Uniper baut neues Gaskraftwerk in Deutschland

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Etwas überraschend kündigte Uniper am Mittwoch den Bau eines 300 Megawatt-Gaskraftwerks im bayerischen Irsching an. In den vergangenen Jahren sind eine Vielzahl von Gaskraftwerken in Deutschland stillgelegt oder in die Reserve überführt worden, da sie nicht wirtschaftlich zu betreiben waren. Nun hat der Übertragungsnetzbetreiber Tennet jedoch einen Zuschlag an Uniper erteilt, ein neues Kraftwerk zu bauen und später auch zu betreiben. Es soll ab dem 1. Oktober 2022 in besonderen Notsituationen als „Sicherheitspuffer“ in der Stromversorgung bereitstehen, wie es von Uniper weiter hieß. Es werde damit nicht dem Markt zur Verfügung stehen, sondern nur kurzfristig einspringen, wenn die Systemsicherheit gefährdet sei.

Zum Hintergrund hieß es, dass Tennet gemeinsam mit Amprion und TransnetBW für ihre Netzgebiete im Juni 2018 insgesamt 1200 Megawatt Kapazität für sogenannte besondere netztechnische Betriebsmittel europaweit und technologieoffen ausgeschrieben haben. Für vier Regionen in Süddeutschland sollen jeweils 300 Megawatt Kapazität vergeben werden und Tennet hat nun den ersten Zuschlag an Uniper erteilt.

„Gaskraftwerke sind aufgrund ihrer hohen Flexibilität ideal, um den zunehmenden Anteil an nicht steuerbarer Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie auszugleichen“, erklärte Uniper-COO Eckhardt Rümmler. „Sie sollten daher eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, dass Deutschland seine ehrgeizigen Klimaziele erreicht, ohne übermäßige Risiken bei der Stromversorgung von Industrie und Haushalten einzugehen“, forderte er weiter.

Am Standort Irsching betreibt Uniper bereits fünf Gaskraftwerksblöcke. Als letztes ging „Irsching 4“ 2011 in Betrieb. Nach einer „Reuters“-Meldung war dies zugleich auch das letzte neue Gaskraftwerk in Deutschland. Irsching 4 und 5 werden Uniper zufolge aktuell im Rahmen der sogenannten Netzreserveverordnung betrieben. Sie kommen ausschließlich dann zum Einsatz, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht wird.

Eurogas fordert verbindliche Ziele für erneuerbares und dekarbonisiertes Gas

Das EU-Winterpaket ist noch nicht ganz durch die Tür, da laufen in Brüssel bereits die Debatten über das anstehende Gaspaket an. Für James Watson, bis Ende des Jahres noch CEO von Solarpower Europe, war dies ein Auslöser, den Sektor zu wechseln. Als neuer Generalsekretär des Verbands Eurogas forderte er in seinem ersten offiziellen Statement, verbindliche Ziele für erneuerbares und dekarbonisiertes Gas im neuen EU-Gesetzespaket. „Das Ziel sollte sich auf das bestehende EU-Ziel für erneuerbare Energien stützen und würde der EU helfen, einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien zu niedrigeren Kosten zu erreichen“, erklärte Watson.

Gas habe bereits schnelle Erfolge für Energiewende gebracht. Auch die Ergebnisse einer aktuellen Eurogas-Studie von Primes zeigten, dass eine Umstellung von Kohle- auf Gaskraftwerke in der Stromversorgung in der EU dazu führen würde, dass das CO2-Einsparziel 2030 von 40 Prozent um fünf Prozent übertroffen werden könnte. „Gas ist unerlässlich, um hohe Dekarbonisierungsziele zu erreichen, und kann die Energiewende vorantreiben, indem es die Vorteile von Strom und Gas durch Sektorkopplung kombiniert“, so Watson weiter.

Eurogas sieht überdies in CCS eine Schlüsseltechnologie für eine CO2-arme Wirtschaft. CCS steht für „carbon dioxide capture and storage“ – also das Abscheiden und unterirdische Einlagern von CO2. In Deutschland ist diese Technologie äußert umstritten und bislang nie über das Teststadium hinausgekommen.

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