Enpal kritisiert erneut Resilienzbonus und erwägt Reduzierung von Investitionen in Deutschland

Enpal, Geschäftsführer, CEO, Mario Kohle, Solarmodul, Pressefoto

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Nachdem am Freitag 1Komma5° im Streit um so genannte Resilienzboni seinen Austritt aus dem Bundesverband Solarwirtschaft erklärte, hat nun auch Enpal seine schon vorher geäußerte Kritik erneuert. das auf Verkauf und Vermietung privater Photovoltaik-Anlagen und Energiesysteme spezialisierte Berliner Unternehmen erwäge zudem „die Investitionen in den Zubau an erneuerbaren Energien in Deutschland drastisch zu reduzieren“.

Zwar verfolgt der Photovoltaik-Anbieter nach wie vor keine Pläne zum Aufbau von Produktionskapazitäten, wie Unternehmenssprecher Wolfgang Gründinger auf Nachfrage von pv magazine erklärte, man werde aber bei Einführung von Resilienzboni die eigentlich für Deutschland bestehenden Pläne zugunsten anderer Standorte überprüfen. „Wenn Deutschland nicht mehr kalkulierbar ist, muss man in andere Länder ausweichen.“ Enpal verweist in seiner Mitteilung auf die Situation im vergangenen Herbst, hier hätten „politische Eingriffe“ bereits einen deutlichen Nachfragerückgang verursacht. Gemeint ist hiermit unter anderem das KfW-Förderprogramm 422, auf das viele Kunden gewartet hätten, ebenso wie auf die noch ausstehende zweite Tranche , die nun aber wohl gar nicht ausgeschüttet wird.

Wenn Resilienzboni in Form von Zuschlägen auf die Einspeisevergütung eingeführt würden oder sogar, wie zuletzt diskutiert, als „Produktionsbonus“ auf die gesamten Stromproduktion einer Photovoltaik-Anlage, also auch den Eigenverbrauch, drohen aus Sicht von Enpal Fehlanreize für den Solarmarkt. Kunden würden dann auf die Einführung solcher Boni warten und darauf, dass die zur Förderung vorgesehenen Solarmodule aus heimischer Produktion verfügbar sind, „die es in der benötigten Menge jedoch gar nicht gibt“. Deshalb drohe ein Markteinbruch, der für viele Vertriebs- und Installationsbetriebe existenzgefährdend sei. Außerdem seien die Photovoltaik-Ausbauziele der Bundesregierung dann nicht mehr erreichbar. „Für die Solarbranche ist das ein verheerendes Stop-and-Go, das tausende Arbeitsplätze aufs Spiel setzt“, erklärt Enpal-Geschäftsführer Mario Kohle. Der „komplizierte Umweg über den Endverbraucher“ stelle zudem eine milliardenschwere Mehrbelastung dar und sei auch anfällig für Missbrauch.

Enpal fordert „gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen“ – namentlich 1Komma5° und Zolar* – eine andere Methodik: „Wettbewerbliche Maßnahmen“, mit denen Hersteller direkt gefördert werden, seien der bessere Weg. Wolfgang Gründinger zufolge bestehen auch keine Einwände gegen die im „Net-Zero Energy Act“ der EU beschriebenen Pläne für ein Ausschreibungssegment, das Komponenten aus heimischer Produktion vorbehalten ist oder diese privilegiert. „Da sind wir auch dafür“, und dies sei auch Konsens innerhalb der europäischen Solarbranche, sagt er. Ein zusätzliches geschütztes Segment im Endkundenbereich aber diene nur solchen Herstellern, die bereits eine Zell- und Modulproduktion in Europa betreiben. Neuansiedlungen würden so nicht vorangebracht, denn bevor ein betreffendes Unternehmen seine Produktion aufgebaut habe, sei eine solche Förderung bereits ausgelaufen.

Offenkundig gemünzt auf Meyer Burger als einziges Unternehmen, das in Deutschland in nennenswertem Umfang sowohl Solarzellen als auch -module produziert, warnt Enpal in seiner Mitteilung vor „monopolartigen Strukturen“, die durch den Resilienzbonus gefördert würden. Der Bonus „torpediert die nachhaltige Wiederbelebung der heimischen Solarindustrie“. Es profitiere „nur eine kleine Zahl von Herstellern mit kombinierter Modul- und Zellproduktion überproportional von der geplanten Subvention.“

*Anmerkung der Redaktion: EKD hat sich am 13.2.2024 an pv magazine gewandt und gebeten, seinen Namen aus der Aufzählung zu löschen, da man nicht die Auffassung von Enpal und 1Komma5° teile. Wir haben den Artikel entsprechend geändert.

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