Niedersachsen prüft Minderheitsbeteiligung bei Photovoltaik-Produktion

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Aktuell wird viel über einen schnelleren Ausbau der Photovoltaik und eine Renaissance der Solarindustrie in Deutschland und Europa geredet. Seinen Beitrag dazu will auch das Land Niedersachsen leisten. „Wir wollen in Niedersachsen die Leistung der Solarstromerzeugung bis 2040 von 5 auf 65 Gigawatt ausbauen. Dafür werden große Mengen an Solarmodulen benötigt“, erklärte Landeswirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) auf Anfrage von pv magazine. Er hat das Ressort seit dem Regierungswechsel im vergangenen November inne. Zuvor war er niedersächsischer Energieminister und in dieser Funktion setzte er sich auf Länderebene bereits in der Vergangenheit dafür ein, dass Deutschland die Solarindustrie zurückholen müsse.

„Derzeit besteht hier eine einseitige Abhängigkeit von der hauptsächlich in China angesiedelten Produktion. Was eine einseitige Abhängigkeit im Energiesektor bedeuten kann, haben wir schmerzhaft im vergangenen Jahr gelernt. Die Abhängigkeit von China im Solarmarkt ist ungleich riskanter als die vom russischen Gas gewesen ist“, so Lies weiter. Mit seinem Grünen-Nachfolger als Energieminister, Christian Meyer, hat er nun einen neuen Verbündeten in der Regierung, um sein Vorhaben voranzutreiben.

Lies und Meyer geht es konkret um die Ansiedlung von Photovoltaik-Unternehmen im eigenen Bundesland. „Unser Ziel ist es, eigene Solar-Produktionskapazitäten in Niedersachsen aufzubauen“, sagte der Landeswirtschaftsminister. Allerdings wolle sich das Land aber nicht an dem derzeitigen Förderwettlauf, wie er etwa in der Chipindustrie zu sehen sei, beteiligen, sondern eine aktive Industrie- und Ansiedlungspolitik betreiben.  „Dabei ist ein unternehmerisches Engagement des Landes als Minderheitsgesellschafter gut vorstellbar, denn Niedersachsen hat bei VW und Salzgitter gute Erfahrungen mit unternehmerischen Beteiligungen gemacht“, sagte Lies.

Der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess erklärte im Januar in einem Podcast mit „The Pioneer“, dass er die Photovoltaik-Industrie in Form von Gigawattfabriken nach Europa zurückbringen wolle. Produktionskapazitäten von 20 Gigawatt auf den verschiedenen Photovoltaik-Wertschöpfungsstufen seien sein Ziel. Diess schätzt die dafür notwendigen Investitionen auf 10 bis 20 Milliarden Euro.

Bei Lies hat er anscheinend noch nicht vorgesprochen, auch wenn das Vorhaben genau in die richtige Richtung geht, in die auch Niedersachsen will. Es gehe nicht darum, dass wir als Land uns selbst beim Aufbau der Solarindustrie engagieren, sagte Lies. Es müsse sich ein Investor finden, an dessen Vorhaben sich Niedersachsen dann beteiligen würde. Niedersachsen sei derzeit noch in der Prüfphase und arbeite dafür auch eng mit den Forschern des ISFH in Hameln zusammen, so Lies weiter. Es liefen Gespräche mit verschiedenen Stakeholdern.

Im nächsten Jahr soll dann ein konkreter Plan vorliegen, womit sich auch der Zeithorizont besser abschätzen lasse. Dafür sei es momentan noch zu früh. „Wie dies wirtschaftlich umzusetzen ist, muss daher sehr ernsthaft geprüft werden“, sagte Lies. „In einem ersten Schritt kann es dabei um die Montage von Modulen gehen, auf längere Sicht dann auch um die Fertigung von Solarzellen und den benötigten Wafern. Hier werden wir über Fertigungskapazitäten im Gigawattbereich diskutieren, um einen wirtschaftlichen Betrieb einer solchen Fertigung zu gewährleisten.“

Sein Land sieht Lies als „idealen Standort“ für neue Photovoltaik-Produktionen. Niedersachsen verfüge über die Flächen und eine sehr gute logistische Anbindung. Ein weiterer Standortvorteil seien die vielen Windparks auf See und an Land, die eine klimaneutrale Produktion der Solarmodule ermöglichten. Nun fehlt noch der Investor, damit wirklich neue Wertschöpfung in Niedersachsen entsteht. „Ich würde mir wünschen, dass wir 2024 ein sehr klares Bild davon haben, was wie möglich ist“, sagte Lies.

Über die Pläne des Landes Niedersachsen, in die Solarindustrie einzusteigen, hatte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ zuerst berichtet.

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