA-Modellen für für mittelständische Unternehmen verbessern.
Deutschlands Wohlstand basiere auf einer starken industriellen Basis. Die aktuelle Lage an den Strommärkten stelle aber besonders die energieintensiven Industrien vor große Herausforderungen. „Deutschland braucht seine Grundstoffindustrien genauso wie neue Zukunftsindustrien. Die deutsche Industrie hat sich auf den Weg gemacht und ist bereits dabei ihre Prozesse umzustellen, die es für eine klimaneutrale Produktion weltweit braucht“, sagte Habeck weiter. Sein Konzept sei als Unterstützung gedacht und solle Arbeitsplätze sichern. „Unser Vorschlag ist die Antwort auf einen deutlichen Wunsch aus der Breite der Gesellschaft – überparteilich, aus Bund und Ländern, von Verbänden und Gewerkschaften. Und mit diesen werden wir jetzt darüber diskutieren“, so Habeck weiter.
In einem ersten Schritt soll es bis 2030 einen „Brückenstrompreis geben, da keine Zeit zum Warten bleibe. „Er sichert die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Unternehmen in den 20er-Jahren, Arbeitsplätze und Standorte. Konkret sichern wir so gute Arbeitsplätze, komplexe Wertschöpfungsketten und hoch innovative Unternehmen, die sich gerade transformieren“, sagte Habeck. Für einen „klar definierten Empfängerkreis“ soll so ein „Brückenstrompreis“ von sechs Cent pro Kilowattstunde gewährt werden. Die Unternehmen sollen die über diesem Preis liegende Differenz zu den Börsenstrompreisen erstattet bekommen. Maßgeblich sei dabei der durchschnittliche Börsenstrompreis in dem jeweiligen Jahr. Damit will das Ministerium Anreize setzen, dass sich die Unternehmen ihren Strom möglichst kostengünstig und marktdienlich beschafften. Zudem sollen Effizienzanreize gesetzt werden, da der „Brückenstrompreis“ nur für 80 Prozent des Verbrauchs der Unternehmen gelten soll. Es würden auch klare Bedingungen gelten. Das Bundeswirtschaftsministerium zählte dabei Tariftreue, Transformationsverpflichtung, Standortgarantie auf. „Wir wollen Dauersubventionen vermeiden. Daher schlagen wir eine Brücke vor, die dann in eine Zukunft mit niedrigen erneuerbaren Strompreisen und ohne Subventionen führt“, so Habeck.
Die EU-Energiekommissarin Kadri Simson hatte sich vor einigen Wochen skeptisch zu den Plänen für einen Industriestrompreis aus Deutschland geäußert.
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Zitat aus dem Artikel.
Die EU-Energiekommissarin Kadri Simson hatte sich vor einigen Wochen skeptisch zu den Plänen für einen Industriestrompreis aus Deutschland geäußert. Zitat Ende.
Ich hatte ihre Skepsis, wahrscheinlich aus anderen Gründen, damals geteilt.
Siehe hier.
https://www.pv-magazine.de/2023/03/15/eu-kommission-macht-vorschlag-zur-strommarktreform-merit-order-bleibt/
Meinen Kommentar wo es wie folgt heißt
An die.. „Kosten“.. der fossilen Erzeugungen sind die Strompreise gekoppelt. Leider ist der ..„Nutzen“ ..der Erneuerbaren nicht an die Strompreise gekoppelt, sonst wären mit einem Schlag alle Spatzen gefangen. Strompreisbremse und Doppel Wums wären kein Thema, weil der Merit Order Effekt , den die EE auslösen, ganz alleine die Preise im Zaum halten würde.
Womit wir wieder bei dem wären, was ich hier das „Faule Ei“ nenne, das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde.
Zitat Ende.
Warum auch immer, um den „Nutzen“ den die Erneuerbaren durch den Merit Order Effekt auslösen, hatte Patrick Graichen schon als Chef der Agora Denkfabrik, einen Bogen gemacht wie der Teufel um das Weihwasser., nicht anders ist es jetzt, als Staatssekretär bei Habeck.
Möglicherweise müsste er sich dann die Frage gefallen lassen, weshalb ihm das erst jetzt auffällt, wo dieses „Faule EI“ das der Energiewende ins Nest gelegt wurde, doch schon 2010 mit der bekannten Ermächtigungsverordnung konstruiert wurde.
Für neu hinzugekommene Leser sie im Folgenden unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Seit dem die Erneuerbaren nicht mehr den Versorgern „physisch“ zugeteilt werden, wurde ihnen der preis mindernde Merit Order Effekt genommen.
Und wie das geschieht, kann man im Folgenden meinen Kommentaren entnehmen
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
Besonders dem vom 06.Jan.Um 21.49 Uhr, wo ich anhand der Merit Order Grafik versuche deutlich zu machen, wie „P1 auf P2 sinkt“
Ohne dieses „Faule Ei“ müsste man heute viel weniger rummurksen, um die Preise im Griff zu behalten.
Warum genau noch einmal soll Solarstrom verschenkt werden und Fossilien dürfen weiterhin Rekordgewinne einfahren?
Wer genau wird hier noch einmal gefördert von Gas-Robert?
Dirk Schiller schreibt.
Warum genau noch einmal soll Solarstrom verschenkt werden und Fossilien dürfen weiterhin Rekordgewinne einfahren?
@ Dirk Schiller.
Weil der Robert Habeck, mit dem Merit Order Effekt den die Erneuerbaren auslösen, offensichtlich wenig anzufangen weiß, und der Patrick Graichen, sein Staatssekretär, – warum auch immer – schon als Chef der Agora Denkfabrik um dieses, für die Energiewende essenzielle Thema, einen großen Bogen gemacht hat. .
Wie es tatsächlich gehen kann, wird in meinem obigen Kommentar
deutlich.
Es mutet schon wie ein Witz an. Kürzlich habe ich bei ntv in der Nachrichtenleiste gelesen: DAX auf Rekordhoch. Und gleich danach: Habeck will Industriestrompreis auf 6 ct/kWh reduzieren. Mein Ex-Versorger eprimo (Eon-Anhängsel) hat meinen Strompreis auf 52 ct/kWh erhöht. Womit soll die Industrie denn noch gepampert werden, damit sie „wettbewerbsfähig“ wird: mickrige Löhne? Der Arbeitende kann sich ja vom Hartz 4-Amt aufstocken lasse. Ach, gibt es schon. Vielleicht sollte man die Industrie von allen Steuern befreien? Ach, machen die ja zum Teil schon selbst durch Steuertricks und Steueroasen. Oder Fördergeld für alle Firmen die sich jetzt schon dumm und dämlich verprofitieren? Ach gibts ja schon für Tesla in Grünheide oder Chipfabriken in Magdeburg. Oder vielleicht Sozialabgaben nur für die Arbeitenden?
Der Schuldenminister von der FDP hat schon abgewunken. Kein Spielraum für Supersubvention des Industriestrompreises. Also, wer wird es bezahlen? Der Bürger durch noch höhere Strompreise. Es wird ja schon gemutmaßt: 1 €/kWh. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.
Herr Habeck soll lieber die Bürokratie abbauen die in Deutschland inzwischen alles blockiert und issinnige Kosten verursacht.
Es nutzt auch nichts wenn die Großindustrie 6 Cent zahlt und der Mittelstand geht.
Die energieintensive Industrie sollte dringend einen großen Anreiz behalten, selbst zumindest große Teile ihres benötigten Stroms mit EE zu sehr günstigen Preisen zu erzeugen. Erst wenn dieses Potenzial ausgeschöpft ist, dürfte sich meiner Meinung nach die weiterführende Diskussion öffnen.
Aber solange die Anlagen laufen, ohne dass die Energie selbst sehr günstig produziert wird, verfliegt durch weitere Subventionen ja jeder Anreiz an dieser Stelle tätig zu werden.
Subventionen sind aus meiner Sicht in diesem Bereich sicherlich oft sinnvoll (volkswirtschaftlich), aber sie dürfen kein Freifahrtschein für sorgenlose Produktion sein. Nur, wenn man erstmal selbst durch eigene Energieproduktion regenerativer Art mithilft, und es danach weiterhin eng wird, dann könnte man diskutieren. Aber erst gehören die Dächer voll und ggf. Windkraft auf’s Gelände. Über Wasserstoff rede ich dabei noch gar nicht – erst einmal die Bascis.
Viele Unternehmer sind da ja schon vorbildlich dabei! Die, die noch nichts gemacht haben, sollten in die Puschen kommen anstatt bei der FDP um Geld zu betteln.
Ein vorgeschlagener Industriestrompreis von 6 cnt/kWh entbindet auf dem Weg dahin zukünftig jedes Unternehmen, über eine sinnvolle Eigenproduktion durch PV oder Wind auch nur ansatzweise nachzudenken!
Robert!!! bitte zur Nachschulung!
Hat ein Wirtschaftsminister keinen Anspruch mehr auf wirklich fachwissende Berater? Schade!
Das wundert mich aber. Laut Frau Kemfert ist erneuerbarer Strom der billigste überhaupt. Warum muss dann das Land mit dem höchsten Anteil an erneurbarem Strom seinen Industriestrompreis subventionieren?
Eigentlich müsste Deutschland den niedrigsten Strompreis weltweit haben laut unseren Experten.
HD schreibt.
. Warum muss dann das Land mit dem höchsten Anteil an erneurbarem Strom seinen Industriestrompreis subventionieren?
@ HD
Weil das Land mit dem höchsten EE Anteil, den.. „Nutzen“.. der Erneuerbaren seit 2010 systematisch ausgeklammert hat. Das Gegenteil ist seit 2010 sogar der Fall. Von da an gilt, je niedriger die Börsenpreise für Strom, desto höher die EEG Umlage.
Siehe hier.
https://www.iwr-institut.de/images/seiteninhalte/presse/grafiken/strompreis_terminmarkt.png
Alleine zwischen 2011 und 2016 haben sich die Beschaffungskosten für die Versorger fast halbiert, und genau deswegen ist die EEG Umlage von 3,530 auf 6,354 Cent/kWh gestiegen.
Siehe dazu auch meine folgenden Kommentare.
https://www.pv-magazine.de/2023/01/04/co%e2%82%82-emissionen-2022-in-deutschland-kaum-gesunken/
Besonders den vom 06.Jan. Um 21.49 Uhr, wo ich anhand der Merit Order Grafik deutlich mache, wie P1 zu P2 wird.