Ex-Volkswagen-Chef will 20 Gigawatt integrierte Photovoltaik-Produktion in Europa aufbauen

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Herbert Diess, ehemaliger Vorstandschef von Volkswagen, hat rund ein halbes Jahr nach seinem Abschied von de Autokonzern ein neues großes Thema entdeckt: die Solarenergie. „Ich will die Photovoltaik-Industrie zurück nach Europa bringen“, sagte er in einem Podcast mit Gabor Steingart für „The Pioneer“. Photovoltaik sei wettbewerbsfähig gegenüber Kohle und Atom und werde sich durch weitere Skalierung noch mehr durchsetzen. „Solarenergie wird schon bald die dominante Energiequelle sein“, sagte Diess.

Allerdings brauche es mehr Unabhängigkeit von China, sagte er Ex-VW-Chef mit Blick auf die Lieferung von Photovoltaik-Komponenten. Die einst blühende Solarindustrie ist in den vergangenen Jahren nahezu komplett aus Europa verschwunden. Dabei laufen erste Wiederaufbau-Versuche, wenn man sich etwa die neuen Werke von Meyer Burger in Deutschland anschaut. „Wir waren zu ungeduldig. Jede Industrie hat eine Hochlaufzeit. China hat schließlich geschafft, was Europa nicht geschafft hat“, sagte Diess. Es habe mit hohen Subventionen die Photovoltaik wettbewerbsfähig gemacht, dabei eine große Industrie geschaffen und gleichzeitig einen starken Inlandsmarkt.

Mit Blick auf die etwa 80 Gigawatt Photovoltaik-Leistung, die künftig in Europa installiert werden könnten, erklärte Diess weiter: „Wir sollten Solar zurückholen. Wir können wettbewerbsfähig sein.“ Immerhin gebe es nur eine große Forschungslandschaft, viele Photovoltaik-Anlagenbauer, aber nur noch kleinere Hersteller. Das wolle Diess ändern. Mindestens 25 bis 30 Prozent der benötigten Photovoltaik-Komponenten sollten hier in Europa hergestellt werden. Dazu befinde er sich gerade in Gesprächen mit allen Playern in Europa, aber auch chinesischen Unternehmen.

„Es bedarf großer Hersteller und auch noch der Unterstützung der Politik“, so Diess weiter. Sein Ziel sei der Aufbau einer integrierten Photovoltaik-Produktion von 20 Gigawatt. Dies schätzt, ein weiteres Werk für Polysilizium sei notwendig, sowie zwei für Wafer und Ingots und vier für Solarzellen. Insgesamt müssten wohl 15 bis 20 Fabriken entstehen, um die 20 Gigawatt auf allen Wertschöpfungsstufen zu erreichen, sagte der ehemalige Automanager. Die dafür notwendige Investitionssumme schätzt er auf 10 bis 20 Milliarden Euro.

„Wir brauchen Rahmen- und Marktbedingungen, die solche Investitionen erlauben“, sagte Diess. Staatliche Förderung sei auch notwendig, gerade um mit den Subventionen, die etwa in China, Indien oder den USA fließen, mithalten zu können. Es sei auch sicher, dass ein solches Projekt finanziert werde, wenn es einen Business case gebe. Welche Rolle er dann später dabei übernehmen werde, müsse sich zeigen, wenn es mit „Eurosolar“ oder „Europasolar“ – so die aktuellen Arbeitstitel -konkret werde, sagte Diess im Podcast.

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