Mercedes-Benz Cars bezieht künftig Grünstrom aus Post-EEG-Anlagen

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Am Neujahrstag 2021 werden die ersten Photovoltaik- und Windenergieanlagen aus der EEG-Förderung fallen. Das stellt vor allem Windpark-Betreiber vor Herausforderungen. Sie benötigen neue Erlösquellen, die einen Weiterbetrieb der Anlagen trotz vergleichsweise hoher Kosten für Wartung und Service, Pacht, Versicherungen und Management rentabel machen. Die Eigentümer von sechs niedersächsischen Bürgerwindparks haben jetzt eine Lösung gefunden: Mercedes-Benz Cars nimmt ihnen den Strom ab, um damit mehrere Werke zu versorgen. Als Mittler dient dabei der norwegische Energieversorger Statkraft.

Der Windstrom wird für das Mercedes-Werk in Bremen sowie für die deutschen Batteriestandorte wie Kamenz und Stuttgart-Untertürkheim genutzt, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die insgesamt 31 Anlagen der beteiligten Windparks kommen auf eine Gesamtleistung von 46 Megawatt und liefern rund 74 Gigawattstunden pro Jahr. Sie wurden zwischen 1999 und 2001 in Betrieb genommen.

Die Lieferung des Stroms aus den Windparks wird von der Enovos Energie Deutschland GmbH in die bestehende Stromversorgung eingebunden. Enovos stellt vor allem die Abrechnung, die Netznutzung und die Integration der Grünstrommengen in das Stromportfolio der Mercedes-Benz-Werke sicher.

Der erzeugte Grünstrom wird nach Inkrafttreten des Vertrags in das Netz eingespeist und zeitgleich von den Mercedes-Werken aus dem Netz entnommen. Die Stromleistung ist entsprechend dem unterschiedlichen Ende der EEG-Förderung der einzelnen Anlagen gestaffelt, für 2021 sind 33,1 Millionen Kilowattstunden geplant. In den Jahren 2022 bis 2024 werden es voraussichtlich 74 Millionen Kilowattstunden sein. Im Jahr 2025 sieht der Vertrag eine Lieferung von 21,8 Millionen Kilowattstunden vor. Genutzt wird der Windstrom beispielsweise für die Produktion des Elektroautos „EQC“ im Mercedes-Benz Werk Bremen.

„Wir verfolgen bei Mercedes-Benz Cars die Strategie ‚digital, flexible, green’ in unserer weltweiten Produktionsorganisation. Dazu gehört unter anderem, dass wir alle unsere deutschen Werke bis 2022 mit CO2-neutraler Energie versorgen werden“, sagt Markus Schäfer, Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Produktion und Supply Chain. „Als erstes Industrieunternehmen in Deutschland nutzen wir Strom aus sechs Windparks und sichern so schon heute den Weiterbetrieb.“

Deutschlandweit werden Anfang 2021 nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard Windräder mit einer Leistung von zusammen etwa vier Gigawatt aus der Förderung fallen. Bis Ende 2025 sind gar Anlagen mit einer Leistung von circa 16 Gigawatt betroffen. Das ist fast ein Drittel der gesamten Windenergie-Leistung, die heute an Land installiert ist.

Das Beispiel von Mercedes-Benz Cars könnte Schule machen. So haben sich zahlreiche Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Versorgung mittelfristig ganz auf Ökostrom umzustellen, von der Commerzbank, Coca-Cola und Danone über BMW, SAP und H&M bis hin zu Ikea und Lego. Das bietet auch den Betreibern von Solarparks die Chance, den Weiterbetrieb ihrer Anlagen nach Auslaufen der EEG-Förderung zu sichern. Eigentümer von privat, landwirtschaftlich oder gewerblich genutzten Dachanlagen haben es da einfacher – sie können ihren Strom vollständig oder zum Teil selbst nutzen.

Erst am Dienstag hatte Daimler angekündigt, dass es sich für seine Elektro-Offensive für mehr als 20 Milliarden Euro bis 2030 Batteriezellen auf dem Weltmarkt gesichert hat. Diese sollen in acht Fabriken auf drei Kontinenten zu Batterien für die eigenen Elektrofahrzeuge zusammengebaut werden. Bis 2022 will Mercedes-Benz Cars mehr als 130 Elektro-Varianten im Portfolio haben.

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