Fuel switch – Gas statt Kohle lässt CO2-Emission im Juni um 33 Prozent sinken

Teilen

Energy Charts vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat errechnet, dass die CO2-Emiissionen der fossilen Kraftwerke in Deutschland im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent auf 11,5 Millionen Tonnen gesunken sind. Dabei gibt es mehrere Gründe, die zu diesem Effekt beigetragen haben. Die Freiburger Wissenschaftler sehen die Hauptursachen in den gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate, den niedrigen Börsenstrompreise und einem geringerem Stromverbrauch.

Die Preise für die CO2-Zertifikate hätten durchschnittlich mit etwa 25 Euro pro Tonne um 65 Prozent höher als im Juni 2018 gelegen. Angesichts von rund 1 bis 1,2 Tonnen CO2 pro Megawattstunde, die Braunkohlekraftwerke emittieren, ergeben sich Zertifikatskosten von 25 bis 30 Euro pro Megawattstunde elektrischer Nettostromerzeugung aus Braunkohle. Hinzu kommen Energy Charts zufolge noch Betriebs- und Brennstoffkosten von 5 bis 10 Euro pro Megawattstunde, womit die minimalen Erzeugungskosten der Braunkohle in Summe bei etwa 30 bis 40 pro Megawattstunde liegen. Bei den durchschnittlichen Börsenstrompreisen von 31,84 Euro pro Megawattstunde waren damit Braunkohlekraftwerke mit höheren spezifischen CO2-Emissionen schnell unrentabel.

Von der Entwicklung profitierten dagegen die Gaskraftwerke, die mit 0,35 bis 0,4 Tonnen CO2 deutlich geringere Emissionen haben. Dies bedeutet, dass nur etwa CO2-Zertifikatskosten von rund 10 Euro pro Megawattstunde anfielen. Zudem sei der Gaspreis gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken, so dass die Brennstoffkosten bei Wirkungsgraden von 40 bis 50 Prozent mit 14 bis 18 Euro pro Megawattstunde zu Buche schlugen. Damit waren die Gaskraftwerke im Juni wesentlich rentabler zu betreiben als die Kohlekraftwerke. Dies habe einen „fuel switch“ von Kohle zu Gas nach sich gezogen, hieß es weiter.

Die geringen Strompreise am Day-Ahead-Markt waren dabei maßgeblich auf eine hohe Einspeisung der Photovoltaik- und Windkraftanlagen zurückzuführen sowie den gesunkenen Stromverbrauch im Juni 2019. So war die Stromerzeugung der Photovoltaik-Anlagen um 21 Prozent und der Windparks um 14 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Insgesamt lag der durchschnittliche Strombörsenpreis durchschnittlich 24 Prozent niedriger.

Vergleich der monatlichen Nettostromerzeugung im Juni 2018 und im Juni 2019.

Grafik: Fraunhofer ISE Energy Charts

Die Konsequenz: Die Nettostromerzeugung aus Braunkohle sank im Vergleich zum Juni 2018 um 38 Prozent auf 11,3 Terawattsunden und aus Steinkohle um 41 Prozent auf 2,6 Terawattstunden, wie Energy Charts ermittelte. Die Gaskraftwerke steigerten indes ihre Produktion um 62 Prozent auf 3,7 Terawattstunden.

»Der erfreuliche Nebeneffekt dieser rein marktgetriebenen Ereignisse waren deutlich geringere Kohlendioxidemissionen aus der fossilen Stromerzeugung«, erklärt Bruno Burger, Schöpfer der Fraunhofer ISE Energy Charts. Den größten Rückgang von 4,9 Millionen Tonnen CO2 habe es bei der Stromerzeugung aus Braunkohle gegebenen. Die Steinkohle-Kraftwerken emittierten 1,45 Millionen Tonnen CO2 weniger. Aufgrund der höheren Produktion habe es bei den Gaskraftwerken eine Steigerung von 0,5 Millionen Tonnen CO2 gegeben.

Vergleich der Kohlendioxidemissionen aus der fossilen Stromerzeugung im Juni 2018 und im Juni 2019.

Grafik: Fraunhofer ISE Energy Charts

Nach Ansicht des Fraunhofer ISE zeigt die Entwicklung im Juni wie ein Brennstoffwechsel bei einer schnellen Reduktion der CO2-Emissionen helfen könnte. Wenn die Kosten für die CO2-Zertifikate – in Euro pro Tonne CO2 – auf dem Niveau des Börsenstrompreises – in Euro pro Megawattstunde – liegen, wird die Stromerzeugung aus Braunkohle unwirtschaftlich. Würde die komplette Braunkohle durch Gas ersetzt, so würden die Emissionen um zwei Drittel fallen, so die Freiburger Wissenschaftler.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.