Unternehmen wollen Saarland zur Modellregion für die Wasserstoffwirtschaft machen

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Mit mehreren Projekten wollen Steag, Siemens Energie, der Netzbetreiber Creos Deutschland, die Saarbahn und die Stahlunternehmen SHS – Stahl Holding Saar das Saarland sowie angrenzende Gebiete in Frankreich und Luxemburg zu einer Modellregion für die Wasserwirtschaft machen. Die Erzeugung, der Transport und die Nutzung von „vorzugsweise grünem Wasserstoff“, so die Projektpartner, gehe dabei Hand in Hand. Eingesetzt werden soll der Wasserstoff vor allem in der Stahlindustrie sowie im Zugverkehr.

Die Unternehmen wollen sich ihre Vorhaben als „Projekt von gesamteuropäischem Interesse“ (IPCEI) von der EU fördern lassen. Dazu haben sie ihr Konzept jetzt im Rahmen des aktuell laufenden Interessenbekundungsverfahrens des Bundeswirtschaftsministeriums zur Identifizierung wichtiger IPCEI-Wasserstoffprojekte eingereicht.

Infrastruktur für den Wasserstoff-Transport

Im Teilprojekt „mosaHYc“ wollen der Verteilnetzbetreiber Creos und der französische Fernleitungs-Gasnetzbetreiber GRTgaz die bestehende Gasinfrastruktur nutzen, um ein grenzüberschreitendes Hochdrucknetz für den Transport von Wasserstoff aufzubauen. Ziel ist es, eine 100 Kilometer umfassende Infrastruktur zu schaffen, die es Wasserstoffproduzenten und -verbrauchern in der Region ermöglicht, Geschäftsmodelle in der Industrie, im Wärmemarkt und im Verkehrssektor zu entwickeln. Dabei müssen sowohl das Zusammenspiel der verschiedenen Leitungsabschnitte im Raum Völklingen (Deutschland), Carling (Frankreich), Bouzonville (Frankreich) und Perl (Deutschland) als auch sicherheitstechnische Aspekte berücksichtigt werden. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersuchen die Partner die bestehenden Leitungen und bereiten sie auf die Einspeisung von Wasserstoff vor.

PEM-Elektrolyse

Mit dem Teilprojekt „HydroHub Fenne“ wollen Steag und Siemens Energy in Völklingen eine PEM-Elektrolyseanlage installieren. Die Anlage soll auf dem Gelände eines bestehenden Kraftwerksstandorts von Steag entstehen und dabei ohne weit reichende Änderungen und Umweltbelastungen die vorhandenen Strukturen im Sinne eines Brownfield-Ansatzes weiter nutzen. Die Anlage wird Strom aus erneuerbaren Energien betrieben, der von Steag teilweise in eigenen Anlagen erzeugt oder am Markt über Green-PPA-Verträge beschafft wird. Die Elektrolyseleistung soll 2 x 17,3 Megawatt betragen. Die Partner erwarten einen Ausstoß von 664 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde beziehungsweise 5800 Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Dieses Projekt wird bereits vom Bund als „Reallabor der Energiewende“ gefördert.

Wasserstoff im Verkehr

Das von der Saarbahn initiierte Teilprojekt „TraficHdeux“ hat sich das Ziel gesetzt, die Infrastruktur zum Betrieb eines grenzüberschreitenden öffentlichen Personennahverkehrs mit Brennstoffzellenzügen und -bussen aufzubauen. Kernstück dieses Projektes ist die Reaktivierung von nicht oder nur teilweise elektrifizierten Bahnstrecken über Landesgrenzen hinweg. Zudem ist der Aufbau einer Tankstelleninfrastruktur auf dem Kraftwerksgelände von Steag in Völklingen angedacht. Auch die Busflotte soll schnellstmöglich auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Bis zum Jahr 2030 steht bei der Saarbahn die Ersatzbeschaffung von rund 85 Solo- und Gelenkbussen an. Der überwiegende Teil soll dabei als emissionsfreie Antriebe beschafft werden. Zusätzlich soll ein kleinskaliger Elektrolyseur errichtet werden, um die Versorgung bis zum Anschluss an die mosaHYc-Leitung sicherzustellen. Um die in der Anlaufphase vorhandenen Überkapazitäten optimal zu nutzen, soll die Tankstelle deshalb auch anderen kommunalen Unternehmen und gewerblichen Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

Wasserstoff ersetzt Koks

Mit den Unternehmen Dillinger und Saarstahl nimmt die saarländische Stahlindustrie als industrieller Abnehmer eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft ein. Im Rahmen des Teilprojektes „H2SYNgas“ will die SHS – Stahl Holding Saar eine Technologie an einem Hochofen einer gemeinsamen Tochter von Dillinger und Saarstahl entwickeln, welche die Nutzung von eigenen Prozessgasen und darüber hinaus von erheblichen Wasserstoffmengen für den Hochofenprozess ermöglicht. Das aus eigenen Prozessgasen erzeugte Synthesegas wird mit Wasserstoff angereichert. Dieses wasserstoffreiche Mischgas wird dann als Reduktionsmittel für die Reduktion der Eisenerze eingesetzt. Auf diese Weise wird Koks im Hochofenprozess verdrängt. Das mindert die CO2-Emissionen.

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