Das Jahr ist noch nicht zu Ende, doch ZSW und BDEW haben bereits die vorläufigen Berechnungen für den Anteil der Energieträger am Bruttostromverbrauch in Deutschland für 2020 hochgerechnet. Demnach werden die erneuerbaren Energien auf gut 46 Prozent kommen, eine Steigerung um fast vier Prozent gegenüber 2019, wie die Organisationen am Montag veröffentlichten. Ein Teil dieses Anstiegs sei auf den – insbesondere durch die Corona-Pandemie – gesunkenen Stromverbrauch zurückzuführen. Bereinigt, also bei einem gleich hohen Stromverbrauch wie 2019, wäre der Anteil von Photovoltaik, Windkraft und Co. auf gut 44 Prozent gestiegen, heißt es weiter. Der Verbrauch sank von 602 auf 564 Milliarden Kilowattstunden.
Die erneuerbaren Energien profitieren im Jahresverlauf von günstigen Witterungsbedingungen. Verantwortlich dafür waren vor allem die günstigen Wetterverhältnisse. Insbesondere im ersten Quartal konnte deutlich mehr Strom aus Wind erzeugt werden als im Vorjahr. Ungewöhnlich viele Sonnenstunden sorgten zudem für einen deutlichen Anstieg der Stromerzeugung aus Solarenergie um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt stieg die Erzeugung der Photovoltaik-Anlagen nach den vorläufigen Berechnungen von ZSW und BDEW von 45 auf mehr als 50 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom an. Die Windkraftanlagen an Land legten binnen Jahresfrist von 101 auf 105 Milliarden Kilowattstunden zu und die Windräder auf See erzeugten 3 Milliarden Kilowattstunden mehr und kamen auf 28 Milliarden Kilowattstunden. Die Photovoltaik-Anlagen übertrafen damit auch die Biomasse, wenn auch nur knapp, denn sie lag etwa unter 50 Milliarden Kilowattstunden.
„Der Anteil der Erneuerbaren Energien ist auch in diesem Jahr gestiegen. Doch der geringere Stromverbrauch täuscht darüber hinweg, dass der Ausbau der Erneuerbaren nicht schnell genug voran geht“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Es sei davon auszugehen, dass der Stromverbrauch bis 2030 deutlich steigen werde. „Wenn der Zubau weiterhin nur mit gezogener Handbremse erfolgt, können wir die gesteckten Ziele nicht erreichen. Um dem Ausbau der Erneuerbaren wieder Schwung zu verleihen, muss die Bundesregierung nun eine ambitionierte EEG-Novelle beschließen und die für den Ausbau der Erneuerbaren so dringend benötigten Maßnahmen zeitnah umsetzen.“ Es müsse ehrgeizige Ausbaupfade für die erneuerbaren Technologien geben und die Eigenversorgung gestärkt werden. Diesen Forderungen schloss sich auch Frithjof Staiß vom ZSW an. Er verwies zudem darauf, dass sich die EU auf ihrem Gipfel am Freitag auf eine Reduktion der Treibhausgase um 55 statt 40 Prozent bis Ende 2030 verständigt hat. „Damit werden auch die Weichen für mehr Klimaschutz in Deutschland gestellt“, so Staiß. Er forderte ein entsprechendes Nachjustieren der Politik beim EEG 2021.
Gemessen an der Bruttostromerzeugung lag der Anteil der erneuerbaren Energien 2020 bei knapp 45 Prozent. Auch dies ist eine deutliche Steigerung um etwa 5 Prozent gegenüber 2019. In dieser Kalkulation werden auch die exportierten Strommengen berücksichtigt. Nach den vorläufigen Berechnungen ging der Stromaustauschsaldo um fast 21 Prozent auf 34,9 Milliarden Kilowattstunden zurück. Der Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch geht jedoch auf die europäischen Vorgaben zurück und dient als Orientierung für die Ziele beim Erneuerbaren-Ausbau der Bundesregierung.
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