Installierte Kapazität von Großspeichern könnte bis 2030 um den Faktor 40 steigen

Batteriespeicher, FRV, England

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Wenn die nötigen regulatorischen Rahmenbedingungen gegeben sind, könnte die installierte Kapazität von Großbatteriespeichern Deutschland bis 2030 gegenüber heute um den Faktor 40 auf 57 Gigawattstunden steigen, bei 15 Gigawatt Gesamtleistung. Das zeigt eine Studie, die die Unternehmen Baywa re, Eco Stor, Enspired, Fluence und Kyon Energy beim Analystenhaus Frontier Economics in Auftrag gegeben haben.

Bis 2050 könne der Bestand an Großspeichern in Deutschland auf bis zu 60 Gigawatt beziehungsweise 271 Gigawattstunden steigen. Der Zubau werde durch die wachsende Nachfrage nach Flexibilität im Stromsystem sowie fallende Kosten für die Anlagen getrieben.

Eingesparte Brennstoff- und CO2-Kosten schaffen volkswirtschaftlichen Mehrwert

Aus der Studie geht auch hervor, dass Großspeicher durch die Verschiebung der Verfügbarkeit von Strom aus Zeiten mit Stromüberschuss in Zeiten mit einem Strommangel einen erheblichen volkswirtschaftlichen Mehrwert schaffen können. Frontier Economics beziffert allein die Einsparungen am Großhandelsmarkt auf etwa zwölf Milliarden Euro bis 2050 – ohne den zusätzlichen Nutzen für Systemdienstleistungen, die Vermarktung am Intradaymarkt oder weitere volkswirtschaftliche Folgeeffekte zu berücksichtigen.

Ein wesentlicher Grund dafür liege in den eingesparten Brennstoff- und CO2-Kosten. So helfen der Studie zufolge Großbatteriespeicher im Jahr 2030, rund 6,2 Millionen Tonnen CO2 und 2040 rund 7,9 Millionen Tonnen CO2 zu vermeiden. Das zeigt die Vergleichsrechnung mit einem Stromsystem, in dem in Deutschland statt Großbatteriespeichern überwiegend Gaskraftwerke eingesetzt werden.

Zudem macht die Studie deutlich, dass die Speicher eine senkende Wirkung auf die Großhandelspreise haben: Sie reduzieren den Preis zwischen 2030 und 2050 im Durchschnitt um circa 1 Euro pro Megawattstunde. Wenn keine Möglichkeit besteht, stationäre Batteriespeicher durch zusätzliche Gaskraftwerke zu ersetzen, wäre im Durchschnitt von 2030 bis 2050 sogar mit einem um vier Euro pro Megawattstunde höheren Großhandelspreis zu rechnen, so Frontier Economics.

Auftraggeber sehen Politik gefordert

Der Ausbau von Großbatteriespeichern könne darüber hinaus wesentlich dazu beitragen, den Investitionsdruck bei Gaskraftwerken zu reduzieren. In einem Szenario ohne Speicherausbau reichten die geplanten rund 26 Gigawatt Leistung neuer Gaskraftwerke bis 2030 nicht aus – es müssten weitere 9 Gigawatt zugebaut werden. Die Modellierung der Studie zeigt, dass Großspeicher den Zubau zwar nicht vollständig ersetzen, aber wesentlich dazu beitragen können, den Investitionsdruck bei neuen Gaskraftwerken bis 2030 zu reduzieren.

Die Auftraggeber der Studie sehen die Politik gefordert, für Investitionssicherheit beim Bau von Großbatteriespeichern zu sorgen. Bürokratische Hemmnisse und regulatorische Barrieren beispielsweise bei den Genehmigungsverfahren müssten abgebaut werden. Alle Märkte für Energie, Kapazität und Systemdienstleistungen in Deutschland sollten technologieoffen und marktbasiert ausgestaltet sein. Die Bundesregierung müsse schnellstmöglich die Vorgaben aus der aktuellen Reform des europäischen Strommarktes zur Festlegung indikativer Speicherziele umsetzen.

Darauf aufbauend sollte die Bundesregierung eine Ausbaustrategie für Großbatteriespeicher in Deutschland vorlegen. Mit der kürzlichen Veröffentlichung der Stromspeicher-Strategie hat die Bundesregierung in den Augen der Auftraggeber der Studie einen ersten Schritt gemacht, der jetzt zeitnah in konkrete Gesetzgebungsvorhaben zu überführen sei.

„Großbatteriespeicher spielen für die Energiewende zentrale Rolle“

Christoph Gatzen, Direktor bei Frontier Economics, sieht in der Studie eine Bestätigung der zukünftigen Rolle von Großbatteriespeichern in Deutschland: „Die Ergebnisse zeigen ganz klar, dass Großbatteriespeicher für die Energiewende in Deutschland eine zentrale Rolle spielen. Ein Verzicht auf diese flexibel einsetzbare Technologie führt zu höheren Gasimporten und mehr Abregelung erneuerbarer Energien in Deutschland und damit zu höheren volkswirtschaftlichen Kosten.”

Sowohl bezüglich der Kostendegression als auch der Zubaurate versprächen Batteriespeicher eine ähnlich dynamische Entwicklung wie Photovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren – mit dem Unterschied, dass Großbatteriespeicher ohne staatliche Förderung und rein marktgetrieben zugebaut und wirtschaftlich betrieben werden können.

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