Kürzlich habe ich auf „3sat“ einen Beitrag über Biodiversitäts (Biodiv)-Solarparks gesehen https://www.3sat.de/wissen/nano/221109-solarparks-wo-sollen-die-flaechen-herkommen-nano-100.html
Er ist der Anlass für diesen Text, denn darin wird etwas gesagt, was gerade viele verbreiten, uns bei der Energiewende aber in eine falsche Richtung führt.
In der Sendung erzählt Patrick Graichen, der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und aktuell der Chefplaner der Energiewende, sein Haus fördere derzeit Speicher in Privathaushalten. Diese täten damit genau das “Richtige”. Für Speicher außerhalb dieses Systems sieht er noch keine Notwendigkeit. Graichen setzt auf den „Markt“. Er spricht von Elektroautos als Speichern und weiß nicht, ob man viele „zentrale“ Speicher brauchen wird, oder ob ein dezentrales System das Bessere ist.
Das ist dann doch irritierend. Denn wer im Zusammenhang mit der Energiewende an den „Markt“ glaubt, der glaubt wahrscheinlich auch an den Osterhasen. Speicher in Privathaushalten scheinen mir auch keine kluge Idee, wenn man ganz nüchtern und konsequent die Energiewende vom Ende denkt. Die Energiewende bedarf eines sehr langfristigen, systemischen Blicks in die Zukunft gemeinwohlorientiert über alle Sektoren. Hier ist mein Vorschlag, wie das aussehen könnte:
Wir werden einen jährlichen Bedarf von 1300 bis 2000 Terawattstunden Strom haben, um alle Sektoren mit ausreichend Energie zu versorgen (Anm.: Stromproduktion derzeit ca. 500 Terawattstunden pro Jahr). Der größte Teil davon wird Solarstrom sein. Der größte Teil davon wird wiederum in Solarparks erzeugt, die überall im Land betrieben werden. Das führt zu Energieautarkie, möglichst in jeder Region, mit maximaler Wertschöpfung vor Ort und minimalen Energietransporten zwischen den Regionen. Die Hauptakteure der Energiewende werden die Stadtwerke sein.
Bei diesem Szenario ist es notwendig, tagsüber und vor allem im Sommerhalbjahr eine gewaltige Energiemenge nicht nur für eine Nacht in Batterien, sondern in verschiedensten Formen über Monate hinweg für den Winter speichern zu können. Zum einen, um den Bedarf an Energie jederzeit decken zu können und zum anderen, um Photovoltaik und Wind nicht abregeln zu müssen.
Weil das sehr viel Energiespeicherung bedeutet – mit der wir auf jeden Fall schon jetzt anfangen sollten – sollten wir sehr genau darauf achten, wie das kostengünstig, effizient und sicher gelingen kann.
Argumente gegen Speichern im Privathaushalt
Was ist das Irritierende an der Vorstellung, dass Speicher in Privathaushalten oder in Elektroautos eine gute Sache seien? Stromspeicher am äußersten Rand des Netzes haben gravierende Nachteile:
Wie würde das konkret aussehen? Der eine speichert ein, weil er gerade eine Erzeugungsspitze hat, ein anderer speichert gleichzeitig aus, weil er gerade eine Verbrauchsspitze hat. Umgekehrt geht es natürlich auch: Einer speichert aus, weil er Platz im Speicher für die nächste Erzeugungsspitze machen will, ein anderer speichert ein, weil er gerade keinen Bedarf hat und eine Reserve für seine nächste Verbrauchsspitze haben will.
In beiden Fällen wäre es besser, den erzeugten Strom ohne Ein- und Ausspeichern direkt zu verbrauchen. Mit einer Ausnahme: Das Netz zwischen beiden wäre gerade an seiner Leistungsgrenze.
Der Speicherbetrieb beim Endverbraucher ist eine Fehlallokation von Ressourcen. Ein Kompromiss wäre es, wenn die Speicher dort vom Netzbetreiber gesteuert werden. Dies wird aber weder dem Hausspeicherbesitzer und erst recht nicht dem Besitzer eines Elektroautos gefallen, ganz abgesehen von dem massiven bürokratischen und technischen Aufwand, der dafür nötig wäre.
Fazit: Ein netzdienlicher Speicherbetrieb beim Endverbraucher ist schwierig.
Sich mit eigener Stromproduktion und -speicherung möglichst selbst zu versorgen, mag reizvoll sein, sorgt aber für ein Gerechtigkeitsproblem. Wer seinen Strom auf dem Dach produziert und mit einem Speicher den Strombezug aus dem Netz noch weiter reduziert, zahlt nämlich weniger Netzentgelt als jemand, der das nicht macht. Die Netzkosten werden so tendenziell auf wirtschaftlich schwächere Teile der Bevölkerung verschoben.
Die Umstellung auf ein verbrauchsunabhängiges Netzentgelt würde dieses Problem lösen. Eine Netzumlage als Jahrespauschale, welche sich nach der Wohnfläche bemisst, verteilt die Netzkosten fair. Zusätzlich sorgt eine Pauschale dafür, dass die Netzbetreiber mit stabilen Einnahmen kalkulieren können.
Energiespeicherung gehört zum Netzbetreiber
Speicherung von grünem Strom bedeutet nicht nur die Verwendung von Batterien, sondern auch die Umwandlung von Strom in andere Energieträger. Dazu gehören grüner Wasserstoff (E-Gas) oder andere Stoffe aus dem Chemiebaukasten. Es bedeutet außerdem Wärmespeicher, Kältespeicher und eine weitere, völlig neue Energiequelle der Energiewende: Die Nutzung der Abwärme, die bei jeder Energieumwandlung entsteht. Mit der Abwärmenutzung wird die Energiespeicherung richtig effizient. Das Potenzial der Abwärmenutzung im Zusammenhang mit der Energiespeicherung vermisse ich bislang in den Energiewende-Zukunftsszenarien aller Denkfabriken!
Gerade mit Blick auf die Notwendigkeit der Sektorkopplung und der Energiespeicherung in Form von Strom, E-Gasen, Wärme und Kälte sind die Stadtwerke oder deren Netztöchter gefragt, denn sie betreiben schon heute sektorübergreifende Strom-, Gas-, Wärmenetze und können den optimalen Speichermix effizient nutzen. Kältenetze anstatt Klimaanlagen werden bei weiter steigenden Temperaturen ein weiteres Anwendungsfeld werden.
Der Betrieb von Energiespeichern gehört darum in die Hände der Netzbetreiber. Die Finanzierung dieser gewaltigen Aufgabe sollte einfach über die Netzumlage finanziert werden. So werden die Speicher genau dort im Netz errichtet, wo sie notwendig sind und den größten Nutzen leisten.
Ohne Ziele keine Zielerreichung
Damit man nicht so naiv wie der Staatssekretär Patrick Graichen auf die unsichtbare Hand des Marktes setzt und etwas für richtig befindet, das bei näherem Hinsehen eher ineffizient und auch noch unfair ist, sollte man grundsätzlich festlegen, welche Ziele man überhaupt erreichen will.
Klare Aussagen zu folgenden Kernfragen der Energiewende sind nötig:
- Was ist das Zieldesign des künftigen Energiesystems? Dezentral oder Zentral?
Dezentral bedeutet: Ein zellulares Energiesystem mit Energieproduktion überall im Land führt zu lokal-regionaler Wertschöpfung, minimalem Energietransport, Abwärmenutzung, Autarkie, großer Resilienz, Smart Grid.
Zentral bedeutet: Großtechnologie mit Energieproduktion an wenigen Standorten führt zu viel Netzausbau, Super Grid, Transportverlusten, Abhängigkeit von wenigen Playern.
Meiner Ansicht nach ist das dezentrale Energiesystem die klügere Wahl. Als dezentral sehe ich jedoch nicht so sehr kleine, private Photovoltaik-Dachanlagen, sondern viel eher Solarparks mit mehr als zehn Megawatt Leistung. Diese erzeugen grünen Strom viel preiswerter als Dachanlagen, weil sie zum einen eine theoretisch unbegrenzte Lebensdauer haben – denn Boden und Betriebsgenehmigung können nicht verschleißen – und zum anderen haben sie erheblich niedrigere Wartungs- und Reparaturkosten. Nach den ersten 20 Betriebsjahren entfallen zusätzlich die jährlichen Abschreibungskosten und erlauben Stromverkaufspreise von unter 2 Cent/Kilowattstunde für einen rentablen Betrieb von Solarparks.
- Ist in Deutschland Energieautarkie möglich? Wollen wir das?
Ja, denn es gibt in Deutschland ausreichend Fläche für Energieautarkie. Das begründe ich auf meiner Website https://www.gemeinsameinfachmachen.de. Importabhängigkeit in Energiefragen ist problematisch – das sieht man gerade deutlich. Darum bin ich sehr dafür, die Energieautarkie in Deutschland als wesentliches Ziel zu betrachten und mindestens eine bilanzielle Autarkie anzustreben.
Forderungen für das Gelingen der Energiewende
Die Energiewende wird gelingen, wenn wir langfristig denken und jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen, die von passenden, neuen Rahmenbedingungen begleitet werden. Das wird Streit, einige Verlierer (Energieriesen, fossil, atomar) und sehr viele Gewinner (Stadtwerke, Kommunen, Bürger, Naturschützer) geben. Wenn die Bundesregierung weiterhin nur auf Sicht fährt, dann wird es kaum Gewinner und sehr viele Verlierer geben.
Für eine wohlüberlegte, sichere, gemeinwohlorientierte, regionale und preiswerte Energieversorgung, deren Wertschöpfung vor Ort bleibt, die zur Unabhängigkeit von Importen führt, die gute Arbeitsplätze schafft, die Klima- und Biodiversitätskrise gemeinsam beackert, lohnt es sich zu streiten. Also streite ich dafür, dass sich das ändert. Meine Forderungen für das Gelingen der Energiewende sind:
- Separate Netzentwicklungspläne für Stromnetze, Gasnetze, Wärmenetze (Kältenetze) sind zu wenig. Die lohnenswerte Sektorenkopplung im Zuge der Energiewende bedarf dringend eines gemeinsamen Netzentwicklungsplans für Strom-, Gas- und Wärme/Kälte.
- Damit der Netzbetrieb gemeinwohlorientiert und sicher funktioniert, plädiere ich für eine Energieinfrastruktur als Gemeinschaftsgut. Damit meine ich eine Zusammenfassung aller Übertragungs- und Fernleitungsnetzbetreiber zu einer einzigen „Deutschland-Netz-Genossenschaft“ – deren Genossen alle Stadtwerke sind. Auch plädiere ich für eine Rekommunalisierung der lokalen Energienetzbetreiber. Diese sind die zentralen Akteure eines dezentralen Energiesystems. Mit dem Netzbetrieb sollte kein Gewinn gemacht werden müssen. Das würde nicht nur die Zusammenarbeit aller Netzbetreiber vereinfachen, sondern die Energieinfrastruktur demokratisch kontrollierbar machen.
- Energiespeicherung gehört als zentrale Zukunftsaufgabe zum Netzbetrieb. Sie ist der Job der Netzbetreiber auf allen Netzebenen – also auch im Niederspannungsnetz – an den verschiedenen Netzknoten (Umspannwerken, Trafostationen, Quartierlösungen, Ortsnetzstationen und so weiter.). Damit wird es leichter, die bei jeder Transformation, jedem Ein- und Ausspeichern anfallende Abwärme zu nutzen. Die Abwärmenutzung – die kommende Königsdisziplin der Energiewende – erfolgt in der Hauptsache durch Nahwärmenetze, an die möglichst viele Abnehmer angeschlossen werden. Paradebeispiel dafür ist Dänemark: https://www.kea-bw.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Experience_with_heat_planning_in_Denmark_-_GermanSummary.pdf
- Die Errichtung und der Betrieb von Anlagen der erneuerbaren Energien – sowie den dazugehörigen Nebenanlagen – liegen im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Sicherheit. Also fordere ich, diese zum vorrangigen Belang in der Raumordnungspolitik und der Bauleitplanung zu machen. Damit das nicht in Wildwuchs ausartet, bedarf es personeller und fachlicher Unterstützung für Bauämter und kommunale Klimaschutzbeauftrage durch beispielsweise ein Energiewende-Beratungsteam der jeweiligen Landesregierung. Mit abgestimmten Grundsatzbeschlüssen auf kommunaler Ebene zu Bau und Betrieb von naturnahen Solarparks sollte man bundesweit einheitliche Mindeststandards schaffen. Ergänzend mögen alle Kommunen bis zu zehn Prozent ihrer ackerbaulich genutzten Fläche für Biodiv-Solarparks ausweisen. Wenn naturschutzfachliche Kriterien bei der Flächenauswahl im Vordergrund stehen, dann können Biodiv-Solarparks als Trittsteine in der Agrarlandschaft zu einer sinnvollen Biotopvernetzung und zur Bekämpfung des Artenschwundes beitragen.
Gemeinsam mit Stadtwerken, Netzbetreibern, Kommunen, Bürgern, Naturschützern und Landeigentümern kann die Energieversorgung von morgen vor Ort entstehen.
— Der Autor Ralf Schnitzler ist studierter Landwirt und war von 2009 bis 2012 bei Juwi Solar Teamleiter Deutschland für das EPC-Business im Segment der Freifläche. 2019 bis 2021 war er Projektentwickler für Solarparks bei der Bejulo GmbH in Mainz. Dabei lernte er die von Bejulo errichteten Biodiv-Solarparks in der Nähe von Cottbus kennen und bekam die Idee zum bundesweiten Biotopverbundnetz aus Biodiv-Solarparks. Seit April 2021 entwickelt er als freier Berater diese Idee weiter. Mehr über seine Arbeit und Biodiv-Solarparks finden Sie unter www.gemeinsameinfachmachen.de. —
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Tja Herr Schnitzler. Solange die Stadtwerke 25% der Aktien von RWE halten wird sich da leider nicht ändern. Eigentlich wäre es eine Goldgrube für die Gemeinden, aber das Gold will RWE.
Zitat aus dem Artikel.
In der Sendung erzählt Patrick Graichen, der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und aktuell der Chefplaner der Energiewende, sein Haus fördere derzeit Speicher in Privathaushalten. Diese täten damit genau das “Richtige”. Für Speicher außerhalb dieses Systems sieht er noch keine Notwendigkeit. Zitat Ende.
„Physikalisch“ hat er ja Recht der Herr Staatssekretär. Denn für den EEG geförderten Ökostrom gibt es außerhalb der Privathaushalte gegenwärtig noch nichts „Ökologisches“ zu speichern.
Wo die Speicher auf dem Vormarsch sind ist das, was ich hier die Energiewende der „Großen“ nenne, nämlich die PPA finanzierten Großanlagen. Da geht neuerdings keine Anlage in Betrieb ohne Speicher.
Was mich beim Staatssekretär wundert. Sein Haus fördert private Speicher. Er verhindert damit, dass der wertvolle Ökostrom ins Netz eingespeist wird und – nach der gegenwärtigen Gesetzeslage – an der Börse zu Graustrom abgewertet wird. Ob ihm diese Rettungstat in dieser Weise bewusst ist. ??
Ich fürchte nein !!! ..Sonst könnte er doch dafür sorgen, dass der ..„gesamte“.. Ökostrom vor diesem „Missbraucht“ an der Börse bewahrt bliebe, in dem er wieder den Bilanzkreisen der Versorger „zwingend“ zugeteilt und im Lande als Ökostrom verbraucht wird, wie das bis 2010 der Fall war. Das würde nicht nur unsere Klimavorgaben leichter erfüllen, und die „Letzte Generation“ etwas beruhigen, sondern auch preislich bemerkbar werden.
„Ja, denn es gibt in Deutschland ausreichend Fläche für Energieautarkie“
Hier muss ich mal einhaken.
Wir haben in Deutschland (2020) einen Primärenergiebedarf von 3.305 TWh. Davon 584 TWh Strom. Das sind 17%.
Wenn Sie das mit PV erzeugen möchten, müssen Sie eine Fläche, so groß wie Brandenburg, komplett abdecken.
Und wie wollen Sie den Sommerstrom in das Winterhalbjahr bringen? Alle Langzeitspeicher, die mir bekannt sind, haben einen miserablen Wirkungsgrad von <30%. D.h. Sie müssten die Erzeugungsleistung verdoppeln, um den Sommerstrom ins Winterhalbjahr zu bekommen.
Ich bin ein Freund der Energiewende. Habe mehrere PV-Anlagen, fahre seit 2014 rein elektrisch und bin an mehreren Windparks beteiligt, Aber wenn wir nicht zu einem Agrarstaat verkommen wollen, sind wir auf den Import von Energieträgern angewiesen. Diese Tatsache müssen wir zur Kenntnis nehmen…
Lieber S. Kummer,
in einer fossil-freien Welt geht der Primärenergiebedarf drastisch zurück, wenn wir auf heutigem Niveau weiter wirtschaften wollen. Die seriösen Schätzungen gehen von 1300 bis 3000 Terawattstunden EE-Strom. Das sind in Solarparks 1,3 bis 3 Millionen Hektar. Das können Sie im Detail gerne auf meiner Homepage nachlesen. Ich will das gar nicht ins Winterhalbjahr bringen, sondern ich halte das für klüger als Energieimporte und vor allen Dingen für sehr effizient, wenn man die anfallende Abwärme mitnutzt. Wenn wir nicht zu einem reinen Agrarstaat werden wollen, dann brauchen wir sichere und preiswerte Energie. Ich rechne (heutige Kaufkraft) langfristig mit folgenden Kosten pro Kilowattstunde (ohne Steuern): Umwandlung aus Sonnenlicht in Solarparks 2 Cent, Speicherung (kurz, mittel, langfristig, saisonal, in allen Varianten mit Abwärmenutzung) 10 Cent, Verteilung incl. Abrechnung 6 Cent – also 18 Cent / Kilowattstunde bis zur Steckdose. Der Staat kann dann über Steuern steuern, wieviel z.B. ein energieintesiver Betrieb zahlt oder Otto Normalverbraucher.
Ich hoffe, ich kann Ihre Bedenken ein wenig ausräumen?
Ergänzung dazu: In dem Vergleich Primärenergieverbrauch vs Strommenge ist im warsten Sinne des Worts sehr viel heiße Luft enthalten.
Man muss den heutigen Primärenergieverbrauch richtig verstehen und einschätzen. Den darin stecken eben zusätzlich nicht einfach nur andere Energiebedarfe (Mobilität, Heizen…) sondern auch alle Wirkungsgrad- und Umwandlungsverluste. Letzendlich sind das dadurch Äpfel und Birnen, da im heutigen Primärenergieverbrauch sehr viel fossile Ineffizienz steckt.
Beispiel. Sie ersetzen 1 TWh Kohlestrom (aus einem Kraftwerk mit 33% Wirkungsgrad) durch 1 TWh Erneuerbare. Für die 1 TWh Kohlestrom brauchten sie vorher aber 3 Twh fossile Primärenergie. = im Zuge der Umstellung auf Erneuerbare sinkt der Primärenergieverbrauch (ganz ohne Verzicht und Effizienzgewinne).
Mehr dazu: https://www.klimareporter.de/strom/die-maerchenerzaehlung-mit-dem-primaerenergieverbrauch
PS: Das heißt nicht, dass es keine Problemlösungen für Langzeitspeicher und Winter braucht.
Lieber Ralf Schnitzler,
bitte beachten Sie, dass 3 Millionen Hektar Solarparks einer Fläche des Bundeslandes Brandenburg entspricht!
Was die seriösen Schätzungen von 1.300 – 3.000 TWh betrifft, so klingen diese realistisch. Ich denke 2.000 TWh Endenergie sind plausibel. Deutschland ist heute schon „Effizienzweltmeister“ (z.B. Energie/BIP) und mit überschaubaren Anstrengungen sollte der Endenergieverbrauch 500 TWh um den Sommerstrom ins Winterhalbjahr zu bringen. Selbst wenn Sie alle 48 Mio PKWs in Deutschland mit 100 kWh-Akkus ausstatten, sind das in Summe gerade mal 5 TWh. Mit welchem Energieträger möchten Sie diese gewaltige Menge Energie speichern? Druckluft, Wasserstoff, Methan? Wo sollen diese gigantischen Mengen gespeichert werden?
Die Umwandlungs- und Speicherverluste sind gigantisch. Die entstehende Wärme kann im Sommerhalbjahr praktisch gar nicht genutzt werden. Nur im Winterhalbjahr beim Rückverstromen. Alleine um diese Verluste zu kompensieren müssten Sie zusätzlich zu Brandenburg dann noch Hessen mit PV überdachen…
Ich weiß wie groß Brandenburg ist. Ich weiß auch, dass aktuell ca. 2, 3 Millionen Hektar für Energiefplanzenanbau und 6 Millionen Hektar für den Futterpflanzenanabau verwendet werden. Land sollte also genug da sein, zumal Biodiv-Solarparks auch der Steigerung der Biodiversität dienen. Das Speicherthema wird die größere Herausforderung. Langzeitspeicherung geht sicherlich mit E-Methan im Erdgasnetz und mit E-Methanol in „normalen“ Tanklagern. Bei Nutzung der Abwärme liegt der Gesamtwirkungsgrad bei beiden oberhalb von 70 %. Darum wird die Abwärmenutzung die Königsdizsiplin der Energiewende. Die entstehende Abwärme kann im Sommer auch genutzt werden. Mit Ab-Wärme können Adsorptionskältemaschinen Kälte erzeugen, die zur Klimatisierung von Gebäuden in künftig heisseren Sommern dient. Darum bitte Strom-Gas-Wärme-Kältenetze zusammen denken, planen und betreiben und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass möglichst schnell, möglichst viele Immobilien daran anklemmen. (Wie in Dänemark vorgelebt!).
Es wird aber sicherlich noch einiges entwickelt werden müssen, um das Speicherproblem zu lösen. Meine Vorschläge zielen grundsätzlich darauf ab, dass dies mögichst effizient, materialschonend, gemeinwohlorientiert und händelbar bleibt.
Verluste sind dann nur
Zu dieser Diskussion ist zweierlei zu sagen:
1. Die Formulierung „So groß wie Brandenburg“ stellt eine zweifelhafte Polemik dar. Niemand denkt daran, alle deutsche PV in Brandenburg zu konzentrieren. Richtig und weniger polemisch wäre die Formulierung „8% der bundesdeutschen Fläche“. 8% entsprächen dem Flächenanteil von Brandenburg.
2. So viel wird es nicht sein. Bisher wird in Deutschland doppelt so viel Windstrom produziert wie PV-Strom. Dieses Verhältnis wird sich sicher aus Bequemlichkeitsgründen (Windräder sind politisch schwerer zu vermitteln) zugunsten der PV verschieben. Es bleiben 4-5% der bundesdeutschen Fläche übrig. 15% gelten als versiegelt durch Verkehr und Siedlungsflächen, der PV-Anteil, der nicht dort drauf gepackt wird, ist klein, und wird gerade ausreichen, dass intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen mal eine Auszeit zur Erholung bekommen. Sicher werden auch brandenburgische Äcker in den Genuss dieser Auszeit kommen.
Der Glaube, weil es die letzten Jahre immer noch gut gegangen ist mit unserer Art zu wirtschaften, könnten wir doch auch in Zukunft dabei bleiben, ist verfehlt. Veränderungen ohne unmittelbaren Zwang kosten immer etwas Überwindung, aber wenn man sich dazu durchgerungen hat, ist man hinterher meist froh, dass man den Mut und die Weitsicht hatte. Veränderungen unter Zwang sind viel schwieriger. Schon jetzt ist es so, dass wir gleichzeitig die Kosten des Klimawandels (z.B. Deicherhöhungen, Landverluste) tragen müssen und die Kosten der Energiewende. Wenn wir jetzt nichts tun, wird es für die nachfolgenden Generationen noch schwerer.
Lieber Herr Schnitzler,
ich kann Ihre Intension sehr gut nachvollziehen. Auch ich bin Idealist.
Der Photovoltaik gehört die Zukunft. Auch darin sind wir uns einig.
Aber eine Vollversorgung in Deutschland, mit PV Strom, ist ein Traumschloss.
Der von Ihnen genannte Gesamtwirkungsgrad oberhalb 70%, bei der Methanisierung von PV-Strom und anschließender Rückverstromung, ist in der Praxis nicht im Ansatz zu erreichen. Selbst bei der optimalen Nutzung der Abwärme kommen Sie wahrscheinlich auf 20 – 25 %. Im Idealfall knapp an die 30%. Das kann ich Ihnen als Ingenieur versichern.
E-Methan / E-Methanol werden in Zukunft eine wichtige Rolle als Energieträger spielen. Aber in Deutschland fehlen schlicht die Flächen für deren Produktion. Deutschland wird auch weiterhin auf Energieimporte angewiesen sein. Es sei denn, wie in meinem Eingangspost schon angemerkt, wir wollen zu einem Agrarstaat verkommen…
Lieber S. Kummer,
bei dem Gesamtwirkungsgrad von nur max. 30 % kann ich Ihnen beim besten Willen nicht folgen. Vom grünen Strom über alle ptx und xtp Prozesse incl. der maximalen Abwärmenutzung bei jedem Prozessschritt (mit elektrischer oder e-gas-betriebener Wärmepumpe oder Adsorptionskältemaschine) würde ich locker immer von 70 % ausgehen, ohne mich besonders anstrengen zu müssen. Die geforderte Kunst ist, diese Umwandlungsprozesse dort zu betreiben und sinnvoll zu kombinieren, wo die Abwärmenutzung gut möglich ist.
Nur mal so zum Nachdenken: „Während rein stromerzeugende Anlagen (elektrische) Wirkungsgrade zwischen 33 % (ältere Anlagen) und 61,5 % (Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke) erreichen, kommt man bei KWK-Anlagen auf Nutzungsgrade von bis zu 85 % und höher.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kraft-W%C3%A4rme-Kopplung)
Ihre maximalen 30 % sind definitiv viel zu niedrig angesetzt und unterschlagen die Abwärmenutzung. Bitte um Quellen und Fakten, damit ich das nachvollziehen kann! DANKE
Danke Herr Schnitzler ! Endlich mal jemand, der sich laut über den Unfug der kleinteiligen Speicherung äußert. Kostet den Staat viel Geld durch Subventionen, den Betreiber durch nach wie vor Unwirtschaftlichkeit. Die „Dinger“ sind und bleiben auch ökologischer Unsinn. Und eine gewisse Gefahr bringen sie auch noch mit.
Eine dezentrale Speicherung nach Ihrer Definition hat auch den großen Vorteil, dass sie technologieoffen ist. Wasser, Elektrolyse….. wären möglich und der Standort/Markt würde über die konkrete Speicherform entscheiden. Nicht Politiker-Gutmenschen. Und auch nicht RWE, wie Herr Gruber meint, denn bei vernünftigen Subventionen werden „Großspeicher“ auch für private Investoren(Bürgerenergie etc.) interessant.
Und es ließe sich so einfach politisch steuern. Hätten wir saldierende anstatt 2-Richtungszähler, würde sich niemand Gedanken über Heimspeicher machen. Wir bräuchten auch keine Steuerung von mittelgroßen PV-Anlagen durch den VNB. Private Forschung und Entwicklung würde man auf „Großspeicher“ fokussieren, die wg. geringerer Netzkomplexität viel einfacher und preiswerter durch die VNBs steuerbar wären.
Wäre noch die Frage des Flächenverbrauchs für Großspeicher zu klären. Da mache ich dann mal den einfachen Vorschlag 5% der 2% Fläche für Windkraftanlagen zu nutzen oder gar Speicher genau dort zu errichten bei 0 Flächenverbrauch.
zu 4.
Auf Beschlüsse auf kommunaler Ebene zu setzen, wird die Sache meiner Erfahrung nach nicht beschleunigen, sondern im Gegenteil, verlangsamen bzw. gänzlich stoppen.
Als Landwirt kennen Sie die kommunalen Spielchen sicherlich.
„Mein Großvater hat deinem Vater vor 50 Jahren versprochen, jene Wiese, dieser Acker, Preis XY, aber nur wenn CDU-Fraktion, und der Bürgermeister wollte ja vor 15 Jahren, aber aber aber…“
Auf dieser kleinkarierten Ebene finden diese Diskussionen (weitestgehend unsichtbar für die Öffentlichkeit) statt, bzw. es sind gar keine Diskussionen, sondern persönliche „Gschichterl“ der Eigentümer und ihrer Biographien.
„Diese Wiese gehört aber dem neuen SPD-Bürgermeister“
-> und da wird dann mal eben von der CDU-Fraktion eine völlig objektive „Bürgerinitiative“ ins Leben gerufen, um für die biologische Diversität 50 Meter neben der Autobahn zu stimmen und gegen das PV-Projekt.“
Sorry, aber genauso läuft der Hase auf kommunaler Ebene, jeden Tag.
Und wenn es so nicht passt, gehen die Beziehungen eben im Hintergrund weiter und der Amtsleiter weißt seine Leute an, etwas „genauer“ zu prüfen.
Deswegen: Vergesst die kommunale Ebene, wenn es um „überragendes nationales Interesse“ geht.
Es gibt natürlich auch viele positive Beispiele, bei denen es gut klappt. Allein: Es könnte eben schneller gehen.
Und mit Sicherheit sind die Gemeinderatsmitglieder etc. sich nicht in allen Gemeinden so spinnefeind wie hier.
Schlussendlich ist es immer wieder die gleiche Forderung: Netzentgelte (und Umlagen, insb. für Kleinverbraucher) sollen sinken. Aber wie? Wenn man die Netzentgelte als Flatrate je Wohngröße einzieht, hat man einen günstigeren Strompreis, aber weniger „Anreiz zu sparen“, da die Kosten für die kWh sinken.
Im Industriebereich mit RLM-Messung hat man so eine Lösung, dass es geringe Netzentgelte pro kWh gibt, aber dann die maximale Lastspitze im Jahr für die Netzentgeltberechnung herangezogen wird. Das erzeugt einen Anreiz, Lastspitzen zu verhindern. Aber eine Lastspitze zu unkritischen Zeiten ist weniger problematisch als eine „normale“ Last bei maximaler Netzauslastung. Beispiel: „alle laden ihre Elektroautos mit 11 kW gleichzeitig“, auch wenn der Durchlauferhitzer (mit 20kW) aus bleibt.
Eine Lösung – insb. auch für die sog. „netzdienlichen“ Verbraucher wie Wärmepumpen, die abgeregelt werden können – wäre, im Smartmeter neben dem variablen Strompreis auch ein variables Netzentgelt. Hohe Netzauslastung = hohes Netzentgelt, geringe Netzauslastung – geringes Netzentgelt.
Wie sich eine Solaranlage mit Speicher bei variablen Strompreisen und variablen Netzentgelten (auf 20 Jahre) amortisiert, wäre die Frage. Das Thema „lokaler Batteriespeicher“ ist ein Phänomen der jetzigen Zeit, insb. durch das ständige „Black-out-Gerede“ und einem Strompreis, der realistischerweise in Zukunft nur noch sinken wird. Vermutlich wird sich die Amortisation der lokalen Speicher in Zukunft automatisch verschlechtern. Vermutlich ist es das, was Herr Dr. Graichen mit „der Markt wird’s richten“ meint.
Zielführend wäre aber natürlich eine wie auch immer geartete Neugestaltung der Netzentgelte (und Umlagen), von dieser hört man aber bis dato (trotz Smart-Meter Rollout-Beschleunigung) sehr wenig.
Die Erfahrung der bisherigen Energiewende ist allerdings: Nur was in Bürgerhand liegt, wurde auch umgesetzt (PV auf dem Dach, Bürger-Windparks, E-Autos usw.)
Daher wird es auch in (naher) Zukunft so bleiben, dass die Energiewende von „unten“ kommt. Alles andere dauert (leider) viel zu lange.
Viel einfacher wäre es durch Zugang zu Börsenstrompreisen (Pflicht für jeden Anbieter einen entsprechenden Tarif anzubieten) ermöglichen. Und die PKW-Ladeinfrastruktur in beide Richtungen zu öffnen.
Der Preis an der Börse spiegelt schon jetzt sehr passend die Verfügbarkeit von günstigem (meist Wind- und Solarstrom) wieder und macht entsprechende Regelungen durch Speicher (auf welcher Ebene auch immer) wirtschaftlich.
Tim Oltmanns schreibt.
Daher wird es auch in (naher) Zukunft so bleiben, dass die Energiewende von „unten“ kommt. Alles andere dauert (leider) viel zu lange.
@ Tim Oltmanns.
Genau das waren die Worte, vom leider allzu früh verstorbene Hermann Scheer, während seiner Vorträge.
Nach diesem Leitspruch erfreut uns die Sonne schon seit vielen Jahren. Gerade letzte Woche hat die Freude wieder mal einen Höhepunkt erreicht, als der Schnee von der Ostseite unserer PV Anlage abgerutscht war, die Morgensonne auf die Module schien, und das Display im Hausflur 3,xxx kW Überschuss anzeigte, die unser nun endlich in Betrieb gegangener Heimspeicher in Empfang nehmen konnte. Wir hatten zu der Zeit bei einer Außentemperatur von minus 1 Grad mit unserer Wärmepumpenheizung eine Raumtemperatur ( Heizkörper auf 3 ) von 21,3 Grad.
Fazit: Mit dem Heimspeicher ist es möglich, an Tagen in der der zweiten Januarwoche, zeitweise 3 kW für 11 Cent Vergütung in 36 Cent Vermiedene Kosten umzuwandeln.
Wenn man den mentalen Aspekt bei der Kostenrechnung berücksichtigt, spielt die Amortisationsdauer des Speichers überhaupt keine Rolle.
Wir können die Energiewende nur schaffen, wenn wir beides anpacken. Flächen für PV Großanlagen sind nicht einfach zu bekommen und bis zur Inbetriebnahme dauert es viele Monate wenn nicht Jahre. Zumal auch noch der Umweltaspekt für jeden Fall betrachtet werden muss. Wenn ich bei mir aus dem Fenster schaue, könnten auf den freien Flächen in wenigen Wochen mehrere MWp installiert werden, ohne bürokratischem Aufwand! Und Erzeugung und Speicherung kann auch das Netz entlasten, zumindest auf der letzten „Meile“. Überschüssiger Strom von Großanlagen kann dort gespeichert werden, wo er erzeugt wird. Stellen sie sich vor, alle Haus PV Anlagen würden ihren Strom einspeisen und übers Netz in irgendwohin in Großspeicher schicken. Haben sie sich schon mal überlegt wie groß die Übertragungsverluste wären?
Jeder soll und muss etwas tun, die bedauern die keine PV Anlage haben, und dadurch höher Netzkosten bezahlen, ist ebenfalls falsch. Selbst wenn es ihr Dach nicht zulässt, oder sie in Miete wohnen gibt es immer noch die Möglichkeit sich an Gemeinschaftsanlagen zu bereiligen.
Subventionen für Speicher sind doch ziemlich rar. Meinen Speicher habe ich selbst bezahlt, aus Überzeugung, nicht nur für die Stromrechnung, sondern auch die Netze zu entlasten, wenn z. B. das Auto geladen wird.
Es gibt kein entweder oder, wir benötigen Großanlagen mit Speicher (wie die dann immer aussehen) und Hausanlagen mit Kurzzeitspeicher.
Zitat: Haben sie sich schon mal überlegt wie groß die Übertragungsverluste wären?
Das ist eben das falsche Denken. Immer nur pauschalisieren. Deshalb haben wir ja auch Angst vor Tsunamis. 😉
Weniger Richtlinien, Detailsubventionen… ist mehr, denn der Markt findet die richtige Lösung.
Konkret zum Speicherthema: In Städten benötigt kein gewöhnlicher PV-Anlagenbesitzer einen Speicher, sondern nur wegen der falschen Subventionen(Eigenverbrauch billig; Versorger teuer) werden sie angeschafft. In der Regel werden Überschüsse in der nahen Nachbarschaft verbraucht, so dass keine Verluste entstehen.
In ländlichen Regionen oder außerstädtischen Großanlagen ist das natürlich völlig anders. Aber sorry, Übertragungsverluste entstehen hier sowieso auf dem Weg zum Endverbraucher. Die Speicherung von Überschüssen dient der Netzentlastung/-regulierung durch den NB.
Markus schreibt.
In der Regel werden Überschüsse in der nahen Nachbarschaft verbraucht, so dass keine Verluste entstehen.
@ Markus.
Ja…wenn es denn so einfach wäre !! Ist es aber nicht. Gesetzlich geregelt, muss der Ökostrom „Virtuell“ zum Verkauf an den Spotmarkt der Börse, und wird dort zu Graustrom diskreditiert. Wir bekommen gegenwärtig für unseren Überschuss 11 Cent, den unser Nachbar – der ihn eigentlich „physisch“ verbraucht – mit 36 Cent bezahlt Nun ist gerade unser Heimspeicher in Betrieb gegangen, mit dessen Hilfe wir unseren wertvollen Ökostrom, vor dieser „Misshandlung“ bewahren können. Sollte im Sommer unser Speicher überlaufen, kann der Nachbar ja den Stecker von seinem Rasenmäher über den Zaun geben, oder sein E- Auto tanken, damit unser Ökostrom auch Ökostrom bleibt.
Ganz im Sinne von Hermann Scheer, der gesagt hat, „Die Energiewende kann nur von ganz unten kommen“
Stimmt. Das ist die wirtschaftliche Betrachtung. Und wie Du richtig schreibst: „Gesetzlich geregelt“. Deshalb schrieb ich bereits „Und es ließe sich so einfach politisch steuern. Hätten wir saldierende anstatt 2-Richtungszähler, würde sich niemand Gedanken über Heimspeicher machen.“
Sind wir mit der Diskussion wirklich auf dem richtigen Weg?
PV-Förderung; Ja abba!
Aber diese Energie liefert im besten Fall nur halbtäglich.
Ein schlüssiges Energiekonzept für die Erneuerbaren ohne KKW und AKW sehe ich leider noch nicht.
Eine Überbrückung der Winterflaute wäre hier der höchste Satz der Anforderung.
Gibt es Vorstellungen gesamtheitlich mindestens von März bis Okt zurechzukommen?
Weder als schlüssigen Entwurf der Bundesregierung, respektive von dessen Staatssekritär, noch von den 4 zuständigen Übertragungsnetzbetreibern.
Wo bleiben die Vorschläge für die netzdienliche Nutzung von PKW-Speichern?
Wo sind die Vorschlägefür eine Leistungsabregelung von Wallboxen oder Hausheizungen?
In der Energiebranche schwappt gerade in eine Epoche der Konzeptlosigkeit umher!
Kurz- und mittelfristig sehe ich in der Kombination private und dezentrale Speicher keinen Widerspruch. Eher schon eine Notwendigkeit, um der Energiewende einen weiteren Schub zu geben.
Vor wenigen Jahren gab es Befürchtungen, dass unsere Strom-Ortsnetzverteilungen dem steigenden Bedarf ohne gravierenden Ausbau nicht gewachsen sind. Und nun könnten sie überlastet werden, weil zu viel eigen erzeugter Strom eingespeist wird? Beide Szenarien sind und werden nicht eintreffen. Natürlich gibt es einen verstärkten Ausbau der örtlichen Strominfrastruktur, aber eben auch in Form von Steuerbarkeit der Netze. Diese waren bislang weitestgehend „dumm“ und in Verbindung mit intelligenten Stromzählern, neuen Stromtarifen und dezentralen Speichern (auch E-Autos) ergeben sich neue, andere Verbrauchsstrukturen.
Aus meiner beruflichen und persönlichen Erfahrung befinden sich PV-Anlagen mit Speicher eben nicht überwiegend an Netzend- oder Netzengpunkten, vielmehr mit dem erfreulich steigenden Ausbau überall im Netz. Netzeinspeisung und Bezug bilden keine gravierenden Spitzen. Es wird jetzt schon von uns Verbrauchern und PV-Anlagen-Besitzern darauf geachtet, hohe Strombedarfe (Waschmaschine, Geschirrspüler, Warmwasserspeicher, E-Autos) in Zeiten hoher Eigenstromerzeugung bzw. vollem Batteriespeicher zu decken. Das funktioniert auch dank Stromspeicher auch bis in die Wintermonate.
Natürlich brauchen wir auch eine zentrale, überregionale Stromspeicherlösung. Und natürlich braucht es dazu klare politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Wie diese Aussehen und umgesetzt werden, vergehen Jahre!! Auch wenn wir uns alle in Deutschland sofort auf ein Konzept einigen würden (was ja wohl mehr als unwahrscheinlich ist), dauert dann die regulatorische Umsetzung noch sehr lange.
Und bis dahin sollten wir alles tun, die Energiewende voranzutreiben, auch mit lokalen, dezentralen Speichern.
Lieber J. Schulze,
Mit PV-Dachanlagen, Speicher im Keller und E-Auto würde ich auch so wie Sie argumentieren. Das mag bei Ihnen vor Ort vielleicht sogar so sein, wie Sie schreiben. Aber hier ein sinngemäßes Zitat aus anderer Perspektive: „Wir sehen schon heute, dass die Erzeugungsspitze (mittags, Sommerhalbjahr) in großen Teilen Deutschlands von den Netzbetreibern abgeregelt werden. Das ist mittlerweile nicht mehr nur ein süddeutschen Phänomen, auch wenn hier der Schwerpunkt liegt. Ebenfalls sahen wir in 2022 erstmalig bei uns, dass die ganzen PV-Dachanlagen mit der sehr hohen Zubaudynamik ihre Erzeugungsspitzen aus den Ortschaften heraus in die umgebenden Regionen schieben, so dass der Abregelungsbedarf für die Freiflächen auch hierdurch weiter zugenommen hat. Es gibt von zahlreichen Flächenverteilnetzbetreibern übereinstimmende Aussagen, wonach der erforderliche Verteilnetzausbau (20kV und 110 kV) viele Jahre dauern wird, so dass bereits heute ersichtlich ist, dass die Abregelungen für Photovoltaikanlagen deutlich weiter zunehmen werden.“
PV-Speicher sind heute überwiegend Hausspeicher und damit sehr wohl am Netz-Ende. Auch Solarparks mit Speicher sind am Netzende. Es gibt – soweit ich das überblicke nur sehr wenige Speicher an Umspannwerken, Trafostation, Ortsnetzstationen – aber genau da – und auf jeden Fall im Besitz (nicht unbedingt Eigentum) der Netzbetreiber sollten sie stehen, um effizient betrieben werden zu können.
Ich habe die Hoffnung und die dringende Forderung, dass man sich sofort auf ein Konzept einigen kann. Das muss zum einen nicht an einem Tag umgesetzt werden und muss zum anderen nachjustierbar, fehlertolerant und anpassungsfähig sein. Derzeit sehe ich gar kein Konzept, ausser alles toll zu finden, wo Erneuerbar und am besten noch Wasserstoff drauf steht. So kann ein Projekt nicht funktionieren!
Es gibt eine Reihe von interessanten Thesen in dem Beitrag, die sich lohnen weiterzudenken. Bei Aussagen wie z.B.
„Damit der Netzbetrieb gemeinwohlorientiert und sicher funktioniert, plädiere ich für eine Energieinfrastruktur als Gemeinschaftsgut.“
stellt sich mir allerdings die Frage, wie das in der Praxis umgesetzt werden soll. Enteignung? Übernahme durch Aktienkauf?
Lieber Felix Hübner,
gute Frage – mein Vorschlag:
Grundgesetz Artikel 15: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Artikel 14 Abs. 3 Satz 3 und 4 entsprechend.“
Dazu dieser informative Beitrag https://jura-online.de/blog/2019/05/30/70-jahre-grundgesetz-vergessene-artikel-mit-aktueller-brisanz/
Der Artikel 15 ist allerdings noch nie angewendet worden! Aber wir haben auch noch nie eine Energiewende gemacht! 🙂
Lustig. Die Jüngeren unter uns werden es kaum wissen, aber genau da kommen wir her: Staatsunternehmen
Und weil das so toll funktionierte, haben wir über Privatisierung und Marktliberalisierungen die heutige Situation erreicht.
Bitte, bitte nie wieder die Macht(und Geld) an Staatsmonopolisten !
Linksideologen sollten mal historisch gucken, ob Fortschritt/Wohlstand durch Staatsmacht(„Gemeinschaftsgut“) oder durch den freien Markt entstanden sind.
@Markus
Ich fand es nicht schlecht, das der Netzbetrieb ganz langweilig und preiswert funktionierte. Privatisierung und Liberalisierung haben so ihre Schattenseiten, wenn Gewinne privatisiert und Verluste verstaatlicht werden. Ich sage nur Uniper. Es gibt viele gute Gründe wesentliche Elemente der Daseinsvorsorge in Staatsbetrieben zu lassen. Vor allen Dingen, wenn es sich um ein natürliches Monopol handelt.
Damit wären wir in Europa auch nicht alleine, sondern in guter Gesellschaft. Hier zum Beispiel ist das Netz in Staatshand (zu 100 % oder mehrheitlich):
Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Spanien.
Das Problem der „alten“ Monopolisten“ war, dass sie die gesamte Wertschöpfungskette beherrschten: Kohlegruben, Raffinerien, Kraftwerke, Netze, Speicher, Stadtwerke, letztere nur zum Teil. Das EEG hat dazu geführt, dass es beispielsweise bei den Kraftwerksbetreibern heute eine große Vielfalt gibt, bei den Speicherbetreibern sollte man das gleiche anstreben, und bei den Netzinhabern ist es ja wurscht, ob man 4 Gebietsmonopolisten hat (Stand derzeit), oder nur einen. Die Stabilisierung des Netzes ist eine Aufgabe, die der freie Markt nicht hinbekommt. Das muss mithilfe relativ enger staatlicher Auflagen gesichert werden. Dafür ist die Bundesnetzagentur zuständig und sollte das auch bleiben.
Das Argument der „guten Gesellschaft“ ist nicht gut gewählt. Wäre sonst auch das schlagende Argument für Atomenergie in D.
Dass der Staat versagt, sieht man an den erwähnten nun teuren Netzentgelten. Nur warum ist das so ? Profitgier der Netzbetreiber ? Oder vielleicht weil der Staat z.B. die EEG-Vergütung bei Abregelung in den Netzentgelten „versteckt“, anstatt sie transparenter aus Steuermitteln zu finanzieren. Macht es leichter den schwarzen Peter den Privaten zuzuschieben, statt dem Eingeständnis, dass man mal wieder versagt hat. Nicht die Privaten verhindern den Netzausbau, sondern staatlich verordnete Bürokratie. Wann soll ein Privater das Netz ausbauen, wenn es fast ein Jahrzehnt dauern kann bis rechtlich gesichert auch feststeht, dass ein Windrad endlich gebaut werden darf ?
Schade, dass das hiesige Medium ungeeignet ist für weiterführende Diskussionen ist, denn auch ich finde, dass hier zielorientiert diskutiert wird.
Lieber Markus,
ich suche mir die gute Gesellschaft natürlich nur da aus, wo sie in meine Argumentation passt. Die Netzentgelte sind sicherlich auch zum Teil ein Ausdruck dafür, dass wir ein Energiemarktdesign haben, dass nicht zur Wirklichkeit passt. Ich sage nur: Kupferplatte. Oder etwas deutlicher: Es ist nicht möglich, Strom (Energie), verlustfrei zu transportieren. Die Strombörse tut aber so und erlaubt sinnlose Geschäfte, zulasten der Endverbraucher. Hier meine spontane Zielvorstellung für ein gemeinwohlorientiertes Energiesystem: Private und öffentliche Erzeuger, Netzbetreiber in öffentlicher Hand, die per PPA den Strom aufkaufen, zwischenspeichern, umwandeln, für Stabilität im Netz zuständig sind und Energie in Form von Strom, Gas, Wärme, Kälte zu bundesweit einheitlichen Preisen an das zuständige, lokale Stadtwerke in mehrheitlich öffentlicher Trägerschaft weiterverkaufen, das zum bundesweit einheitlichen Verkaufspreis jedwede Energieform an jeden Verbraucher in seinem Gebiet liefert. Kontrolliert und beaufsichtigt von der Bundesnetzagentur. Langweilig, weil man als Verbrauche keine Wahl mehr hat, aber vermutlich preiswerter, weil viele Vertriebler und deren Chefs eingespart werden!
Die Diskussion scheint zu Ende zu sein. Vielen Dank an die vielen Meinungen und den guten Streit, der mir sehr gut gefallen hat und der mich zum Weiterdenken animiert.
In Sachen Energiespeicherung komme ich mitlerweile zu folgender Ansicht: Die Förderung von Speichertechnik sollte sich auf Netz-Speicherung beschränken. Geplant und betrieben vom Netzbetreiber sollte sie netzdienlich, effizient (Stichwort: Abwärmenutzung) und ressourcenoptimiert funktioneren und auf diese Weise allen Verbrauchern dienen. Alles andere ist Privatsache und bedarf keiner Förderung.
Zum Gesamtwirkungsgrad von diversen Speichertechnologien warte ich noch auf Input von Dritten. Sobald ich das habe, kommt dann noch ein Kommentar zur Abrundung. Ganz konkret geht es um die Steigerung der Effizienz durch prozessbegleitende Abwärmenutzung bei der Erzeugung von E-Methanol (Siehe Kommentar von S. Kummer und meine Replik).
Nun ja – ich glaube nicht, dass mein Meinungartikel schuld war – aber hier tut sich was: https://taz.de/Regierung-will-Netzbetreiber-kaufen/!5915024/ Der erste Übertragsungsnetzbetreiber steht zum Verkauf. Wer weiß, was Robert Habeck noch so alles vor hat?