Solarworld-Rettung greifbar – Investorengruppe und Insolvenzverwalter einig

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Der Insolvenzverwalter der Solarworld-Gesellschaften, Horst Piepenburg, hat am Dienstag mit der Solarworld Industries GmbH einen Kauf- und Übertragungsvertrag geschlossen. Diese Gesellschaft war vor einigen Tagen im Handelsregister eingetragen worden und verzeichnet den Solarworld-Vorstandschef bislang als einzigen Geschäftsführer. Die Übernahme könnte er jedoch gemeinsam mit dem katarischen Großaktionär, Qatar Foundation, stemmen, wie zuletzt die IG Metall vermeldete. Der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, wollte Namen mit Hinweis auf die vereinbarte Vertraulichkeit bislang nicht bestätigen. Ziel der Vereinbarung sei es, wesentlichen Teile der Zell- und Modulproduktion fortzuführen. Nach pv magazine-Informationen soll die Zellfertigung im thüringischen Arnstadt und die Modulproduktion im sächsischen Freiberg weitergeführt werden.

Der Vertrag beinhalte „nahezu gesamte Sachanlagevermögen, alle Vorräte sowie alle immateriellen Vermögensgegenstände der vorgenannten Gesellschaften, ferner bestimmte Forderungen der vorgenannten Tochtergesellschaften sowie die Gesellschaftsanteile der Solarworld AG an der Solarworld Africa (Pty) Ltd, der Solarworld Asia Pacific PTE Ltd., der Solarworld France S.A.S. und an der Solarworld Japan KK“. Zur Höhe des Kaufpreises hieß es weiter: „Der Kaufpreis besteht im Wesentlichen in der Ablösung von Verbindlichkeiten, die mit Sicherungsrechten von Gläubigern belegt sind.“ Der Vertrag müsse jedoch noch von der Gläubigerversammlung, die das Amtsgericht Bonn für Freitag einberufen hat, bestätigt werden.

Der Insolvenzverwalter hatte bereits vor einigen Tagen erklärt, dass es im Zuge der Verhandlungen auch um die Übernahme von 450 Mitarbeitern an den deutschen Solarworld-Standorten gehe. Dies wurde in der Mitteilung am Dienstag nicht erwähnt. Nach verschiedenen Berichten vom Wochenende ist wohl geplant, am thüringischen Produktionsstandort vorerst etwa 180 Arbeitsplätze zu erhalten. In Freiberg, wo auch ein Teil der Forschung von Solarworld weiterbetrieben werden soll, werden es demnach etwa 280 Beschäftigte sein.

Auch eine Transfergesellschaft für die 1200 Solarworld-Mitarbeiter, die in Arnstadt und Freiberg nicht übernommen werden, scheint auf dem Weg gebracht. Bereits am vergangenen Freitag hatte die IG Metall in Thüringen verkündet, dass die Betriebsräte der Standorte Bonn, Arnstadt und Freiberg einen Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen hätten. Nach einer Meldung von dpa-AFX waren die Mitarbeiter in Thüringen am Montag über die Transfergesellschaft informiert worden.

Bereits vor der Einigung zwischen dem Insolvenzverwalter und der Investorengruppe war einige Kritik laut geworden. So hegt die IG Metall etwa Zweifel am Konzept der Fortführung. Asbeck und sein finanzstarker Partner aus Katar müssten nun zuletzt verlorengegangenes Vertrauen schnell wieder zurückgewinnen, hieß es von der Gewerkschaft. Zudem beklagte sich etwa die niederländische Gruppe, Prisma Systems, dass ihr Angebot für eine weitgehend komplette Übernahme von Solarworld nicht beantwortet und vom Insolvenzverwalter in Betracht gezogen worden sei. Der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, hatte pv magazine bestätigt, dass es mehrere Interessenten gab, die alle mehrere Wochen für die wirtschaftliche und technische due dilligence gebraucht hätten. Ein Vertrag wäre damit – wenn überhaupt – so wohl erst gegen Jahresende möglich gewesen. Nur die Investorengruppe, mit der nun auch der Vertrag zustande gekommen sei, sei bereit gewesen, sich deutlich zügiger zu entscheiden und bringe die notwendige Transaktionssicherheit mit, bestätigte Schulz.

Diese Investorengruppe hatte zudem die Finanzierung aller nicht-freigestellten Solarworld-Mitarbeiter bis Mitte August zugesagt. Hätte sie dies nicht, wären bereits mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. August nahezu alle Mitarbeiter von Solarworld auf die Straße gesetzt worden. Mit der Weiterfinanzierung nach Auslaufen des Insolvenzgeldes sicherte die Investorengruppe so die Aufrechterhaltung der Produktion in den Werken in Arnstadt und Freiberg. Dies liegt natürlich auch im eigenen Interesse: die Produktion kann im Falle der Zustimmung der Gläubigerversammlung am Freitag nahtlos fortgeführt werden.

Die Produktion der US-Tochter von Solarworld war unberührt von der Insolvenz der deutschen Gesellschaften im Mai weitergelaufen. Erst kürzlich konnte frisches Kapital für den Betrieb in Übersee eingesammelt werden. Sie ist nicht Teil der nun geschlossenen Kaufvereinbarung. Ob und wie die US-Gesellschaft veräußert wird, auch um Forderungen der Gläubiger bedienen zu können, blieb zunächst offen. Solarworld wies am Dienstag nochmals darauf hin, dass die Aktionäre wohl leer ausgehen. Sie würden aus den Erlösen des Verkaufsprozesses weder Ausschüttungen noch sonstige, nennenswerte Vermögensvorteile erhalten.

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