IRENA: Globale Energiewende bis 2050 als eierlegende Wollmilchsau

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Am Montag veröffentlichte IRENA ihren ersten „Global Renewables Outlook: Energy Transformation 2050“. Er dürfte Wasser auf die Mühlen jener sein, die angesichts der coronabedingten Rezession in vielen Ländern weltweit ein grünes Investitionsprogramm zur Wiederbelebung der heimischen Wirtschaft fordern. „Die Förderung der Energiewende auf der Grundlage erneuerbarer Energien ist eine Chance, die internationalen Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen und das Wohlergehen der Menschen bis 2050 zu verbessern“, heißt es von IRENA im Zuge der Veröffentlichung. Insgesamt hat die Vereinigung vier Szenarien und Perspektiven untersucht und durchgerechnet: auf Basis der geplanten Energiepolitik der Länder, Szenarien mit mit einem ehrgeizigen, aber realistischen Weg zur Energiewende sowie zur Senkung aller energie- und industriebedingten CO2-Emissionen auf Null und die sozioökonomische Perspektive.

Die dabei errechneten Zahlen sind nach Ansicht von IRENA eindeutig. So deutet eine Transformation des Energiesystems bis 2050 zu einem deutlich höheren Welt-Bruttoinlandsprodukt führen würde. Es liegt IRENA zufolge um 2,4 Prozent höher, als wenn die Länder an ihren bisherige Energiepolitiken festhalten. Der kumulierte Zuwachs bis 2050 belaufe sich auf 98 Billionen US-Dollar. Dies übersteige auch bei weitem die zusätzlichen Investitionen, die für die Energiewende erforderlich wären.

Eine gezielte Energiewende würde sich dabei effektiv bezahlt machen, da jeder ausgegebene US-Dollar zwischen drei und acht US-Dollar bringen würde.  „Die Energiewende würde 19 Billionen US-Dollar mehr kosten als das sogenannte Planned Energy Scenario und bis 2050 einen Zuwachs im Wert von mindestens 50 Billionen US-Dollar bringen“, heißt es von IRENA.  Bei einem Ziel, die Emissionen auf Null zu senken, würden zusätzliche Kosten von 16 bis 26 Billionen US-Dollar anfallen. Den Gesamtkosten von 45 Billionen US-Dollar im Fall der vollständigen Beseitigung der Emissionen würden kumulative Einsparungen von mindestens 62 Billionen US-Dollar gegenüberstehen.

Wenn sich die Länder für eine konsequentere Transformation bis 2050 entscheiden, dann wäre dies auch für die sozioökonomische Entwicklung mit Vorteilen verbunden. Die Zahl der Arbeitsplätze im Erneuerbaren-Sektor weltweit würde sich auf 42 Millionen mehr als vervierfachen. Insgesamt würden im Energiesektor etwa 100 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. Daneben erwähnt IRENA auch ein verbessertes Wohlempfinden der Menschen infolge der Energiewende, etwa verbesserte Luftqualität und weniger Gesundheitsrisiken.

Entscheidend seien ehrgeizigere, regionale Zielsetzungen, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen. Erneuerbare Energien, Effizienz und Elektrifizierung seien dabei der Schwerpunkt. Auch die Elektrifizierung im Wärme- und Verkehrssektor müsse konsequent vorangetrieben werden. IRENA verweist jedoch auch auf die regionalen Unterschiede zu den Auswirkungen der Energiewende je nach Standort, Beschäftigungsart und Sektor. Dem sollten die Länder mit Strategien für einen gerechten Übergang entgegenwirken. Letztendlich hänge dies sowie eine rasche Dekarbonisierung von beispiellosen politischen Initiativen und Investitionen ab sowie eine verstärkte internationale Zusammenarbeit, so IRENA weiter. „Der Ausblick von IRENA zeigt Wege auf, wie nachhaltigere, gerechtere und widerstandsfähigere Volkswirtschaften aufgebaut werden können, indem kurzfristige Wiederaufbaumaßnahmen mit den mittel- und langfristigen Zielen des Pariser Abkommens und der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung in Einklang gebracht werden“, erklärte IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera. „Mit einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und indem sie den Energiewende zu einem integralen Bestandteil der breiteren Erholung machen, können die Regierungen vielfältige wirtschaftliche und soziale Ziele im Streben nach einer widerstandsfähigen Zukunft erreichen, die niemanden zurücklässt.“

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) sieht seine Positionen, dass eine beschleunigte Energiewende die kurzfristige Erholung der Wirtschaft fördert und langfristig diese widerstandsfähiger macht, durch die neue IRENA-Studie bestätigt. „Die ökologische Modernisierung unseres Energiesystems muss deshalb zur Grundlage des wirtschaftlichen Neustarts nach der Coronakrise werden“, kommentiert BEE-Präsidentin Simone Peter. Der zügige Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Co. durch stark dezentral erfolgende Investitionen setze wichtige Impulse für die Wertschöpfung und schaffe europaweit Millionen von Arbeitsplätzen. Dies könne “einen entscheidenden Anstoß für nachhaltiges Wirtschaftswachstum liefern“.

Die Bundesregierung solle nicht nur im eigenen Land die notwendigen Schritte einleiten, sondern auch die bevorstehende EU-Ratspräsidentschaft dazu nutzen, fordert der BEE. „Nur eine beschleunigte Energiewende hilft die wirtschaftlichen Schäden der Corona-Krise zu überwinden und gleichzeitig wichtige Weichen für die Bekämpfung der Klimakrise zu stellen. Jetzt muss gehandelt werden. Die Zukunftstechnologien unseres Landes brauchen Freiraum statt Bremsen“, so Peter. Hemmnisse, wie der 52-Gigawatt-Deckel für die Photovoltaik oder pauschale Abstandsregelungen für Windkraft, müssten beseitigt werden. Auch die Sektorenkopplung, sowie die Energiewende im Wärme- und Verkehrssektor in Deutschland müssten begünstigt werden.

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