HTW Berlin: Augen auf bei Photovoltaik-Rechnern im Internet

Autarkierechner im HTW-Berlin-Vergleich

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Die Nachfrage nach privaten Photovoltaik-Dachanlagen ist aktuell stark zurückgegangen und mit ihr sinkt auch die Zahl der verkauften Speicher. Beliebt bei Unternehmen, die solche Anlagen verkaufen, sind kostenlose Online-Tools. Mit ihnen sollen die Interessenten den möglichen Autarkiegrad berechnen können, wenn sie ihr Eigenheim mit Photovoltaik-Dachanlage und Speicher ausstatten.

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin hat sich nun angeschaut, wie vertrauenswürdig die Berechnungsergebnisse sind. Ihr Ergebnis: Die Qualität ist rückläufig. „In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Online-Tools, die zweifelhafte Berechnungsergebnisse liefern, gestiegen“, wie die HTW Berlin am Mittwoch veröffentlichte. Nach der Analyse der Berliner Forscher variieren die berechneten Autarkiegrade je nach Tool bei identischen Rahmenbedingungen um mehr als 20 Prozentpunkte.

So ermittelt der Photovoltaik-Rechner von MVV für eine 10-Kilowatt-Photovoltaik-Dachanlage und einen 9-Kilowattstunden-Heimspeicher bei einem jährlichen Strombedarf von 5000 Kilowattstunden einen Autarkiegrad von 99 Prozent. „Solche utopischen Werte lassen sich in der Praxis nicht erreichen und wecken zu hohe Erwartungen an die eigene Solaranlage“, erklärt Michaela Zoll, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin. Bedenklich ist dies, weil viele Interessenten auf diese Ergebnisse ihre Investitionsentscheidung stützen. Zum Vergleich: Die Rechner von der HTW Berlin und IBC Solar ergeben für ein solches System einen Autarkiegrad von 76 Prozent. Zudem vergleicht die HTW Berlin die Ergebnisse mit den realen Betriebsdaten von zwei Einfamilienhäusern, die auf einen Autarkiegrad von 77 Prozent kommen.

Doch nicht nur einige der ermittelten Autarkiegrade sind abenteuerlich, sondern auch die angenommenen Kosteneinsparungen durch den Photovoltaik-Heimspeicher über die Betriebszeit des Systems. Besonders wirtschaftlich sind Speichersysteme, wenn der Strompreis sehr hoch ist. Daher wird in einigen Tools pauschal von einer sehr hohen Steigerung des Strompreises in Höhe von fünf Prozent pro Jahr ausgegangen, wie die HTW Berlin feststellte.

HTW, Qulitätsstandards für Online-Rechner

Die Forscher haben vor dem Hintergrund ihrer Ergebnisse eine Qualitätsoffensive für die Solarstromrechner gestartet, die von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und dem Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) unterstützt wird. Es geht darum, die Transparenz und Qualität der Online-Tools zu verbessern. Die HTW Berlin hat dafür nun Mindestanforderungen entwickelt, die in Qualitätsstandards für „vertrauenswürdige Solarstromrechner“ münden sollen. Es gehe darum, den Privatpersonen, die sich für die Installation einer Photovoltaik-Anlage und einen Batteriespeicher interessieren, valide und nachvollziehbare Ergebnisse zu liefern. Dafür bieten die HTW-Forscher auch ihre Unterstützung für die Entwickler der Tools an. „Konkret unterstützen wir die Energiebranche mit Empfehlungen zur Wahl der Eingangsdaten und zur transparenten Darstellung der Ergebnisse und Berechnungsannahmen“, sagt Johannes Weniger, Entwickler des Unabhängigkeitsrechners der HTW Berlin und weiterer branchenweit bekannter Online-Tools.

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