In seinem am 30. Januar versandten und am 2. Februar öffentlich bekanntgemachten Brief an die Europäische Kommission formuliert der European Solar Manufacturing Council (ESMC) einen „dringenden Appell für Notmaßnahmen“ zum Schutz der Solarmodulproduktion in der EU. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben „beinahe 80 Unternehmen“ aus „nahezu der gesamten Wertschöpfungskette“ der Solarproduktion; die ESMC-Website führt 77 Mitglieder, darunter allerdings auch Forschungsinstitute.
Der Verband sieht durch eine „Überversorgung mit subventionierten Solarmodulen, importiert aus China“, die Möglichkeiten bedroht, „die Photovoltaik-Herstellung in Europa wieder aufzubauen“, wenn nicht in den nächsten zwei Monaten entschiedene Maßnahmen ergriffen würde. Nach seinen Angaben lagern derzeit importierte Solarmodule mit 70 bis 85 Gigawatt Gesamtleistung in europäischen Häfen, die Verkaufspreise seien von 30 Cent je Watt Leistung auf rund 10 Cent gefallen. Dies sei „das Resultat einer aggressiven chinesischen Industrie-Strategie“, als deren Folge auch europäische Photovoltaik-Hersteller „mit großen unverkauften Lagerbeständen“ zurückgeblieben seien.
Aufbauend auf dieser bereits mehrfach vorgebrachten Argumentation fordert der ESMC die Einrichtung einer EU-Einrichtung zum Aufkauf der Lagerbestände europäischer Hersteller. Zweitens solle der temporäre Krisen- und Transformationsrahmen (Temporary Crisis and Transition Framework; TCTF) der EU unverzüglich so modifiziert werden, dass er zur Finanzierung von Projekten mit in der EU produzierten Solarmodulen oder von operativen Ausgaben in der EU ansässiger Hersteller nutzbar wird. Drittens müssten die im „Net Zero Industry Act“ (NZIA) sowie der „Forced Labour Regulation“ (FLR) angelegten Möglichkeiten zur Unterstützung europäischer Photovoltaik-Hersteller beschleunigt umgesetzt werden.
Aus diesen Vorschlägen soll nach den Vorstellungen des ESMC ein befristetes Maßnahmenpaket entstehen. Damit könne der europäischen Industrie „Raum zum Atmen“ gegeben werden, bis in zwei bis drei Jahren der Net Zero Industry Act und die Forced Labour Regulation – beide derzeit im parlamentarischen Verfahren – in Kraft träten.
Irgendwelche Vorstellungen, welche quantitativen oder qualitativen Ziele die Solarindustrie in diesem Zeitraum erreichen soll, werden in dem Brief an die Kommission nicht dargelegt. Dafür heißt es aber, dass die geforderten Maßnahmen innerhalb von zwei Monaten ergriffen werden müssen. Anderenfalls werde der ESMC „für die Implementierung notwendiger Handelsschutzmaßnahmen“ eintreten. Dies beinhaltet Schritte, die von der europäischen Solarbranche und ihren Organisationen außerhalb des ESMC ausdrücklich abgelehnt werden, nämlich die Einleitung von Untersuchungen mit dem Ziel der Prüfung von Handelsbeschränkungen für Importmodule.
Hauptargument der Gegner ist, dass die europäische Solarindustrie – unabhängig von der Frage der Verkaufspreise – nicht einmal annähernd in der Lage ist, den Bedarf innerhalb der EU zu decken. Der ESMC selbst nennt in seinem Brief 3,5 Gigawatt an europäischen Modulproduktionskapazitäten als unmittelbar bedroht, was „mehr als 50 Prozent“ der Gesamtkapazität darstelle. Insgesamt kommt der Verband also auf knapp sieben Gigawatt. Allein in Deutschland wurden indes im vergangenen Jahr 14,26 Gigawatt neu installiert.
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Das sollten alle genau lesen:
ES IST EINE INFAME DROHUNG MIT ZÖLLEN!
Die EU- Kommission sondiert bereits seit einer Weile u.a. aufgrund der massiven EMSC- Lobbyarbeit und einer nie gesehenen Breitseite an unbelegten Behauptungen von deren Seiten EMSC die Einführung von Zöllen.
ESMC und damit viele der EU- Hersteller drohen den anderen 98% der Solarjobs EU nun also (endlich) unverhohlen mit Handelsschutzmaßnahmen. Bisher hatten sie diese Forderungen nur über Bande und nicht in der Öffentlichkeit erhoben. Und die Verwendung des Wortes „Zoll“ in der Öffentlichkeit auch vermieden.
Mit nie belegten Behauptungen über Dumping usw. reden sie aber mit aller Kraft seit Mitte 2023 Zölle herbei, wohlgemerkt haben sie sich dabei bisher nie getraut es auszusprechen.
Warum eigentlich?
Haben sie vielleicht Angst vor den anderen 98% des Marktes, die im Gro potentielle Kunden der EMSC- Mitglieder sind?
Wieso macht ein seriöses Institut wie das Fraunhofer ISE als Mitglied des ESMC bei diesem extrem polemisch, unfundierten Treiben mit?
Das zudem extreme Folgen auch für sehr leistungsfähige Firmen wie SMA haben könnte?
Zur Erinnerung: SMA wurde durch die von seinerzeit von Solarworld erzwungenen Zölle extrem hart getroffen. Denn der EU- Markt schrumpfte wegen der Zölle um 75% von 2012-2014. Das war seinerzeit der Heimatmarkt für SMA … ganz zu schweigen von zehntausenden anderen die ihre Arbeitsplätze oder Existenze verloren: https://www.pv-magazine.de/2023/09/18/totales-desaster-wie-solar-zoelle-zehntausende-arbeitsplaetze-und-existenzen-in-deutschland-vernichteten/
Zentrale ESMC Behauptungen bleiben weiterhin extrem und unbelegt:
Die erneuten Behauptungen des ESMC zu hohen Module Lagerbeständen werden weiterhin nicht mit sicheren Daten belegt.
Auch behauptete ESMC- Preisangaben wie von „30 Cent/Wp auf 10 Cent/Wp“ bleiben für die Breite unbelegt. Wo sind die konkreten Belege für diese Preise in der Breite des Markts?
Ober wo kann man aktuell Module für 10 Cent/Wp bestellen? – ich meine in Mengen mit „bankable“ Qualität?
LASSEN SIE SICH DAS TREIBEN NICHT LÄNGER GEFALLEN- KÄMPFEN SIE AUF ALLEN EBENEN GEGEN ZÖLLE UND SAGEN SIE DAS DEN BRANDSTIFTERN VON ESMC& Co AUCH DEUTLICH!
Hallo K.- H. Remmers,
das Kind ist doch eigentlich schon lange in den Brunnen gefallen. Und das nicht nur in der PV Branche.
Und jetzt versucht man Krampfhaft, das Kind aus dem Brunnen zu ziehen.
Ist wie mit dem Maikäfer, welcher auf dem Rücken liegt…
…. apropos Maikäfer: gibt es den überhaupt noch???
Generell halte ich die PV Industrie, wie viele andere Industrien für schützenswert. Wenn Europa sich von heute auf morgen gezwungen sieht, den Import von PV Modulen aus einer Region zu sanktionieren, dann könnte dies auch sehr schnell das Aus für sehr viele Unternehmen in Deutschland bedeuten und die bestehende Infrastruktur in Frage stellen.
Geht man 2023 von 56 GW in Europa installierter PV Leistung aus (https://www.pv-magazine.de/2023/12/12/photovoltaik-zubau-2023-deutschland-erreicht-14-gigawatt-europa-56-gigawatt) und 9,4 GW PV Produktion in Europa (https://www.intersolar.de/markttrends/pv-produktion-in-europa) und vernachlässigt man den interkontinentalen Handel, dann werden etwa 16,7 % der PV Module in Europa gefertigt.
Statt ständig den Staat mit Boni und Resilenz Programmen zur Kasse bitten, könnte ich mir vorstellen, dass bei jedem Händler mindestens 8% der gehandelten PV Module aus europäischer Produktion stammen muss. Module, deren Zellen in Europa gefertigt werden, sollten dabei doppelt gezählt werden. Wer innerhalb eines Quartals sein soll nicht erfüllt hat, darf nur noch europäische Produkte bis zur Erfüllung verkaufen. Überschüsse können als anrechenbare kWp in das nächste Quartal übernommen werden.
Damit würden bei den Händlern ggf. Mischkalkulationen entstehen. Subventionen und bewusst lancierte Dumpingpreise außerhalb Europas würden in Europa automatisch zur Förderung.
Die EU könnte sich so vor einem Absturz absichern indem die Länder den Eigenanteil mit Augenmerk auf lokale Märkte anpassen.
Die DDR wurde spätestens im Oktober 1990 abgeschafft, dies hat nicht jeder mitbekommen, aber es ist so.
So ein bisschen Sozialismus und Planwirtschaft gibt es nicht, man muss sich da schon entscheiden. Die Kunden kaufen eben preisorientiert und die Module von Solarwatt oder Meyer Burger sind nachweisbar NICHT besser als chinesische Qualitätsmodule.
Hier klammert man sich an die alte Zeit, schlimmer wird es noch in der Autoindustrie.
Ich habe mal Anfang der 2010er Jahre in der Solarindustrie gearbeitet, bevor diese durch die FDP/CDU/CSU-Regierung getötet wurde. Da habe ich beispiellose Ineffizienz durch Bürokratie, Wasserkopf, geringe Automatisierung, Geldverschwendung usw. feststellen müssen, und mit Bürokratie ist nicht nur die staatliche, sondern auch die hausgemachte Bürokratie gemeint. Und zur Erinnerung: die damaligen Zölle gegen chinesische Solarprodukte haben die deutsche Solarindustrie auch nicht retten können. Warum sollte es diesmal anders sein? Die deutsche Solarindustrie sollte sich endlich dem, so hoch gelobten, Wettbewerb stellen. Die ständigen Lügen von maßlosen Subventionen und Zwangsabeit in China sind dabei wenig bis garnicht hilfreich.
Die Chinesen betreiben also stets und überall in allen Bereichen der Wirtschaft unfaire Subventionspraktiken. Und das seit Jahrzehnten. Wie machen die das nur, dass sie alle Wirtschaftsbereiche stets und dauernd derart bezuschusst, dass alle chinesischen Firmwn seit immer schon und sowieso generell unsere Märkte mir Dumpingpreisen unter Herstellungskosten überfluten.
Das wären Mal Fragen auf anderer Ebene… Zölle wären imho das Dümmste, was man anstellen könnte, zumal chinesische Produkte und Hochtechnologie in diesen Bereiche der hiesigen um Längen voraus ist.
Es wäre ein wenig wie das Beschützen der heimischen Kutschenherstellung während woanders die Zukunftsvehikel vom Band laufen. (PS: jeder Vergleich hinkt zwangsläufig und ohne Ausnahme. Es geht maximal um Ähnlichkeiten).
Je mehr ich über China erfahre, desto skeptischer werde ich gegenüber den eingeübten Reaktionen und Vorurteilen. Ja, die machen viele sehr fragwürdige Dinge ( wir auch, Stichwort zB Mittelmeer). Aber irgendwie machen sie offe sichtlich auch viele Dinge einfach viel besser als hierzulande.
Subventionen gegen eines der ambitioniertesten und fortschrittlichsten Produzenten weltweit? Wenn das Mal eine so tolle Idee ist…
Wie Karl-Heinz Remmers schon schrieb:
1. Die Solarindustrie in Europe besteht zum allergrößten Teil NICHT aus Modul- oder Zellherstellern. Sie besteht aus Projektentwicklern und Installateuren. Die müssen wir im Wesentlichen schützen. Nicht die wenigen Hersteller, die schon seit 15 Jahren schlicht nicht wettbewerbsfähig sind und es auch nie sein werden. Das gilt für die gesamte Halbeleiterindustrie und Dutzende Weitere – wir können ja gerne mal über Resilienz für die Kleidungsindustrie reden, weil wir ansonsten im nächsten Winter alle erfrieren.
2. Die Behauptung, dass die chinesischen Hersteller durch Dumping so günstig sind, ist nicht belegt. Wenn man sich die Preisentwicklung vor Corona anschaut, dann sind wir jetzt genau da, wo man sein müsste (abgesehen davon, dass 10ct tatsächlich nur in absoluten Ausnahmefällen vorkommen). Die erwähnten 30ct während der Corona-Pandemie waren schlicht der Ausreißer, der aber nichts mit den Produktionskosten zu tun hat.
Wir brauchen keine Zölle und wir brauchen auch keine Resilienzboni oder Ähnliches. Die Herstellung von Wafern, Zellen und Modulen wird in Europe schlicht niemals wettbewerbsfähig sein. Das muss man einfach mal so stehen lassen. Und ja, dadurch haben wir eine Abhängigkeit vom chinesischen Markt. Das stimmt. Aber diese Abhängigkeiten sind in der globalisierten Welt normal und sie sind tatsächlich auch durchaus nicht nur schädlich. Denn Abhängigkeiten bestehen immer in beide Richtungen. Und gerade eine Exportnation wie Deutschland sollte sehr aufpassen, wie sehr sie sich für Protektionismus einsetzt.
Endlich sehe ich in mehreren Beiträgen die Meinung vertreten, dass die angeblichen Dumpingpreise der Chinesen auf einem Märchen beruhen. Man will bei uns eben einfach nicht wahrhaben, dass der weitere Ausbau der EEn zu einem Zusammenbruch der bisherigen Form des liberalen Spekulationskapitalismus führen wird. Was die Modul- und Zellenindustrie braucht, sind schlicht und ergreifend hohe Direktsubventionen, um die automatisierten Fertigungsstraßen auszubauen und dadurch die Stückpreise zu senken! China verfährt schon seit Maos Tod so und hat stupenden Erfolg. Aber das will man bei uns nicht wahrhaben, schließlich wollen zu viele bei uns weiter Däumchen drehend an Aktien verdienen, ohne groß arbeiten zu müssen.
Peter Bechert schrieb:
„Was die Modul- und Zellenindustrie braucht, sind schlicht und ergreifend hohe Direktsubventionen, um die automatisierten Fertigungsstraßen auszubauen“
Hier möchte ich dringendst empfehlen, zu überlegen, was das wäre und wo das hinführen würde. Hier muss notwendigerweise ein Grundverständnis von „Kapital“, „Asset“, „Eigentum“ etc. nacherworben werden, um eine solche Behauptung und Empfehlung machen zu können.
Erst wenn man weiß, wie sich Kapitalisierung zusammensetzt und wo sie herkommt, sollte man sich so weit aus dem Fenster lehnen.
Hier wird gefordert, dass der Steuerzahler den Firmen die Geschäftsgrundlage zinslos schenken soll, welche dann die damit erworbenen Gewinne an Teilhaber auszuzahlen, welche die Firma gar nicht finanziert haben.
Sollten wir wirklich so weit kommen, dann möchte ich bitte aus Steuermitteln ebenfalls eine Produktionsanlage finanziert haben. Selbstverständlich ohne Rückzahlung und Zinsen, die meine Gewinne belasten würden. Wer will schon gerne Finanzkosten zahlen, wie der Rest aller Firmen? Das gilt besonders in Hochzinsperioden.
Wenn es zu meinem Vorteil ist, verzichte ich doch gerne auf faire Bedingungen (aber nur dann, ansonsten bestehe ich vehement drauf!).
Ich schreie auch gerne laut dafür, wie unfair ich behandelt werde, dass ich immer noch keine zusätzlichen Mittel für meine geplante Investition im Ausland bekommen habe.