pv magazine: Der Zweckverband Lausitzer Seenland hat sich gegen schwimmende Photovoltaik-Anlagen ausgesprochen. Ist das richtig und was ist der Grund dafür?
Daniel Just: Die Verbandsversammlung des Zweckverbands Lausitzer Seenland Sachsen hat in ihrer Sitzung am 05.10.2021 den Beschluss gefasst, schwimmende Photovoltaik-Anlagen auf einigen Seen im Verbandsgebiet grundsätzlich nicht zuzulassen. Der ZV LSS und seine Mitglieder sehen in Tourismus und Naherholung die Hauptentwicklungslinien der entsprechenden Seen des Lausitzer Seenlandes. Daher spielt unter anderem die Planung und Errichtung von wassertouristischer Infrastruktur als Grundlage für den Bootstourismus aktuell und in den kommenden Jahren die zentrale Rolle. Die hierfür geeigneten Seen und Seeflächen sind jedoch bereits jetzt in vielen Bereichen durch bergrechtliche, naturschutzfachliche, wasserrechtliche und andere Belange erheblich eingeschränkt.
Können Sie Beispiele nennen?
Als Beispiel sei hier der Knappensee genannt, der aufgrund einer großflächigen Rutschung im Frühjahr 2021 kurz vor Fertigstellung der Sanierung bis auf weiteres vollständig gesperrt sein wird. Zudem reduziert sich etwa die nutzbare Fläche des größten sächsischen Sees, des Bärwalder Sees im Südosten des Seenlandes, durch drei Naturschutzbereiche erheblich, davon eine Schutzzone für Zugvögel von mehreren Quadratkilometern mitten auf der Wasserfläche, die für Boote gesperrt ist. Daher sollen die Wasserflächen der für die touristische Nutzung vorgesehenen Seen von weiteren Nutzungsansprüchen möglichst freigehalten werden.
Wie viele Gewässer sind in dem Beschluss inbegriffen?
Der Beschluss bezieht sich auf die folgenden Seen: Bärwalder See, Bergener See, Bernsteinsee, Blunoer Südsee, Dreiweiberner See, Erikasee, Geierswalder See, Knappensee, Neuwieser See, Partwitzer See, Sabrodter See, Scheibe-See, Silbersee und Spreetaler See. Gleichzeitig bleibt eine Belegung mit schwimmenden Photovoltaik-Anlagen auf den übrigen Seen, wie beispielsweise. dem Mortkaer See und dem „Speicherbecken Lohsa 2“ mit einer Größe von etwa 1000 Hektar grundsätzlich weiterhin möglich.
Welche Konsequenzen hat diese Entscheidung nun für die Gemeinden in der Region?
Der einstimmige Grundsatzbeschluss stellt eine Willenserklärung und Selbstverpflichtung der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet dar, die jeweilige kommunale Bauleitplanung auf das Ziel auszurichten, die genannten Seen bevorzugt in Richtung Freizeit- und Tourismusnutzung zu entwickeln. Diese Positionierung soll eine einheitliche Argumentation in der Region ermöglichen und nicht zuletzt die Kommunikation mit Investoren erleichtern. Der Beschluss des Zweckverbandes entfaltet eine Bindungswirkung für die Verbandskommunen hinsichtlich der Ausübung der jeweiligen kommunalen Planungshoheit. Weitergehende Einschränkungen sind damit nicht verbunden.
Die Nutzung der Seen wäre ja trotz Photovoltaik-Anlagen weiterhin möglich. Warum glauben Sie, dass sich Tourismus und saubere Energieerzeugung nicht in Einklang bringen lassen?
Der Zweckverband und seine Mitgliedskommunen sind sich der Bedeutung des Naturschutzes und Erzeugung regenerativer Energien im speziellen bewusst, stellen sie doch die Grundlage für eine langfristig tragfähige Regionalentwicklung dar. Die beiden Themen schließen sich auch keineswegs aus. Jedoch sind die Nutzungsansprüche an den oben genannten Seen vielfältig, so dass trotz der Größe der zur Verfügung stehenden Wasserflächen eine überlegte Schwerpunktsetzung im Hinblick auf die Entwicklungsstrategie vorgenommen werden muss. Angesichts der Tatsache, dass für Photovoltaik-Anlagen andere – landbasierte – Standorte zur Verfügung stehen, sollen die Wasserflächen der genannten Seen als prägendes Element des Lausitzer Seenlands so weit wie möglich freigehalten werden. Aus Fachkreisen ist des Weiteren bekannt, dass beim Thema Floating-Photovoltaik noch hoher Forschungsbedarf besteht. Anhand Pilotanlagen soll unter anderem zunächst deren Wirkung und Einfluss auf das Gewässerökosystem fundiert untersucht werden. Solche Anlagen sind an den Seen im Verbandsgebiet, die nicht in der Auflistung enthalten sind, weiterhin grundsätzlich umsetzbar.
Es ist aber auch zu hören, dass sie ein Pilotprojekt für eine schwimmende Photovoltaik-Anlage der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg in ihrem Verbandsgebiet unterstützen. Wie kommt das und könnten positive Ergebnisse künftig doch noch zu einer anderen Entscheidung des Zweckverbands führen?
Hinsichtlich einer flächenmäßig kleinen Pilotanlage zur Erprobung von Technologien im Realversuch gab es in der Vergangenheit Gespräche mit der BTU Cottbus-Senftenberg. Eine Entscheidung für einen konkreten Standort ist jedoch noch nicht gefallen. Dieses Beispiel zeigt, dass die Mitglieder des Zweckverbandes grundsätzlich offen gegenüber der Thematik Floating-Photovoltaik eingestellt sind. Nach Auswertung der Forschungsergebnisse, die aus der Pilotanlage gewonnen werden, ist entsprechend der obigen Ausführungen auch eine Belegung der geeigneten Seen mit größeren Anlagen nicht ausgeschlossen.
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Rund um den Senftenberger See sieht man, dass solche künstlichen Seen der Natur und dem Menschen sowie auch dem Tourismus sehr viel zurückgeben können . Diese Region braucht auch diese Arbeitsplätze. Ich verstehe immer nicht das man dringend nach Flächen für Photovoltaik sucht, wenn 10% der Maisanbaufläche in dieser Region für Photovoltaik ausreichen würde, um den ganzen Sonnenstrom für diesen Landesteil abzudecken. Die Politik muss diese Flächen endlich freigeben . Man braucht diese teuren Experimente nicht im großen Stil.
Das sehe ich ähnlich wie Ernst Gruber. Teure Experimente bedarfe es keiner. Da mag es andere Gründe geben, warum teurere Sachen ausprobiert werden, als es einfach mit PV-Freifläche-Süd zu machen. Flächenprobleme mit Agrarland gibt es nämlich gar keine. Flächenverschwendung ist das Anbauen von Monokulturpflanzen für die Energetische Nutzung (Mais, Raps) oder Getreide für den Futtertrog, das besser direkt in Menschenmägen wanderte, als den ökologisch, ökonomisch und moralisch bedenklichen Umweg über Massentierhaltung und Schlachthof zu nehmen. Wer ganz genau hinsieht, erkennt dann zum Beispiel den Nutzen von Biodiv-Solarparks in der Agrarlandschaft auf ehemaligem Ackerland. Diese können vollkommen ohne die Förderung aus Brüssel (immerhin 6 Milliarden Euro jährlich für Deutschland) sogar den gesamtem Umbau des Agrarsektors finanzieren. Das ergäbe aber – und hier liegt der Hund begraben – massive Umsatzeinbrüche für die Agrarindustrie. Also kämpft die Agrarlobby um jeden Quadratmeter Agrarland, der weiter der intensiven Landwirtschaft dient.
Wer in Sachen Agarsektor und den verheerenden Wirkungen von industrieller Landwirtschaft (höflich ausgedrückt heißt das immer „Landnutzung“, um den Landwirte nicht direkt auf die Füße zu steigen) tiefer tauchen möchte, der lausche diesen beiden Podcasts: https://www.swr.de/swr2/wissen/nahrungsmittel-fair-fuer-alle-geht-das-100.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/bedrohte-artenvielfalt-kann-die-zerstoerung-von-lebensraum.1083.de.html?dram:article_id=504178
Als hätte der Tourismus nicht schon genug zur Klimaerwärmung beigetragen jetzt auch noch das. Außerdem sind es keine Seen auf die man ach so stolz ist. Es sind Kohlelöcher die vollgelaufen sind. Wenn denn an Land tatsächlich so viele Dächer noch ungenutzt sind wann fängt man an diese zu belegen? Gerade in der Lausitzer Gegend passiert hier doch recht wenig. Evtl. liegt es ja doch eher daran, dass man dort an den Klimawandel noch nicht glaubt oder allgemein ein anderes Verständnis von Umweltschutz hat. Der grundsätzliche Aufholbedarf in dieser Region ist nach wie vor erheblich. Die Ausreden sind schwer zu ertragen wenn man sie liest. Warten wir bis weitere Flut- und Dürrekatastrophen auf uns zukommen. Aber einige werden es wohl nicht mal dann verstehen wenn Ihnen das Wasser bis zum Kopf steht.
So seh ich das auch.
Endlich die Natur in Ruhe lassen geht irgendwie nicht, da ist eine Blockade im Hirn.Schwermetalle aus der Kohleverbrennung haben in der Region die sozialen Denkmuster uebelst beeinflusst.
Hier noch der Spiegel:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimakrise-das-ansteigen-des-meeresspiegels-wird-nicht-einfach-enden-a-c7ac15cd-9906-4ae1-a952-640ae05976c5#ref=rss
@Musicman
Wenn Sie hier einen Beitrag schreiben, dann sollten Sie sich doch vorher ein bisschen informieren. Im Osten wird pro Einwohner mehr Ökoenergie produziert als im Rest der Republik. Sie dürfen hier nicht die Ziele der AFD auf das ganze Land herunterbrechen. Sehr viele Bergbauflächen werden bereits genutzt. Die Regierung hat jetzt erst die Aufstellung von Solaranlagen auf schlechten Böden genehmigt. Auch bremsen hier immer noch die Regularien der bestehenden Regierung einen stärkeren Zubau aus. Die Besitzerin der alten Bergbauflächen LEAG baut Solarenergie im Gigawattbereich aus. Im Moment entsteht eine Anlage mit 100 MW Windstrom und 300 Megawatt Solarenergie inklusive Speicher. In einem ganzen Jahr sind in Bayern keine 100 Megawatt Windenergie zu gebaut worden. Es ist schon sinnvoll sich zu informieren bevor man den Mund aufmacht oder etwas unsinniges schreibt. Sie können ja gerne auf ihren Urlaub verzichten, aber ein Großteil der Bürger wird darauf nicht verzichten. Bevor einer in den Flieger nach Mallorca steigt, ist es mir lieber er fährt mit dem Elektroauto in die Lausitz an einen schönen See. Dieses Seen sind auch keine aufgefüllten Kohlelöcher, sondern renaturierte Flächen mit eingebauten Flachgewässern, Schilf und abgeflachten Uferbereichen. Viele kann man schon nach 10 Jahren nicht mehr von Naturgewässern unterscheiden. Der Tourismus bringt endlich wieder weggebrochene Arbeitsplätze zurück. Also hat auch er seine Berechtigung.
Man glaubt es nicht!
Macht Euch doch Koerbchen vorne aufs Kajak fuer durch die Kasse beim shoppen …..
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimakrise-das-ansteigen-des-meeresspiegels-wird-nicht-einfach-enden-a-c7ac15cd-9906-4ae1-a952-640ae05976c5#ref=rss