Derzeit ist die Bundesregierung dabei, den Kohleausstieg in Deutschland in gesetzliche Bahnen zu lenken. In den ersten acht Monaten des Jahres wiederum haben die Marktmechanismen bereits zu einem deutlichen Rückgang der Verstromung von Braun- und Steinkohle geführt. Dies zeigt die aktuelle Auswertung der Nettostromerzeugungsdaten von Januar bis August durch Energy Charts am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE.
Seit März liegt die erneuerbare Stromerzeugung so bereits konstant über der fossilen. Im vergangenen Jahr war dies gerade im April und Mai der Fall, dieses Jahr nun schon in sechs Monaten am Stück. In dieser Rechnung wird die Nettostromerzeugung der AKW in Deutschland außen vorgelassen, da sie sich Energy Charts zufolge nicht in die betrachteten Kategorien „fossil“ und „erneuerbar“ einordnen lässt.
Die erneuerbare Erzeugung hat so weiter zugelegt. Zusammen kamen Photovoltaik, Windkraft, Biomasse und Wasserkraft auf rund 161 Terawattstunden. Im Vergleichszeitraum Januar bis August 2018 waren es noch weniger als 150 Terawattstunden. Die Stromerzeugung der Windkraftanlagen auf See und an Land stieg demnach um 19 Prozent auf 79,9 Terawattstunden in den ersten acht Monaten des Jahres. Die Photovoltaik legte um drei Prozent auf 37,3 Terawattstunden zu. Wasserkraft und Biomasse verharrten in etwa auf dem Vorjahresniveau.

Grafik: Fraunhofer ISE/Energy Charts
Die fossile Stromerzeugung sah dagegen nur einen Sieger: Gas. Die Gaskraftwerke legten in den ersten acht Monaten des Jahres um 26 Prozent zu und trugen 34,9 Terawattstunden zur Stromerzeugung bei. Die Erzeugung der Steinkohlekraftwerke ging hingegen um 30 Prozent auf 32,7 Terawattstunden zurück und der Braunkohlekraftwerke um 23 Prozent auf 69,0 Terawattstunden, wie Energy Charts ermittelte.

Grafik: Energy Charts/Fraunhofer ISE
Zugleich sank die Nachfrage in den ersten Monaten des Jahres ab. Mit 324 Terawattstunden lag sie vier Prozent unter dem Vorjahresniveau. Außerdem exportierte Deutschland auch weniger Strom ins Ausland als noch in den Vorjahren.
Bereits zuvor hatte Energy Charts über den „fuel switch“ berichtet, wonach im Juni deutlich mehr Strom in Gaskraftwerken und weniger in Kohlekraftwerken erzeugt wurde. Dadurch sanken die CO2-Emissionen um rund ein Drittel gegenüber dem Juni 2018. Als wesentliche Ursachen für den Brennstoffwechsel werden vor allem der gesunkene Gaspreis und die steigenden CO2-Zertifikatspreise gesehen.

Grafik: Fraunhofer ISE/Energy Charts
Die Auswertung für die ersten acht Monate zeigt, dass der durchschnittliche Gaspreis um 31 Prozent auf knapp unter 15 Euro pro Megawattstunde im Jahresvergleich gesunken ist. Der CO2-Zertifikatspreis hat sich im Mittel dagegen um 84 Prozent auf 24,64 Euro pro Tonne erhöht, was gerade den Betrieb älterer Kohlekraftwerke zeitweise unwirtschaftlich macht .Der gestiegene Anteil erneuerbarer Energien hat sich auch bei den Börsenstrompreisen ausgewirkt. Im „Day Ahead“-Handel hat Energy Charts für die ersten acht Monate eine Reduktion von fünf Prozent auf durchschnittlich 37,11 Euro pro Megawattstunde verzeichnet. „Wenn der CO2-Zertifikatspreis auf dem Niveau des Börsenstrompreises liegt, werden Kohlekraftwerke unrentabel“ lautet das Fazit von Bruno Burger, Professor am Fraunhofer ISE und Leiter von Energy Charts.
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Es stellen sich mir,für eine sinnvolle Beurteilung der verschiedenen Energieerzeugungsformen,nachfolgende Fragen nach:
Wirkungsgrad/Nettoenergie (abzüglich Grauer Energie,Förderungen und Umweltbelastung) und abgesehen vom CO2 Anteil, des Anteiles der Energie,
welcher einer globalen Temperaturerhöhung zuzurechnen ist . Wie zum Beispiel Geothermie/Kernkraft (inclusive des Energieaufwandes der Endlagerung, ist im Prinzip ja der Grauen Energie zu zu ordnen. /erforderliche Infrastruktur/Aufwand für Ausgleichs Energie usw. Eine diesbezügliche Analyse würde mehr Wahrheit in die Klimadebatte bringen. Zumal das CO2 als Haupverursacher immer wackeligere Beine bekommt
Wieso wackelt CO2 als Hauptverursacher? Haben Sie Insider-Wissen oder ist das Ihre Meinung?
Besonders wichtig erscheint mir in dieser Datenmenge noch, dass die deutschen Stromexporte gesunken sind. Diese Exporte erfolgten immer zu Zeiten, wenn die Erneuerbaren viel produzierten. Nicht nur, dass dann bei uns die Kohlekraftwerke trotz der Erneuerbaren-Produktion völlig ungerührt weiterliefen, hier also keine CO2-Ersparnis erreicht wurde, im Ausland erschwerten diese deutschen Exporte den Aufbau von erneuerbaren Anlagen. Diese Art von deutscher Rücksichtslosigkeit „Ich mach mein Ding, macht ihr doch eures“ hat letztlich dazu geführt, dass aller Aufbau von Erneuerbaren Leistungen zu keiner spürbaren CO2-Reduktion geführt hat.
Jetzt aber sind die Kohlekraftwerke nicht nur während der Erneuerbaren-Produktion gedrosselt worden, sondern immer wieder gleich für mehrere Tage durchgehend. Die Lücken wurden mit flexibelen Gaskraftwerken gefüllt. Im Ausland entsteht so Platz für eigenen Erneuerbaren Strom. Also nur Gewinner, bis auf die Kohle. Es zeigt sich, dass es eines Beschlusses zum Kohleausstieg gar nicht bedarf: Wenn genug Erneuerbarer Strom da ist und die Preisverhältnisse stimmen, dann verlässt sie ganz von alleine den Markt.
Wir werden noch mehr Gaskraftwerke brauchen, eigentlich sollten es KWK-Kraftwerke sein, und wenn genug Elektrolysekapazitäten aufgebaut sind, wird man darin grünes Gas verbrennen. Auch Vorfälle wie der in GB am 9.8. werden sich leicht ohne Auswirkungen auf das tägliche Leben managen lassen, wenn im Falle des Ausfalls von wichtigen Stromerzeugern zunächst die Elektrolyseanlagen abgeworfen werden können. Ohne stärkere Netze wird es aber auch kaum gehen, weil hohe regionale Stromproduktion primär zum Direktverbrauch weit verteilt werden muss. Die neue Energiewelt kommt, und sie wird sicherer und umweltfreundlicher sein, als die heutige und sie wird auch nicht wesentlich mehr kosten, wenn überhaupt. Wahrscheinlich werden die Effizienzgewinne aus der Kraftwärmekopplung eventuelle Mehrkosten mehr als kompensieren. KWK ist ja mehr aus Trägheit als, weil es nicht möglich wäre, bisher zu wenig verbreitet.
JCW sagt:
Diese Exporte erfolgten immer zu Zeiten, wenn die Erneuerbaren viel produzierten. Nicht nur, dass dann bei uns die Kohlekraftwerke trotz der Erneuerbaren-Produktion völlig ungerührt weiterliefen, hier also keine CO2-Ersparnis erreicht wurde, im Ausland erschwerten diese deutschen Exporte den Aufbau von erneuerbaren Anlagen. Diese Art von deutscher Rücksichtslosigkeit „Ich mach mein Ding, macht ihr doch eures“ hat letztlich dazu geführt, dass aller Aufbau von Erneuerbaren Leistungen zu keiner spürbaren CO2-Reduktion geführt hat.
@JCW
Womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema wären.
Das war vor der EEG Neuordnung 2010 mal anders geregelt
Siehe hier:
Zitat IWR.
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.
Zitat Ende.
Seit dem die EE separat an der Börse „verramscht“ werden müssen, können Kohlekraftwerke wieder unbeschadet drauf los produzieren. Wir verdrängen bei unseren Nachbarn deren Dreckschleudern, der Dreck bleibt bei uns, und wir müssen uns vorhalten lassen, dass wir trotz Energiewende die Klimavorgaben nicht einhalten können.
Dazu kommt, dass in Folge der niedrigen Börsenpreise lukrative Exportgeschäfte gemacht werden, für die der deutsche Verbraucher höhere EEG Umlage bezahlt.
Bekanntlich besteht seit 2010 die Umlage aus der Differenz zwischen Börsenpreisen und EE Vergütungen, das bedeutet, je niedriger die Börsenpreise, desto höher die EEG Umlage.
Wie sich das seit 2010 entwickelt hat, kann man im Folgenden sehen.
https://www.solarify.eu/2017/08/25/207-zu-viel-schmutziger-strom/
https://www.iwr.de/news.php?id=26696
Münster – Die deutsche Stromwirtschaft hat im Jahr 2013 mit dem Export von Strom so viel verdient wie noch nie.
Wir kennen ja mittlerweile das „D-Paradoxon“, also dass die Preissenkung nur mit dem gelegentlichen Überangebot an Sonne und Wind zusammenhängt und auf keinen Fall etwas mit den gleichzeitig einspeisenden dreckigen Erzeugern zu tun hat, weil jedoch nur die Summe zu sinkenden Preisen führt, also alle zu Reduzierung beitragen, aber trotzdem nur den EE zu danken ist, ist halt paradox!
Aber wenn die konventionellen Drecksschleudern alle weg sind, und vorerst durch Gas ersetzt sind und man somit die ca. 220 Mio. t Kohle-CO2 durch einige zig Mio. t Gas-CO2 ersetzt hat für den AKW- und Kohle-Lückenausfüllbetrieb, bleiben leider immer noch 80% der deutschen THG-Emissionen, aber alles ist sicherer und billiger geworden, es ist halt paradox.
Da sehen Sie aber etwas zu viele Paradoxien. Die erste interessiert nicht mehr, wenn es kein Überangebot an Strom mehr gibt, und die zweite löst sich auf, wenn Wärme durch grünes Gas in KWK bereitgestellt wird. Beim Verkehr sehe ich noch nicht, wo der Hase hinläuft: Das E-Auto mit fest eingebauten Batterien scheint mir nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Vielleicht wird es ein Mix aus solchen Autos und H2-Technologien, vielleicht gibt es ein System mit Wechselakkus, vielleicht aber auch mehr Biokraftstoffe aus Algenkollektoren. Aber paradox ist eigentlich alles nicht – bloß die Wirklichkeit richtet sich nicht immer nach unseren Wünschen. Das führt gelegentlich zu dem Paradoxon, dass man zwar Angst vor der Erderwärmung hat, aber selber mit seinem Konsumverhalten munter dazu beiträgt – Mitdiskutanten hier natürlich ausgenommen!
Da ist aber doch noch eine Menge an Glaube und Hoffnung enthalten. Wenn wir für 80% EE-Energiebetrieb rd. 400 GW Leistung (PV+Wind) installiert haben, soll es keine Überschüsse geben, weil parallel jemand dazu billige Umwandlungen und Speicherung gebaut hat? Bei durchschnittlich 50 GW deutschem Bedarf.
Und natürlich auch für reale mehrtägige Dunkelflauten preiswerte Gas-KW betreibt, die nur gelegentlich laufen?
Und wenn die 400 GW mal wetterbedingt nicht speisen können, dann steigen die Spotstrompreise natürlich nicht. Warum auch, gibt ja genug billiges Gas (grün oder gelb).
Und wenn, Herr/Frau JCW, lt. ihrer Aussage alles „sicherer wird“ und lt. Herrn Diehl auch noch billiger, dies ist schon noch ein klein wenig paradox für mich.
@ Peter Rentfort.
Nun mal langsam , und bei der Wahrheit bleiben. Wo schreibt der Diehl denn von billiger. Nicht unbezahlbar teurer, wie Kritiker immer in den Raum stellen, sind meine Thesen.
Ergänzend zu meinem Beitrag vom 10 Sept. um 9.59 Uhr.
Nach dem Gesetz bis 2009 wäre der Kohleausstieg, ohne großen Tamtam ein Selbstläufer geworden.
Mit zunehmenden, zwingend zugeteilten EE, wäre kontinuierlich immer weniger Kohlestrom nachgefragt worden.
Wenn dieser Wandel – aus welchen Gründen auch immer – nun von selbst statt findet, sind das für die Energiewende 10 verlorene Jahre. Passt genau in die Strategie der Altgedienten die da lautet, was schon nicht aufzuhalten ist, muss wenigstens so lange wie möglich hinausgezögert werden.
Hallo Herr Diehl, starke Worte!
Sie meinen also ich sage die Unwahrheit, wenn ich sage, dass Sie die dreckigen Stromerzeuger bezichtigen zu hohe Preise zu verlangen?
Sie haben noch nie von „abzocken“, „zu hoch und zu teuer“, „könnte viel billiger sein“, „absahnen“, ….. geschrieben. So wie der Sonnen-und Windexperte und auch Dauergast im Blog Herr Alt ja auch von „Räubern, Wegelagerern und Erpressern“ schreibt, so zieht es sich durch Ihre Beiträge, wie die Stromkunden von den dreckigen Erzeugern permanent ausgenommen werden.
Wenn wir also schon vor zehn Jahren den dreckigen Kohle – und Atomstrom ersetzt hätten (ca. 5Cent/kWh) gegen PV-Strom zu ca. 30 Cent/kWh, dann wäre alle besser und billiger gelaufen?
Und wenn wir jetzt diesen Strom schon nicht mehr hätten (oder sofort abschalten), wären wir im Land der Seligen?
Es gäbe diese dreckigen kostentreibenden Erzeuger nicht mehr und die EEG-Abgabe von 6 Cent wäre weg, und der Strom würde ja „fast nichts kosten“, weil die Sonne ja keine Rechnung schreiben kann?
So viele Paradoxa!
Da haben Sie meine Beiträge nicht richtig verstanden.
Ich habe an keiner Stelle von Abzocke, oder Wegelagerern geschrieben, sondern lediglich das System kritisiert, das ausschließlich auf Kosten konzipiert ist.
Meine Thesen basieren auf Kosten/Nutzen, was die von Kritikern in den Raum gestellten Verteuerungen, in einem anderen Licht erscheinen lassen.