Die neue Bundesregierung in Österreich hat höhere Abgaben für Strom beschlossen. Konkret wird der „Energiekrisenbeitrag-Strom“ erhöht und ein „Elektrizitätswirtschaftstransformationsbeitrag“ eingeführt. Außerdem wird die Umsatzsteuer für kleine Photovoltaik-Anlagen wieder fällig, die eigentlich bis Ende 2025 ausgesetzt bleiben sollte. Die Regierung erhofft sich dadurch Einsparungen von 175 Millionen Euro. Eine utopische Summe, die durch Einsparungen auch in der Photovoltaik-Branche erreicht werden sollen.
Vertrauensverlust und Unplanbarkeit für Unternehmen
In Österreich sind rund 90 Prozent der neu installierten Photovoltaik-Anlagen private Dachanlagen. Die 2024 eingeführte Streichung der Mehrwertsteuer für kleine Anlagen bis 35 Kilowatt war eine Entlastung für die Verbraucher und Betriebe, eine Verwaltungsvereinfachung wegen des Wegfalls der umständlichen Förderungsabwicklung, und sorgte für Planungssicherheit zum Umstieg auf erneuerbare Energien. Die neuen Regelungen der Bundesregierung sorgen jetzt für großen Frust, Unsicherheiten und Vertrauensverlust in die Politik. Zuletzt gab es die Empfehlung der EU-Kommission, die Energiepreise in Europa zu senken. Österreich beschließt damit genau das Gegenteil.
Die Bevölkerung, Betriebe und damit insgesamt der Wirtschaftsstandort Österreich werden mit noch höheren Ausgaben belastet. Dies sorgt für eine sinkende Investitionsbereitschaft, was vor allem für heimische Handwerksbetriebe einen erheblichen Stellenabbau oder sogar Insolvenzen bedeuten kann. Leider wird beim Photovoltaik-Zubau oft übersehen, dass es genau der Einfamilienhaussektor ist, der die Energiewende voranbringt. Ein Blick nach Deutschland zeigt, wie die Energiewende ins Stocken gerät, wenn Förderungen undurchdacht abgebrochen werden. Die KfW 442-Förderung im Jahr 2023 hat für einen großen Nachfragerückgang gesorgt, der noch bis in die ersten Monate 2024 spürbar war.
Welche Alternativen sinnvoll sind
Um lokale Wirtschaftskreisläufe zu stärken, ist es wichtig, Steuererleichterungen für heimische Produkte respektive Produkte aus Europa einzuführen: Der Staat könnte so die Mehrwertsteuer beibehalten, aber die heimische Produktion von Photovoltaik-Komponenten steuerlich fördern, um lokale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Denkbar wäre auch, eine Förderung an die neuen Marktbedingungen und technologischen Entwicklungen anzupassen. Zudem können dynamische Stromtarife in Zeiten, in denen ein solarer Überschuss herrscht und viel Strom ins Netz eingespeist wird, Kosten minimieren. Zinsgünstige Kredite könnten weitere Anreize liefern und einen niedrigschwelligen Einstieg in die Solarenergie bieten.
Empfehlungen, um trotzdem Energiekosten zu sparen
Die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Waren Photovoltaik-Anlagen zunächst vorrangig Volleinspeiseanlagen, so sind es mittlerweile hauptsächlich Eigenverbrauchsanlagen. Das bedeutet, dass der Anlagenbetreiber sich mit dem erzeugten Solarstrom selbst versorgen will.
Der Fokus bei der Investition in eine Photovoltaik-Anlage liegt dementsprechend nicht mehr allein auf maximalen Gewinnen, sondern zunehmend auf einer möglichst hohen Unabhängigkeit (Autarkie) vom Strommarkt. Ein hoher Autarkiegrad wird dann erreicht, wenn die Anlage schnell abbezahlt ist – denn je früher die Investition gedeckt ist, desto eher profitieren Betreiber uneingeschränkt von ihrem eigenen Solarstrom.
Genau hier setzt der Wegfall der Mehrwertsteuer auf Photovoltaik-Anlagen an: Er senkt die Anschaffungskosten spürbar und ermöglicht es Haushalten sowie Unternehmen, schneller die wirtschaftlichen Vorteile der Eigenversorgung zu realisieren. Ohne die zusätzliche Steuerlast verkürzt sich die Amortisationszeit erheblich und bringt mit jedem Jahr weitere Vorteile.
Es bleibt abzuwarten, ob die Widereinführung der Mehrwertsteuer für einen Nachfrageeinbruch und einer Blockade der Energiewende sorgt. Dennoch: Photovoltaik-Anlagen auf privaten Einfamilienhäusern entlasten die Netze, diversifizieren den Strommix und leisten einen dringend benötigten Beitrag zur Energiewende. Die Streichung der Steuererleichterung verringert den Anreiz, neue Anlagen zu errichten – und das in einer Zeit, in der die Stromnachfrage steigt und erneuerbare Energien dringend benötigt werden. Klar ist: Wer seinen Solarstrom selbst nutzt, profitiert künftig am meisten (Stichwort: sinkende Einspeisevergütung). In Kombination mit einem Stromspeicher ist es möglich, Energiekosten deutlich zu reduzieren.
Verbraucher und Unternehmen sollten auch die Nutzung von Energiegemeinschaften in Betracht ziehen: Sie sparen Kosten (niedrigerer Anteil an Netzentgelten/ günstigere Strompreise), sind flexibel (auch ohne eigene Photovoltaik-Anlage ist Beitritt möglich, bestehende Verträge mit Stromversorger muss nicht geändert/ gekündigt werden) und planbar (unabhängig von schwankenden Börsenpreisen, langfristig stabile Stromkosten).
Letzten Endes bleibt zu hoffen, dass nun die bereits vorgeschlagenen und angekündigten Förderungen mittels EAG-Investitionskostenzuschüssen raschest mit ausreichendem Volumen wieder zur Verfügung gestellt werden. Nur so kann eine Vollbremsung des Marktes verhindert werden.
— Der Autor Helmut Katzenberger ist seit 2017 Geschäftsführer von Enerix Oberösterreich. Enerix ist das erste Energie-Franchisesystem und hat sich als Fachbetriebekette auf Photovoltaik, Stromspeicher und Wärmepumpe spezialisiert. Es wurde vom Marktforschungsunternehmen EUPD Research als „Top Brand PV Installateur 2024“ ausgezeichnet. Damit gehört das Franchise zu den besten ein Prozent der Unternehmen im Bereich der dezentralen Stromerzeugung in Deutschland und Österreich. —
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Im Sommer würde ich gerne meine überschüssige gespeicherte PV – Energie netzdienlich zu einem Dynamischen Preis einspeisen, aber bei Tibber geht das nicht.