Deutschland tritt beim Erreichen seiner Klimaziele für 2020 auf der Stelle. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen Energiewende-Index, den McKinsey am Montag veröffentlicht hat. Darin werden halbjährlich 14 Indikatoren analysiert und bewertet, inwiefern der Zielwert für 2020 erreicht werden kann und wie viel des Weges dafür bereits zurückgelegt ist. Nur sechs der Indikatoren scheinen demnach noch erreichbar: die Zahl der Arbeitsplätze sowohl in erneuerbaren Energien als auch in stromintensiven Industrien, der Anteil an Stromerzeugung aus Erneuerbaren insgesamt sowie trotz zuletzt eines leichten Anstiegs der Stromausfälle der Indikator „Ausfall Stromversorgung“ und „Gesicherte Reservemarge“.
Positiv sei die Entwicklung bei den Industriestrompreisen, heißt es bei McKinsey weiter. Während das Preisniveau 2018 auf EU-Ebene nahezu unverändert blieb, seien die Preise in Deutschland gesunken. Mit 8,6 Cent pro Kilowattstunde lägen sie nur noch 5,1 Prozent über dem europäischen Schnitt. 2010 seien es noch 8,5 Prozent gewesen. Allerdings drohe eine erneute Verteuerung durch weiter steigende Netzentgelte und Börsenstrompreise.
Bei sieben Indikatoren stuft McKinsey das Erreichen der Zielvorgaben für 2020 als unrealistisch ein: So seien die Preise für Haushaltsstrom im EU-Vergleich weiterhin hoch, die EEG-Umlage verharre seit 2014 knapp unter der Marke von 7,0 Cent pro Kilowattstunde. Zudem seien Primärenergieverbrauch und CO2-Emissionen im vergangenen Jahr leicht gesunken, aber insgesamt immer noch hoch. So liege Deutschland mit 854 Millionen Tonnen CO2-Äqivalent (CO2e) im Jahr derzeit mehr als 100 Millionen Tonnen über dem von der Bundesregierung gesteckten Ziel für 2020
Und auch beim Netzausbau hinkt Deutschland hinterher. Nach den verabschiedeten Plänen sollen 3582 Kilometer neue Leitungen bis 2020 gebaut werden, insgesamt sind aber erst 961 Kilometer fertig. Gerade einmal 49 Kilometer neue Leitungen sind McKinsey zufolge in den vergangenen sechs Monaten hinzugekommen. Alle Ergebnisse stehen online zur Verfügung.
Der aktuelle Energiewende-Index ist diesmal um die Ergebnisse der Studie „Decarbonisation pathways“ ergänzt, für die McKinsey im Auftrag des Branchenverbands Eurelectric das Dekarbonisierungspotenzial durch Elektrifizierung in den Sektoren Transport, Gebäude und Wärme sowie in der Industrie untersucht hat. Dabei zeige sich, dass Europa bis 2050 durch eine konsequente Elektifizierung der Sektoren Industrie, Verkehr und Gebäude die Treibhausgas-Emissionen um bis zu 95 Prozent senken könnte. Dafür sei eine Elektrifizierungsquote von mindestens 60 Prozent notwendig, wobei der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzinfrastruktur konsequent fortgesetzt werden müssten.
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