Im Februar hatte Sono Motors noch die Ergebnisse des ersten Crashtests für sein geplantes Elektroauto „Sion“ bekannt gegeben. Nun ist das komplette Vorhaben selbst gecrasht und wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. Das Unternehmen wird künftig ausschließlich die Nachrüstung und Integration seiner Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern anbieten.
Die Finanzierung des Projektes stand schon länger auf der Kippe. Im Dezember 2022 hatte das Unternehmen eine Kampagne zur Rettung ins Leben gerufen. Dabei konnten Kaufwillige einen ermäßigten Preis vorauszahlen. Sono Motors wollte so an Geld für eine Vorserienfertigung kommen. Im Januar gab Sono Motors noch Zusagen in Höhe von über 40 Millionen Euro ab. 2017 hatte Sono Motors sein erstes Konzept für den „Sion“ präsentiert, der ursprünglich bereits 2019 durch die Straßen rollen sollte. Doch der Aufbau einer Serienfertigung scheiterte wiederholt an fehlenden finanziellen Mitteln.
„Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den ‚Sion‘ waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken“, heißt es nun von Laurin Hahn, Mitbegründer und CEO von Sono Motors. Für „Sion“-Reservierungen plant das Unternehmen Rückzahlungen in mehreren Raten, zuzüglich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre.
Man wolle sich nun auf ein weniger kapitalintensives Geschäftsmodell konzentrieren. Das „Sion“-Programm verursachte rund 90 Prozent des Finanzierungsbedarfs für 2023 . „Die Umstrukturierung ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Sono Motors“, so Hahn. Die Verlagerung des Fokus auf B2B-Photovoltaik-Lösungen biete die Möglichkeit, weiterhin innovative Produkte in der Solarindustrie zu entwickeln.
300 Stellen gestrichen, COO tritt zurück
Durch die Einstellung des „Sion“-Programmes fallen 300 Stellen weg. Auch wird Thomas Hausch als COO zurücktreten, das Unternehmen aber noch bei der Umstrukturierung unterstützen. „Leider endet meine Aufgabe bei Sono Motors, das erste erschwingliche Solar-Elektroauto zu bauen. Ich bin persönlich überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion. Das Unternehmen und die Gründer werden die Vision einer Welt ohne fossile Brennstoffe weiter verfolgen, auch mit dem neuen Fokus. Das stimmt mich positiv für die Zukunft“, so Hausch.
Sono Motors will sich nun speziell auf die Integration seiner Photovoltaik-Lösungen, bestehend aus Hardware wie Leistungselektronik und Software, in Busse und Autos von Drittanbietern konzentrieren. Das Unternehmen will seine Technologie weiter skalieren und im zweiten Quartal 2023 die nächste Generation des „Solar Bus Kit“ auf den Markt bringen. Mit ihm lassen sich Busse auf die Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom umstellen.
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Dass die Anzahlungen zurückgezahlt werden sollen, ist aller Ehren wert. Mal schauen, ob das Versprechen auch eingehalten wird. Bisher glänzte Sion vor allem mit vollmundigen Ankündigungen, die dann kleinlaut eingestampft werden mussten.
Solche Projekte hinterlassen bei mir immer einen faden Beigeschmack. Natürlich ist es toll, wenn Menschen ein Unternehmen auf die Beine stellen, anderen Arbeit geben, und im besten Fall ein Produkt herstellen, das Nutzen und/oder Spaß bringt ohne der Umwelt zu sehr zu schaden. Andererseits war es für denkende Menschen immer klar, dass es für ein E-Auto nicht entscheidend ist, ob es jetzt mit PV-Modulen gepflastert ist, oder nicht. Insofern haben die übertriebenen Werbesprüche, die von den Initiatoren ständig zu hören waren, der Sache der PV mehr geschadet als genützt bei denen, die weniger mit den Größenordnungen vertraut sind. Um netto den Strom zu erzeugen, den ein E-Auto verbraucht (15.000km/a, 15kWh/100km=2250kWh/a) benötigt man eine optimal ausgerichtete PV-Anlage mit 2,2kWp, in der etwa 11m² der besten derzeit angekündigten PV-Module (Wirkungsgrad 25%) verbaut sind. Geht man allerdings davon aus, dass die Jahresfahrleistung gleichmäßig über das Jahr verteilt ist, und der Speicherhorizont nicht mehr als ein paar Tage beträgt, muss die Anlage viermal größer sein, und dann fährt das Auto immer noch unbeheizt.
Prognosen sind immer schwierig, aber meine persönliche Meinung ist: Das Konzept Auto gehört insgesamt überdacht. Den meisten Mobilitätsbedarf kann man genausogut, oft besser, mit einem Pedelec bedienen, auch bei schlechtem Wetter (Stichwort: geeignete Kleidung). Da ist auch noch viel technische Entwicklung, was den Witterungsschutz von Fahrer und Fahrzeug angeht, möglich. Der Energie- und Rohstoffbedarf liegt bei weniger als einem Zehntel dessen eines Kleinwagens. Auf die Idee, Autokaufen als idealistisch getriebenes Projekt zu verkaufen, kann nur ein Deutscher kommen. Aber aus dem Missverhältnis von staatlicher E-Auto-Kaufprämie und Preis eines Pedelecs sieht man ja, wie weit verbreitet diese Denke in Deutschland ist.
Sie wollten aus meiner Sicht 3 Nummern zu viel. Das solare Dach, ggf. noch die Haube hätten auch gereicht und vor allem… ein L7E Leichtfahrzeug wäre extrem viel einfacher zu realisieren gewesen… das mit (optionaler) Bidirektionalität wäre dann auch der Knaller für die Aufladung in der Stadt und an Land als energiespendendes Zweit-Ökofahrzeug gewesen. Es wäre damit bereits alles, wahrscheinlich sogar noch viel mehr erreicht, wovon die Beteiligten so träumten… letztlich bin ich der Meinung, es fehlte schlicht an Professionalität und Erfahrung.
Das Konzept halte ich für richtig und logisch. Für die Wege, die wir mit unserer ZOE im Alltag zurücklegen, hätte der SION 50% der Energie selber produziert. Die ZOE haben wir übrigens mit dem Programm von SONO/ Renault finanziert, und die Crowdfundig Kampagnen haben ja nun auch insgesamt fast 100 Mio eingesammelt. Es sind also nicht nur vollmundige Ankündigungen gewesen, und klappern gehört zum Geschäft.
Aber es haben schon zu Beginn der SION-Entwicklung Experten der Autobranche darauf hingewiesen, dass alle Hersteller mehrere Milliarden investieren müssen, bevor es einen return of invest gibt. Die Großen können das querfinanzieren über andere Modelle- jeder SUV Käufer bezahlt also auch die E-Mobilität. Aber auch die haben zunehmend Probleme und gehen Fusionen und joint ventures ein. Und man muss wohl schon die finanziellen Ressourcen von Elon Musk haben, um das ohne ein breites Fahrzeugportfolio im Hintergrund zu stemmen. Das haben wohl auch die Investoren so gesehen und sich zurückgehalten.
Sehr schade, dass dieses community-based-project nicht erfolgreich war. Das dürfte andere ähnlich gelagerte kapitalintensive Bürgerprojekte nicht gerade fördern. Ich frage mich aber, ob man nicht dieses fast fertig entwickelte Auto an einen anderen Hersteller verkaufen kann. Ich würde ihn auch dann kaufen.
Schade! Wieder einmal ist eine Chance vertan, ein innovatives Produkt auf den Markt bringen zu können, das sehr viel dazu beigetragen hätte, unser Klima zu schonen – ohne an Mobilität zu verlieren, bei entsprechender Skalierung, unsere Netze zu schützen – ohne an Mobilität und Komfort zu verlieren. Staatsseitig großspurige Klima-Ziele auszugeben ist das Eine – zu unterstützten, wo und wenn es nötig ist, das Andere. Siemens, Opel, Zeiss, Bosch, Horch, Daimler und wie all diese Pioniere heißen, hätten es unter den heutigen Bedingungen wohl auch nicht mehr schaffen können. Sie wären genauso gescheitert wie jetzt Sono mit seinem innovativen, von einer breiten Community getragenen Projekt „SION“.
Neben der umweltfreundlichen Mobilität hatte ich auch auf das bidirektionale Laden und mehr Speicherkapazität gehofft. Statt überschüssigen Solarstrom für wenige Cent an den lokalen Netzbetreiber verramschen zu müssen, hätte ich diesen lieber in die zusätzliche Batteriekapazität fließen lassen. Das bringt mehr Autarkie beim Einzelnen und netztdienliche Effekte für alle, je mehr davon zum Einsatz gekommen wären. Ein kleiner Effekt, mag sein, aber auch der zählt.
Leider war aber auch die Community gespalten. Die Risikobereitschaft insgesamt, war auch vor allem bei denen, die dieses Risiko hätten auch tragen können, letztendlich zu gering. Dabei sind 100 Mio. von der Gemeinschaft eingesammelte EURO bisher ohne gleichen.
Warum haben potenzielle Zulieferer nicht geholfen, den SION über diese letzte Finanzierungsschwelle zu hieven und sich so künftige Aufträge wie auch Arbeitsplätze gesichert? Waren diese zu klein? War der Druck der großen Automobilhersteller zu groß? Wurde Wettbewerbsverzerrung befürchtet? Wurden lieber Millionen für Lobbyisten ausgegeben, die die heranwachsende aber nichtsdestotrotz unliebsame Konkurrenz ausschalten sollten?
Wir werden es erfahren. Irgendwann.
Was bleibt, ist die Erfahrung, einem Fahrzeug und einem international besetzten Team an Spezialisten beim Werden „live“ zugesehen und manchmal auch selbst unterstützt haben zu dürfen.
Chapeau!
Als investor der ersten Sion-Runde und Volleinzahler auf den Sion bedauere ich es natürlich, dass es nicht genügend ähnlich denikende, investitionsbereite Community-Mitglieder bei SONO Motors geworden sind und dass die Geschäftsführung deshalb die Notbremse gezogen hat. Ich vertraue darauf, dass einerseits die Rückzahlungszusagen tatsächlich eingehalten werden, aber andererseits die Fokussierung auf das Zuliefergeschäft mit anderen Fahrzeugherstellern erfolgreich verlaufen wird. Ich hoffe, dass die Entwicklungskosten des Sion nicht in den Sand gesetzt sind, sondern dass einer der großen (bayerischen?) Autohersteller den fast bis zur Serienreife entwickelten Sion zu fairen Bedingungen übernimmt und tatsächlich in einem seiner Werke fertrigt. Ichz bin überzeugt, dass sich das FAhrzeug gut verkaufen wird, auich wenn es einige tausend Euro mehr kosten wird als die bisherigen Planungen das vorgesehen haben. Beim Sion war nämlich bis zuletzt, zumindest für mich, nicht klar, ob es dafür die E-Auto-Prämie gegeben hätte, aus welchen Begründungen auch immer….
Ein Auto von 0 auf 100 auf den Markt zu bringen, im perfektionistischem Autoland Deutschland, war einfach ein zu großer Schritt für einen Anfänger.
Für das Produkt Spezialmodule + Ladeelektronik für E-Autos sind die Chancen weitaus besser
Na endlich hat das Trauerspiel ein Ende.
Ohne einen dreistelligen Milliardenbetrag in „überflüssigem“ Cash auf dem Konto braucht man so ein Projekt gar nicht anfangen. Bei Elon hat es Jahrzehnte gedauert – und der hatte mehr als genug Spielgeld in der Tasche.
Schade, um die vielen geprellten Anleger. Die erhalten ja alle ihr Geld zurück – ja, wer’s glaubt, der glaubt eben bis zum Ende an das Gute an dieser Firma.
Die Warnsignare waren hier nun überdeutlich und wurden immer mehr zur Karikatur eines Non-Invests. Ich verstehe, dass man die Idee toll gefunden hat. Aber Geld hätte ich da nie hin überwiesen bei diesem Geschäftsumfeld und -gebaren. Der Aktienkurs alleine… Die Story mit der US-Börse… das waren wirklich mehr als genug überdeutliche „Einschläge“.