Während etliche Akteure dazu aufrufen, den am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf zur Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) nun zügig durch das Parlament zu bringen, sieht der Öko-Energieversorger Octopus Energy eine schnelle Verabschiedung kritisch – zumindest im Hinblick auf die Passagen zu sogenannten intelligenten Messsystemen (Smart Meter). Die jüngste Überarbeitung des Gesetzes sei hier „nur ein Trippelschritt in die richtige Richtung“. Es sei weiterhin die Beibehaltung einer Grenze bei 6.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch für den standardmäßigen Einbau geplant und eine finanzielle Unterstützung der Netzbetreiber für eine Steuerbox (sofern erforderlich). Das aber genüge nicht für den aus Sicht von Octopus Energy dringend notwendigen Smart Meter Rollout an alle Haushalte und sei auch nicht ausreichend, um die Kosten in den Griff zu bekommen.
Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Deutschland, plädiert eindringlich für eine einfachere, dafür aber umfassende Lösung. Bereits vor einigen Tagen hatte er auf der Plattform „LinkedIn“ gefragt, wieso etwa Besitzer von Elektroautos (beziehungsweise Wallboxen) oder Wärmepumpen zusätzlichen Aufwand für eine Steuerbox betreiben sollen, „die sowieso nichts kann und die keiner braucht“. Ein Blick in europäische Nachbarländer zeige, dass es auch deutlich einfacher ginge.
Nun fordert Octopus Energy in einer Mitteilung erneut, „dass alle Verbraucher*innen von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren können, ohne dabei steigende Kosten fürchten zu müssen“. Das Unternehmen schlägt die Einführung eines „Smart Meter Light“ – ein vereinfachtes, kostengünstiges Messsystem – für Haushalte ohne „spezifische Hochverbraucher“ wie Elektroautos oder Wärmepumpen und ohne Photovoltaik-Anlagen vor. Gleichzeitig plädiert Octopus Energy „für eine verpflichtende Ausstattung aller Haushalte mit Smart Metern“ sowie den Aufbau einer zentralen Datenplattform nach dem Vorbild der britischen DCC (Data Communications Company). Dies würde „den Verwaltungsaufwand für Messstellenbetreiber und Stadtwerke erheblich verringern“. Abläufe würden standardisiert und damit der Rollout erheblich beschleunigt. Außerdem brauche es „faire Wettbewerbsbedingungen für alle Akteure im Messstellenbetrieb“, schon weil nur hierdurch „innovative und kosteneffiziente Lösungen entstehen“.
Gierull appelliert vor diesem Hintergrund an die Bundestagsfraktionen der Regierungsparteien SPD und Grüne ebenso wie an die CDU/CSU und die FDP, „den Gesetzentwurf eingehend zu prüfen und nicht noch schnell vor der Neuwahl durchzuwinken“. Es drohe sonst „ein unausgegorenes Gesetz“, das „großen Schaden anrichten und eine monatelange Hängepartie verursachen“ könne. Stattdessen, so Gierull, „brauchen wir einen echten Smart-Meter-Neustart unter einer neuen Bundesregierung.“
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Mit solchen Vorschlägen wird der iMSys rollout nur noch weiter verzögert werden. Da gibt es mit der Novelle von 14a eine Möglichkeit die Netzentgelte und damit die Stromkosten für Wärmepumpen und EAutos signifikant zu reduzieren, aber bei den dafür notwendigen Komponenten wird auf die Bremse getreten.
Dieser Aufruf bzw. Appell ist natürlich ohne jeglicher eigennütziger Hintergedanken 😉
Momentan wimmelt es ja vor „Warnungen“ einschlägiger Strukturvertriebe! Die Tage warnten ja gerade erst 1K5 und Empal.
Natürlich alles ausschließlich aus Sorge um den Verbraucher! 😉
Octopus Energy (OE) hat erhebliche Erfahrungen und Kompetenz mit Smartmetern und Smarttarifen, mehr als die anderen Anbieter, auf allen Ebenen, angefangen mit Kraken, der quasi Inhouse-Managementsoftware (Entwicklung und Vertrieb). OE hat ebenfalls Hardware/API entwickelt, welche ein nahezu Echtzeit-Monitoring von Import/Export erlaubt.
Außerdem betreibt OE bereits seit geraumer Zeit virtuelle Kraftwerke und Laststeuerung.
Leider wird in Deutschland von Octopus Energy nur ein Bruchteil angeboten, die hiesige Abteilung ist eher so etwas wie „Octopus Energy Light“. Die Gründe für den nahezu völlig fehlenden Willen, Änderungen in Deutschland zu treiben, kann ich weniger nachvollziehen, man überlässt die „Early Adopter“ hier in Deutschland komplett anderen Firmen und bringt sich so in eine unnötig schlechte Startposition.
Zudem provoziert man dadurch eben auch, dann in einen Topf mit 1Komma5 und Empal geworfen zu werden. Wie sollte man es auch besser wissen?
Von daher bzw. trotzdem neige ich dazu, OE-Aussagen zum Thema ernst zu nehmen.
Und die Kernaussage lese ich, dass ein simples Zählgerät mit Datenübertragungsschnittstelle völlig ausreichend ist, da sich sämtlich e anderen Funktionen ständig ändern und ohnehin von separater Hardware übernommen werden.
So zum Beispiel sind Autohersteller chronisch taub, wenn es darum geht, Zugriff auf Ladedaten und Ladesteuerung zu bekommen. Drittgeräte müssen darum oft andere Wege gehen oder aber bleiben auf ein oder wenige Fahrzeugmodelle beschränkt.
Aber selbst innerhalb eines Herstellers fehlt es nahezu immer an Konsistenz, sei es weil Zulieferer sich ändern, sei es weil Jeder was vom Datenkuchen haben will, ohne zu teilen. Übrigens wird immer völlig ignoriert, dass die erhobenen Daten ja eigentlich dem Eigentümer gehören. Ebenso ist dieser in der Regel der Letzte, welcher Zugriff auf Daten und Steuerung bekommt.
Lange Rede, kurzer Sinn, ein Smartmeter kann sich nicht der Entwicklung anpassen, schon aus Sicherheitsgründen nicht. Von daher sollte es in der Tat seine Grundfunktion erfüllen und den Rest machen ohnehin Andere.
@Dirk Schiller
Aha. Kann es sein, dass Du selbst für Octopuss tätig bist?
Eine pragmatische Lösung hat Italien. Da ist im Zähler ein Leistungsschalter integriert, der vom Zähler ausgeschaltet werden kann.
Überschreitet man in einem Zeitfenster die vereinbarte Leistung, schaltet der Zähler den Stromkreis ab. Wäre natürlich auch für eine Steuerung nach §14a EnWG geeignet, mit dem Vorteil, dass nicht erst umständlich der Zählerschrank umgebaut oder evtl. sogar erneuert werden muss.
Es ist dann halt Aufgabe des Benutzers, dafür zu sorgen, dass bei Netzüberlastung die Bezugs- und Einspeisegrenzen eingehalten werden. Beispielsweise könnte die Netzauslastung über die BNA für alle Regionen abrufbar sein. Geräte, die ohnehin im WLAN sind, bräuchten dann nur einen Region Code für das eigene Gebiet und könnten sich selbsttätig netzdienlich verhalten.
So etwas ist aber eine für D viel zu einfache und pragmatische Lösung.
Im Gesetz feht der Spielraum für pragmatische Lösungen. Die Pflicht zu „exakter“ Erfassung und Bereitstellung führt zu Mehraufwand und höheren Kosten, dabei könnten Spannungsschwankungen genutzt werden, um Einspeisung und Verbraucher zu regeln. Wozu Aufbau neuer Datennetze oder Zwang zum Internetanschluss, wo es mit LoraWan ein bewährtes Verfahren für Fernkommunikation gibt?
Mit vernünftiger Verschlüsselung und Authentifizierung sollte eine Internet-Übertragung kein Problem darstellen. Besonders, wenn ohnehin nur Lesezugriffe (Smartmeter Light) vorgesehen sind.