Baywa r.e. hat nach eigenen Angaben „die Grundzüge einer langfristigen Finanzierungslösung vereinbart“. Die Erneuerbare-Energien-Sparte des in eine Krise geratenen Münchener Mischkonzerns Baywa AG konnte demnach eine Verlängerung ihrer Bank- und Garantielinien bis Dezember 2027 erreichen. Dies war in einem Sanierungsgutachten der Boston Consulting Group als eine Anforderung für den angestrebten Umbau des Unternehmens beschrieben worden.
Baywa r.e. hat ein „r.e. power“ genanntes Programm aufgelegt. Das Unternehmen soll daraus als ein Erneuerbare-Energien-Projektentwickler und unabhängiger Stromerzeuger (Independent Power Producer, IPP) hervorgehen. Dies seien die Bereiche, „die eine positive Marktprognose haben, und in denen BayWa r.e. bereits heute über eine gute Wettbewerbsposition verfügt“. Einerseits heißt es, man wolle hier „weiterhin weltweit tätig sein“, andererseits kündigt Baywa r.e. an, sich dabei auf diejenigen Märkte zu konzentrieren, „die ein geringeres wirtschaftliches Risiko und Wachstumschancen aufweisen“. Insgesamt will das Unternehmen jährlich ein Projektvolumen von zwei Gigawatt realisieren, der IPP-Bestand soll „nach dessen Optimierung ab 2026“ auf mehr als ein Gigawatt ausgebaut werden.
Im Zuge der Restrukturierung will Baywa r.e. die Geschäftsverantwortung zwar lokal organisiert belassen, sich dabei aber „zu einer stärker zentral gesteuerten Organisation entwickeln“ und Bereiche wie Controlling, Finanzen und Personal entsprechend neu aufstellen. Es werde „auch zu personellen Anpassungen kommen“, als Ziel nennt das Unternehmen eine Mitarbeiterzahl von rund 1.500 bis Ende 2027. Mithin würden in diesem Zeitraum schrittweise rund 350 Vollzeitstellen „sozialverträglich abgebaut“.
Insgesamt beschäftigt Baywa r.e. derzeit den Angaben zufolge allerdings rund 4.250 Menschen, von denen aber bis zu 2.400 in Bereichen arbeiten, „die voraussichtlich nicht zum langfristigen Kerngeschäft der neuen BayWa r.e. gehören werden.“ Hinsichtlich dieser Bereiche wolle man zunächst „Optimierungsmöglichkeiten“ prüfen und dann „abschließende Entscheidungen zu einer möglichen Übertragung an neue Eigentümer, Portfoliobereinigungen oder Marktaustritte“ treffen. Bereits im März 2023, also deutlich vor der aktuellen Krise des Konzerns, hatte Baywa bekannt gegeben, die Tochter Baywa r.e. neu ausrichten und deren Solarhandelsgeschäft (Solar Trade) verkaufen zu wollen.
Eine zentrale Rolle bei der nun angestrebten Reorganisation spielt der Schweizer Investor Energy Infrastructure Partners (EIP), der seit 2021 Investor bei Baywa r.e. ist. Mit EIP befinde man sich derzeit in „fortgeschrittenen, aber noch nicht abgeschlossenen Gesprächen“. Eine angestrebte „Kapitalstärkung“ könne dabei „zu einem Kontrollwechsel zu Gunsten von EIP führen“. Eine Vereinbarung werde bis Ende des ersten Quartals 2025 angestrebt.
Felix Colsman, der seit August als Chief Restructuring Officer (CRO) die Restrukturierung verantwortet, sieht „die konsequente Umsetzung der im Transformationsprogramm definierten Maßnahmen“ als Voraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung. Das Unternehmen habe bereits „eine Vielzahl von Sofortmaßnahmen eingeleitet“, um seine finanzielle Situation zu stabilisieren. „Nach der Umsetzung aller notwendigen Transformationsmaßnahmen wird die neue BayWa r.e eine marktübliche EBITDA-Marge mit einem ausgewogenen Risikoprofil über alle Geschäftsbereiche erzielen“, so Colsman.
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Ich hoffe, bei Baywa gibts nicht fast nur Bauern-Opfer, wie bei so manchen Parteien in kritischen Situationen üblich – sondern auch die Eine oder Andere mit-verantwortliche „Führungs-Persönlichkeit“ wird wenigstens mal „mit bestem Arbeits-Zeugnis weg-gelobt“ – so wie ich S gelegentlich mal in Industrie-Unternehmen -bei beginnender Schieflage- als gerade noch rechtzeitige Selbstreinigung kennenlernte ?!
Ein typisches Beispiel für fehlmotivierte Führungskräfte aus meiner Industrie-Praxis:
Ein Maschinenbau-Betrieb mit noch gutem Namen, ca 1000 Mann Belegschaft, bereits mit ca 100 Mio verschuldet, hatte ein breitgestreutes Werkzeugmaschinen-Programm – und 2 Entwicklungsabteilungen. Gegen JahresEnde in der Kantine sassen mir -und einen anderen Kollegen die beiden Chefs der Entwicklungsabteilungen gegenüber – und Jeder der Beiden spreizte sein Pfauenrad -wollte der Bessere, der Grössere sein. Anerkannter Primus war dann Der, welcher bei der Geschäftsleitung das Meisten an finanziellem Spielraum für das nächste Jahr herausgekitzelt hatte –
und nicht Der, auf Grund dessen qualifizierter Arbeit -nachweislich- der technische Vorsprung und entsprechend steigende Umsätze und Gewinn fürs Unternehmen erwachsen waren.
Ich kündigte bald darauf. Wenig später wurde das Unternehmen an einen Investor verkauft. Ein hoch motivierter, qualifizierter, redlicher, fleissiger Meister vertrug den „wind of change“ so schlecht, dass er Selbstmord beging. Gut zehn Jahre später endgültiger Konkurs – und die Wekhallen lagen danach über rund 2 Jahrzehnte brach – mitten in der Stadt.
Natürlich drücke ich Baywa die Daumen – aber auch dort scheint -entsprechend meiner relativ spärlichen Informationen- „der Fisch vom Kopf her zu stinken“ – und ich hoffe, dass die neuen Besen an den richtigen Stellen mit dem Ausfegen beginnen -statt Bauernopfern- und dieses Unternehmen wieder auf gut tragende und führende Gleise kommt.