Fronius-CEO: „Gebt Europa nicht auf!“

Elisabeth Engelbrechtsmüller Strauß, CEO Fronius International

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Mit einer großen Auftaktveranstaltung am Produktionsstandort Sattledt bei Linz in Österreich meldete sich Fronius in der vergangenen Woche zurück auf Expansionskurs. Das Photovoltaik-Unternehmen versicherte seinen Großkunden und Partnern, dass es europäisch und unabhängig bleiben wolle. Bei einer Podiumsdiskussion unter anderem mit Walburga Helmetsberger von Solarpower Europe, Thomas Schmalzer von TCG Unitech und Bernhard Fischer von EMB-Pabst, warnte Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, CEO von Fronius International, davor, die Solarindustrie kampflos den USA oder China zu überlassen. „Wir brauchen die Industrie in Europa, wir dürfen Europa nicht aufgeben, wir müssen unsere Wurzeln behalten“, sagte sie vor etwa 200 geladenen Gästen.

Vor allem die Datensicherheit sieht sie kritisch. Die Daten, die ein Wechselrichter sammelt und in der Cloud speichert, würden nicht nur viele sensible private Details verraten, sie erlauben dem Hersteller auch über die Lebensdauer des Produktes Zugriff auf die kritische Energieinfrastruktur in Europa. Am Brüsseler „Green Deal“ bemängelte sie, dass er nicht in erster Linie mit europäischen Produkten realisiert wird und nicht mit anderen strategischen Initiativen der EU verknüpft ist.

Die wichtigste Botschaft der Veranstaltung war jedoch an die eigenen Kunden und Partner gerichtet: „Wir sind wieder da!“ 2022 hat Fronius 187 Millionen Euro und 2023 noch einmal 233 Millionen Euro in den Ausbau der eigenen Produktionsstandorte in Österreich und Tschechien investiert. Obwohl die Investitionsentscheidung schon vor der Gas-Krise und dem Beginn des Kriegs in der Ukraine getroffen worden war, führte die stark gestiegene Photovoltaik-Nachfrage zu teilweise sehr langen Lieferzeiten für Fronius-Wechselrichter, so dass Handel und Installationspartner auf Alternativen zurückgreifen mussten.

Fronius hat den Produktionsstandort Sattledt bei Linz stark vergrößert.

Foto: Cornelia Lichner

Inzwischen sei es gelungen, die Produktionsfläche zu verdoppeln. Statt 32.000 Wechselrichtern würden nun monatlich 52.000 Stück produziert, sagte Martin Hackl, Global Director Marketing und Sales des Geschäftsbereichs Solar Energy bei Fronius. Im nächsten Jahr sollen dann monatlich mehr als 70.000 Wechselrichter möglich sein, was einer Leistung von 10,5 Gigawatt entspreche. Etwa Dreiviertel der Materialien und Vorprodukte stammten dafür inzwischen aus europäischer oder eigener Produktion. Die Lieferkette sei verbreitert worden und das Design der Produkte sei nun gezielt auf einen schnellen Wechsel der Komponentenhersteller ausgelegt. All das soll die Produktion gegen künftige Engpässe und Unterbrechungen absichern. Zusätzlich zu den eigenen Produktionslinien hat Fronius einen Herstellungspartner in Ungarn akquiriert, der ebenfalls Fertigungslinien für die Fronius-Produkte aufbaut.

Darüber hinaus etabliert das Unternehmen an seiner Niederlassung in den USA künftig eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung für den dortigen Markt und eine kleinere lokale Produktion. Kunden könnten nun wieder unmittelbar beliefert werden und alle Rückstände seien abgebaut.

Auch bei den Produkten kündigte Fronius einige Neuheiten an. So gebe es künftig 10 Jahre Garantie auf Wechselrichter bis 12,5 Kilowatt. Die Wechselrichter „Symo GEN24“ und „Primo GEN24“ können künftig als Photovoltaik-Wechselrichter gekauft und später durch ein Upgrade zum Hybridwechselrichter ausgebaut werden. Fronius stellt außerdem eine Kompatibilität mit der Batterie „enblock“ von LG in Aussicht und einen kleinen Gewerbe-Wechselrichter namens „Verto“.

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