Anmelde-Wahnsinn für kleine Photovoltaik-Anlagen

Mach dir selbst Solar-PV Saarbrücken Lennart Scheller

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Dass der Netzanschluss von privaten Photovoltaik-Anlagen Betreiber und Installateure manchmal in den Wahnsinn treiben kann, ist eine Weisheit, die in der Branche bei vielen Gelegenheiten vorgetragen wird. Doch was das nun wirklich bedeutet, wird daraus oft nicht ersichtlich. Wer nicht täglich damit konfrontiert ist, kann sich unter dem Prozess und den möglichen Problemen nur bedingt viel vorstellen.

Anders ist das in einem Video, das seit Kurzem im Internet kursiert. Darin macht ein Installateur aus dem Saarland seinem Ärger mit einer gewissen Portion Lakonie Luft. Er zeigt Blatt für Blatt die Formulare, die für ein Netzanschlussbegehren ausgefüllt werden müssen. Auffällig ist dabei auch, wie häufig Angaben doppelt gemacht werden müssen. Namen und Adressen der Anlagenbetreiber müssen immer wieder neu angegeben werden. Auch die Leistungsangaben für die Systemkomponenten sind an mehreren Stellen in verschiedenen Formularen anzugeben.

Bei einer Anlagenerweiterung gebe es keine Kulanz. Der Prozess muss noch einmal durchgeführt werden und der Netzbetreiber muss das Objekt abermals (kostenpflichtig) besuchen, obwohl am Schaltplan und dem AC-Teil der Anlage nichts verändert wurde.

Wenn es dazu kommt, die Einspeisevergütung auszuzahlen, lassen sich Netzbetreiber auch mal bis zu einem Jahr Zeit. Von Wartezeiten zur Anlagenabnahme und Zählertausch ganz zu schweigen. In einem besonderen Fall, berichtet der Installateur, habe der vom Netzbetreiber beauftragte Monteur beanstandet, dass die Anlage zu früh in Betrieb genommen wurde und habe daraufhin den Zweirichtungszähler getauscht. So konnte der Kunde keine Einspeisevergütung für den seit Monaten eingespeisten Strom geltend machen. Der Monteur habe ohne Rechtsgrundlage entschieden, dass der bisherige Zählerstand nicht vergütungsfähig wäre.

Im späteren Teil des Videos zeigt der Installateur, welche Hürden beim Umbau des Zählerschranks auf den Bauherren zukommen. Viele Häuser hätten Elektrik, die noch aus den 70er Jahren stamme. Um eine Photovoltaik-Anlage anzuschließen, verlangen die Netzbetreiber eine Instandsetzung. Wie genau, unterscheidet sich von Netzbetreiber zu Netzbetreiber. Im Saarland und daran angrenzend gibt es neun zuständige Netzbetreiber. Der Installateur führt eigenständig Merkblätter mit Vorgaben der einzelnen Betreiber, da einige mit den Informationen auch nicht öffentlich umgehen, sondern stattdessen Begehren einfach ablehnen.

Durch die Umbauten am Zählerschrank würden oftmals sehr hohe Kosten verursacht. Die Vorgaben für die Umbauten gingen über verständliche Sicherheitsaspekte hinaus. In einigen Fällen müssen neue Kabel und manchmal der ganze Zählerschrank verlegt werden. Dafür würden die Installationsfirmen die Wände aufmeißeln.

Gerade bei kleineren Installationen im Bestand sei es so, dass die Instandsetzung des Zählerschranks mehr Kosten verursachen könne als die Photovoltaik-Komponenten. Hier spricht der Installateur von einer enormen „Ausbaubremse“. Solche Projekte würden häufig abgesagt, wegen der hohen Kosten des Netzanschlusses. Bei größeren Anlagen und im Neubau wäre das alles kein Problem. Aber durch diese Hürden sei das Marktsegment kleinerer Anlagen im Bestand besonders betroffen. Infolgedessen würden sich viele dann für die kleinere Variante eines Stecker-Solar-Geräts entscheiden.

Wir haben alle sieben Verteilnetzbetreiber im Saarland und die beiden Verteilnetzbetreiber, die in der Grenzregion auf der Rheinland-Pfälzischen Seite zuständig sind, angefragt, zu dem Video Stellung zu beziehen. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels konnte keiner der Netzbetreiber aus dem Saarland bestätigen oder verneinen, dass die Darstellung des Installateurs plausibel ist, oder beantworten, ob die Probleme bekannt sind und es Bemühungen gibt, für Verbesserung zu sorgen.

Der Netzbetreiber Westnetz lässt mitteilen, „dass Installateure wichtige Partner für uns sind und umfangreich betreut und zielgerichtet informiert werden.“ Die Pressestelle der Pfalzwerke teilt mit, dass sie auch die Einschätzung teile, dass der Prozess des Netzanschlusses ein komplizierter und bürokratischer ist. Dieser Prozess sei aber auch in seiner Sorgfalt notwendig. Zudem verweist der Netzbetreiber auf einen enormen Anstieg der Netzanmeldeverfahren von Einspeiseanlagen. Im Jahr 2021 seien „wenige Tausend“ Anmeldungen eingegangen. Heute seien es über 10.000 Anträge im Jahr. Um dem erhöhten Aufkommen gerecht zu werden, haben die Pfalzwerke 30 neue Stellen in der Bearbeitung der Anträge geschaffen und setzen auf digitalisierte Antragsformen. Das erleichtere den Prozess für alle Beteiligten.

Welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, sich als Betreiber oder Installateur zu wehren und welche Fallen man als Installateur tappen kann, klärten wir mit Rechtsanwalt Sebastian Lange in unserer November-Ausgabe. Der Artikel ist hier zu lesen (Premium Content, Zum Abo/zur Einzelheftbestellung).

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