Was ist besser, um den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland voranzubringen – Anreize schaffen oder eine Verpflichtung einführen? Eine klare Meinung dazu hat der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und tat diese in einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in der vergangenen Woche kund. „Ich bin der Überzeugung, dass ein solches Anreizprogramm bundesweit den Photovoltaik-Ausbau spürbar beflügeln würde, zumal ich freiwilliges Handeln gesetzlichen Verpflichtungen und Zwängen ordnungspolitisch vorziehe“, heißt es in dem Brief, der pv magazine vorliegt. „Ich meine, Sie hier an meiner Seite zu sehen“, schreibt Aiwanger weiter. Mit Blick auf ein mögliches Förderprogramm verweist er auf das vor knapp zwei Jahren eingeführte Anreizprogramm in Bayern, bei dem Batteriespeicher in Kombination mit neuen Photovoltaik-Anlagen gefärdert werden. „Wir spüren aktuell eine ganz erhebliche Dynamik in der Nachfrage nach dem Programm und könnten bereits binnen Jahresfrist die Marke von 100.000 Anträgen überschreiten. Zum wiederholten Mal muss der Freistaat Bayern gerade die Finanzmittel für das Programm erhöhen, um dieser starken Nachfrage gerecht zu werden“, so Aiwanger.
Bundesweit fordert der bayerische Wirtschaftsminister mindestens eine Milliarde Euro an Fördermitteln zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte das vor einiger Zeit ausgelaufene KfW-Programm 275, mit dem Batteriespeicher bundesweit gefördert wurden, wieder aufgenommen werden. „Ich bitte Sie dringend, wieder in diese Förderung einzusteigen und ein Programm aufzulegen, das gerade die verpflichtende Kombination mit neuer Dach-Photovoltaik wie bei unserem bayerischen Programm vorsieht“, schreibt Aiwanger an Altmaier. Es sei überzeugt, dass damit „ein starkes Signal für den weiteren Ausbau der Photovoltaik“ gegeben werde.
Die SPD fordert seit längerem die Einführung einer bundesweiten Verpflichtung zum Bau von Photovoltaik-Anlagen bei Neubauten. Während die Forderung im Zuge der Novellierung des EEG im vergangenen Jahr noch durch das Raster fiel, ist eine Solarpflicht im „Klimaschutz-Sofortprogramm 2022“ vorgesehen. Ein Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums dazu wurde Anfang Juni öffentlich. Entschieden ist jedoch noch nichts.
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Heimspeicher zur Optimierung des Eigenverbrauchs nützen wenig und kosten viel. Fördergelder sind da schlecht investierte Geld. Wichtiger ist es, Batteriespeicher an Netzknotenpunkten zu platzieren, wo sie Speicher- und Netzdienstleistungen erbringen können, und dann nicht nur für einzelne Anlagen, sondern für PV und Wind im gesamten Netz. Sogar nicht benötigten Kohle- oder Atomstrom könnten sie abpuffern, was auch CO2 sparen würde, wenn dieser Strom nicht ins Ausland verramscht werden muss, sondern bei der späteren Speicherentladung den Produktionsbedarf aus Kern- und Kohlekraftwerken senkt.
84% der im Gebäude benötigten Energie ist Wärme (Brauchwasser, Raumheizung)
Zukünftig wird der Anteil, wegen des zunehmenden Kühlbedarfs, noch weiter steigen.
Nur 16% der Energie wird nicht für die Erzeugung von Wärme, oder Kälte zur Raumklimatisierung, benötigt. Speicher für Wärme und Kälte sind preiswert, langlebig und verursachen wenig CO2 bei
der Herstellung bzw. hinterlassen keinen problematischen Abfall.
Der Vorschlag von Aiwanger wäre sehr sinnvoll wenn damit Speicher innerhalb von „Power to heat“ Lösungen gemeint wären. Dazu kommt ein weiterer Vorteil. Wenn Wärme mit einer Wärmepumpe (Luft-Wasser) während der Tagesstunden (8:30-16:30) erzeugt wird, werden automatisch ca. 10K höhere Umgebungstemperaturen genutzt. Zudem dass PV-Strom direkt und ohne Netzbelastung oder -verluste verwendet werden kann, wird die Effizienz der thermischen Wärmepumpen-Anlage (laut THI) um ca. 20% gesteigert.
Die Technik ist bekannt und im Projekt „Windheizung 2.0“ von den Fraunhofer erforscht. Auch wenn dort „nur“ Überschussstrom aus Windkraft betrachtet wurde, lässt sich diese Technik sehr einfach auf PV und Solarthermie ausweiten.
Die Hoffnung stirbt zuletzt – und sei es nur die Hoffnung auf sinnvolle Förderung von Umwelttechnologie. Danke Herr Aiwanger, wenn Sie dies so gemeint haben sollten.
Hat Aiwanger leider nicht gemeint. Wärmespeicher mit Kapazitäten ab einer Woche wären natürlich sehr sinnvoll. Kombi- (oder Hybrid-) Module natürlich auch. Aber die Wärme hat hierzulande nur eine Lobby bei den Heizungsbauern. Die würden sich mit solchen Vorschlägen nur das Geschäft kaputt machen.
Als lukrativen Anreiz PV aufs Dach zu bauen gibt es nur eine Möglichkeit, und das ist das, was der Aiwanger vorschlägt, Eigenverbrauch mit Heimspeicher. Damit ist sicher gestellt, dass EEG Strom – als Vermiedenen Strombezug von etwa 30 Cent/kWh – auch beim EEG Stromerzeuger ankommt. Mit anderen Worten der Erzeuger macht selbst Gewinn, mit seinem Produkt, und überlässt das nicht denen, die diesen Strom an der Börse billig einkaufen, oder an anderen Punkten Speichern und Gewinne damit machen.
Da liegt Aiwanger falsch. Anreize bringen nicht den gewünschten Erfolg, sondern nur eine klare PV-Verpflichtung. Das ist unsere Erfahrung als Solar-Förderverein. Deshalb hat der Stadtrat in Amberg 2019 einstimmig eine PV-Pflicht bei Neubaugebieten beschlossen.
@ Hans Jürgen Frey
Sie müssen den Unterschied zwischen Anreiz und Pflicht vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Gesetzeslage betrachten.
Ohne Zweifel ein Anreiz ist, wenn Sie eine Kombination aus PV und Speicher gefördert bekommen, so wie Aiwanger das fordert, um so viel wie möglich Ihres erzeugten EE Stromes selbst zu verbrauchen. Kontraproduktiv wirkt auf Sie, wenn Sie verpflichtet werden ihr Dach einfach voll zulegen. Dazu müssen Sie die Gesetzeslage kennen. Seit 2010 muss Ihr eingespeister EEG Strom separat an der Börse vermarktet werden, fällt dort als Überschuss an und treibt die Preise nach unten. Händler und Versorger kaufen dort den billigen Strom, machen damit lukrative Geschäfte, und Sie bezahlen deshalb höhere EEG Umlage. Denn seit 2010 gilt das „Paradoxon“ je niedriger die Börsenpreise, desto höher die EEG Umlage.
Fazit: Einziger Anreiz im Sinne der Energiewende wie sie die Urväter geplant hatten, ist so viel wie möglich dezentrale Erzeugung in Bürgerhand durch Eigenverbrauch, und genau das will Aiwanger mit seinem Vorschlag.
Alles andere wie z.B die Verpflichtung ist mehr oder weniger die Energiewende der Altgedienten.
Das heißt so viel wie möglich billigen EEG Strom von vielen Pflichtdächern zum Verramschen an die Börse, wir nehmen ihn schon ab und vermarkten den Gewinn optimierend.
Als Mitglied eines Solarfördervereins sollten Sie sich eingehend mit der Materie beschäftigen.
Schauen Sie mal hier, besonders unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Wenn Sie das bis ins Detail studiert haben, kann das eine Hilfe für Ihren Förderverein werden.