Hersteller und Forschungseinrichtungen gründen eigene Allianz in Europa

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In den vergangenen Jahren ist die Kluft zwischen Downstream- und Upstream-Sektor in Europa immer größer geworden. Arnaud Chaperon, Senior Vice President European Affairs bei Total nutzte die Auftaktveranstaltung der 35. EU PVSEC in Brüssel, um die Geburtsstunde einer neuen Vereinigung anzukündigen. Der European Solar Manufacturing Council (ESMC) habe sich zusammengeschlossen und solle bis Anfang 2019 gegründet werden. „Es wird eine Vereinigung aus Upstream-Herstellern und der Wissenschaft sein, denen es nicht nur um billige Module geht, sondern um Nachhaltigkeit, Qualität und technologische Weiterentwicklung“, ergänzte sein Kollege Luc de Marliave von Total später im Gespräch mit pv magazine. „Wir wollen den verbliebenen Herstellern in Europa eine Stimme geben. Marktwachstum ist nicht alles, viele Produzenten in Europa kämpfen ums Überleben“, so Chaperon.

Nach Aussagen von Gaetan Masson vom Becquerel-Institut sind etwa zwei Drittel der Gründer der Vereinigung Hersteller aus zehn europäischen Ländern und ein Drittel sind Forschungsinstitute. Letztere bräuchten eine starke Industrie als Entwicklungs- und Innovationspartner.

Mit Blick auf Deutschland sind zwar noch einige Maschinenbauer und kleinere Modulhersteller verblieben, doch für erfolgreiche Forschung braucht es große Hersteller. „Wenn wir keine Produktion in Deutschland mehr haben, gehen die Laborergebnisse verloren“; sagt Andreas Bett, Direktor des Fraunhofer-ISE, das zu den Mitgründern des ESMC gehört. In den vergangenen Jahren kamen nahezu alle technologischen Fortschritte aus Europa, doch wir drohen diesen Vorsprung zu verlieren, wenn wir die Ergebnisse nicht zeitnah in den Markt bringen, wie der Freiburger Wissenschaftler weiter sagt. Auch mit Blick auf die Zukunft sei das wichtig. Bett ist überzeugt, dass Photovoltaik-Produktion in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig möglich ist.

Insgesamt geht es ESMC jedoch darum, sich Gehör bei der Politik zu verschaffen. Winfried Hoffmann, ehemaliger Präsident der Europe Photovoltaik Industry Association (EPIA) – so der frühere Name von Solarpower Europe – weist auf die schwierige Lage der Branche hin. Aus seiner Sicht geht es darum, zu fragen, was brauchen wir, um die Hersteller hier zu erhalten. Bislang habe die Photovoltaik allgemein und die Hersteller speziell keine Verbündete in der Politik gehabt. Doch das ändere sich derzeit langsam. „Wenn wir einen großen Markt haben, dann sollten wir nicht unbedingt nur vom Import leben“, sagt Hoffmann.

Er sieht vor allem Probleme bei der Finanzierung großer neuer Produktionen in Europa. Einig sind sich alle, dass neue Herstellerkapazitäten im Gigawatt-Maßstab gebraucht werden. Am besten x-Gigawatt, wie mehrere Mitglieder pv magazine sagen. Masson betont zudem, dass die Hersteller direkt und indirekt Unterstützung brauchen.

Und Hoffmann sagt abschließend: „Vielleicht ist jetzt ein guter Punkt für einen Neustart für die Hersteller, denn der Markt wächst.“ In diesem Punkt herrscht ungeteilte Einigkeit mit Solarpower Europe. Dessen CEO James Watson erwartet ein zweistelliges Wachstum des europäischen Photovoltaik-Marktes für die kommenden Jahre.

Um davon zu profitieren, brauchen die Hersteller ein faires level playing field, wie es so schön heißt. Und um sich dafür Gehör in Brüssel und den EU-Mitgliedsstaaten zu verschaffen, haben sie ihre Kräfte mit der Wissenschaft gebündelt.

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