Älteste Photovoltaik-Anlage Europas mit Netzanschluss liefert seit 40 Jahren Strom

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Sie läuft und läuft und läuft, die Zehn-Kilowatt-Anlage auf dem Dach der Fachhochschule der italienischen Schweiz (Supsi) in Lugano – bis heute speisen die Module Strom ins Netz. Damit ist die TISO-10 getaufte Anlage das ältestes Photovoltaik-System Europas mit Netzeinspeisung, erklärt Mauro Caccivio in einem Interview mit Energeia, dem Magazin des Schweizer Bundesamtes für Energie BFE. Caccivio leitet das Photovoltaik-Labor der Supsi.

Zwar war es bereits damals üblich, Photovoltaik-Module zur Versorgung abgelegener Berghütten einzusetzen. Eine für die damalige Zeit große Anlage mit Netzanschluss zu realisieren – das war jedoch Neuland, berichtet Caccivio. Ziel war es, die Leistungen der Anlage konstant zu überwachen. So wurde die Installation zur Geburtsstunde des Labors für Photovoltaik an der Supsi.

Die 288 Module stammten von Arco Solar, nach Angaben von Caccivio der erste Hersteller mit einer Fertigung im Megawattbereich. „Die damaligen Module stammten direkt aus der Raumfahrttechnik und hatten einen Wirkungsgrad von zehn Prozent“, berichtet der Wissenschaftler im Interview mit Energeia. Der Preis pro Watt für die Module lag 100-mal höher als heute, so Caccivio. Die Solarzellen seien aus dem Siliziumabfall der Elektronikindustrie hergestellt worden.

Kleinere Module, dickere Zellen

Nach 40 Jahren sind bei einem großen Teil der Module Alterungsspuren gut sichtbar. So kommt es häufig zu Hotspot-Problemen, die durch eine suboptimale Verbindung der Anschlüsse verursacht werden. Auch lösen sich die Rückseitenfolien ab. Allerdings gilt das nicht für alle Module, so Caccivio. Denn sie stammen aus mindestens drei verschiedenen Produktionszyklen – und eine der Rezepturen sei besonders gut gewesen. Die Leistung der besten Module liege auch nach 40 Jahren noch innerhalb der Garantiebedingungen. Eine detaillierte Untersuchung kam 2017 zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Module immer noch mindestens 80 Prozent der ursprünglichen Leistung lieferte.

Caccivio erklärt, dass die verwendeten Module im Vergleich zu den heutigen kleiner sind und zudem dickere Zellen enthalten. Das macht sie sehr robust. Der Forscher betont aber auch, dass sich seitdem die Prüf- und Zertifizierungsverfahren sowie das Wissen über Materialien und deren Alterung stark verbessert haben. Mit den entsprechenden Qualitätskontrollen und Materialien lasse sich auch für die heute auf dem Markt verkauften Module eine lange Lebensdauer prognostizieren.

 

 

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