pv magazine spotlight für Next2Sun: Ein Zaun für die Energiewende

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„Ich habe den Solarzaun irgendwann in der Zeitung entdeckt und schon bevor ich mein neues Haus in Tirol geplant habe, stand fest, so etwas will ich haben“, erzählt Georg Hirzinger. Im November war es dann soweit. Ein Team von Elektrotechnik Leitinger Photovoltaik zäunte anderthalb Seiten seines noch im Bau befindlichen Hauses mit dem neuen bifazialen Solarzaun ein. Er erstreckt sich über insgesamt rund 44 laufende Meter. Hirzinger hat damit nicht nur Sichtschutz, der Solarzaun mit einer Gesamtleistung von rund acht Kilowatt erzeugt gleichzeitig Strom für den Eigenverbrauch.

Die Idee eines Solarzauns ist nicht ganz neu, die Entwicklung des Produkts nicht bahnbrechend – und dennoch sollte sein Potenzial für die Energiewende nicht unterschätzt werden. Next2Sun hat im Mai sein neuestes Produkt dafür auf den Markt gebracht, das unsere Jury als pv magazine spotlight auswählte (siehe Laudatio). Die Kombination aus Photovoltaikanlage und Grundstückseinfriedung biete die Chance, die Energiewende weiterhin sichtbar zu machen, denn Zäune finden sich überall, bislang in aller Regel aber ohne Solarmodule.

highlights und spotlights

Preis für gute Ideen:

In der Juni-Runde zeichnet pv magazine zwei Einreichungen aus. Eine als highlight, eine als spotlight.

Das sagt die Jury:

Next2Sun – Solarzaun mit Mulitiplikatorwirkung

Auch Dinge, die nahe liegen, muss jemand in die Hand nehmen, damit sie sich entwickeln. Das gilt auch für die Idee, bifaziale Module aufzuständern und als Zaun zu nutzen. Next2Sun entwickelt schon seit geraumer Zeit ein solches System für Agri-Photovoltaik. Jetzt bietet das Unternehmen das Produkt als standardisierten Solarzaun für verschiedene Anwendungen an. Damit sinkt die Schwelle für Installateure und Architekten, es einzusetzen. Und vielleicht steckt es ja sogar die Nachbarn an, ebenfalls in Photovoltaik zu investieren und die Energiewende voran­zubringen. Daher ist die Jury zur Einschätzung gelangt, dass es sich lohnt, das Produkt „genauer anzusehen“, und zeichnet es mit einem „pv magazine spotlight“ aus.

Die Juroren

Volker Quaschning ist Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban, Experte für Photovoltaik, Speicher und E-Mobilität, berät Schletter, Maxsolar und Smart Power. Winfried Wahl leitet das Produktmanagement bei Longi Solar in Deutschland.

Mehr Infos, bisherige Preisträger und alles zur Bewerbung unter: www.pv-magazine.de/highlights
Einsendeschluss für die nächste Runde: 4. August 2021

Das Eigenheim mit einem Solarzaun zu umgeben, ist dabei nur eine Anwendungsmöglichkeit. Weitere ergeben sich im Gewerbe und der Landwirtschaft. „Derzeit bietet unser Produkt Einfriedung und Schatten für Hühner, wird als Weidezaun für Kühe oder die Einzäunung gewerblicher Betriebe genutzt und eben als Sichtschutz im privaten Bereich“, erklärt Jana Bauer aus der Projektentwicklung von Next2Sun. Wegen der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sei er mit unterschiedlichen Gestell- und Gründungsvarianten entwickelt worden.

Prinzipiell ist der Solarzaun für alle Anwendungsfälle in ein- und zweireihiger Version erhältlich. Für die Eigenheime und repräsentative Bauten sei eine „optisch ansprechende“ Vierkantversion verfügbar, so Bauer. Bei der einreihigen Version befänden sich die Module auf einer Höhe von etwa 1,20 bis 1,60 Meter, bei zwei Modulreihen reichen sie über eine Höhe von zwei Metern hinaus. Im unteren Bereich befindet sich Next2Sun zufolge ein individualisierbares Zaunelement, womit auch die Höhe der Gesamtkonstruktion flexibel modifizierbar ist. Auch Form und Farbe ließen sich individuell gestalten.

Die Ursprungsversion des Solarzauns ist Bauer zufolge auf Montage- und Materialeffizienz ausgelegt. Es handele sich um eine solide Stahlkonstruktion aus jeweils zwei Pfosten und Riegeln. Mit wenigen Schraubverbindungen sei der Solarzaun einfach zu installieren. Alternativ zu den gerammten Stahlprofilen seien auch Bohr- oder Betonfundamente möglich, wenn dies die lokalen Gegebenheiten erforderten. Die Verzinkung der Materialoberfläche biete Schutz vor äußeren Einflüssen.

Alternative für die Eigenerzeugung von Solarstrom

Bei den Solarmodulen setzt Next2Sun auf n-Pert- oder Hetero­junction-Technologie. Die Modulleistung liegt pro Zaun­abschnitt bei 400 Watt, wie Sascha Krause-Tünker, Geschäftsführer und Chief Sales Officer (CSO) der Next2Sun Mounting Systems GmbH, in zur offiziellen Markteinführung erklärte. Es handele sich um einen rahmenlosen Glas-Glas-Modulaufbau mit einer Bifazialität von mehr als 80 Prozent. Mit dieser Leistung sei der bifaziale Solarzaun eine Alternative für die Eigenerzeugung von Solarstrom, wenn keine geeigneten Dächer vorhanden sind, so Krause-Tünker. Mit der Ausrichtung der Zaunabschnitte in unterschiedliche Himmelsrichtungen lasse sich zudem eine auf Eigenverbrauch optimierte Lösung kreieren.

„Wegen des vielen Schnees im Winter in der Region kam eine Dachanlage für mich nicht infrage“, sagt Hirzinger. Wie viel Solarstrom sein Zaun für den Eigenverbrauch erzeugen wird, muss sich noch zeigen. Er bewohnt das neue Haus erst seit wenigen Wochen. Dennoch hat er schon viel positive Resonanz auf seinen Solarzaun bekommen. Viele Menschen kämen extra vorbei, um den Solarzaun, der sich auf der Seite zur Straße befindet, anzuschauen. „Einige sind verwundert, finden die Idee jedoch super“, erzählt er. Hirzinger ist sich ganz sicher, dass es einige Nachahmer im Ort geben wird.

Auch Next2Sun sieht viel Potenzial für sein neuestes Produkt – und zwar weltweit. Es ist dabei international ein flächendeckendes Partnernetzwerk aufzubauen. Aktuell besteht es bereits aus 36 Unternehmen, wie Bauer erklärt. Je mehr Installationspartner es werden, die den bifazialen Solarzaun vertreiben und montieren, umso häufiger werden Menschen erkennen, dass der eigene Beitrag zur Energiewende direkt am Gartenzaun beginnen kann.

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