Grüner Wasserstoff to go – Fronius stellt dezentrale Betankungsanlage vor

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Fronius ist am Donnerstag den nächsten Schritt bei der Sektorenkopplung und der langfristigen Speicherung von Solarenergie gegangen. Am Forschungs- und Entwicklungsstandort Thalheim in Österreich eröffnete das Unternehmen die erste firmeneigene Wasserstofferzeugungs- und betankungsanlage, den sogenannten SolH2UB. Der Hub besteht aus einer kleinen Photovoltaik-Anlage mit sechs Kilowattpeak Leistung und bifazialen Modulen in Form eines Carportdachs sowie einem Elektrolyseur, einer Speichereinrichtung und der Betankungsanlage.

Mit dem Solarstrom am Tag und nachts mit Ökostrom aus dem Netz produziert der kleine Elektrolyseur  täglich vier Kilogramm Wasserstoff. Eine Menge, die je nach Fahrzeug für 400 bis 500 Kilometer Fahrstrecke benötigt wird. Da der Hub direkt am Standort aufgebaut ist, kann das Unternehmen die bei der Elektrolyse entstehende Wärme auskoppeln und zur Heizung nutzen. Dadurch verbessert sich der Wirkungsgrad der Elektrolyse von etwa 60 Prozent auf über 90 Prozent. Der Hochdruck-Elektrolyseur arbeitet mit einer PEM-Membran. Er leitet den erzeugten Wasserstoff bereits mit 350 bar in den angeschlossenen Bündelspeicher ein. Insgesamt können darin 500 Kilowattstunden Energie beziehungsweise 15 Kilogramm Wasserstoff aufbewahrt werden. Bei einer künftigen Kommerzialisierung des Produktes werde jedoch ein preisgünstiger Niederdruck-Elektrolyseur mit einem Kompressor kombiniert, sagte Thomas Rühlinger, der bei Fronius das Wasserstoffgeschäft entwickelt. Ebenfalls installiert ist eine Brennstoffzelle, die eine Rückverstromung des Wasserstoffs ermöglicht. Da die Anlage in Thalheim eine kleine Demonstrationsanlage ist, wird das voraussichtlich nur zu Vorführ- und Testzwecken genutzt.

Die Betankung des Brennstoffzellenfahrzeugs erfolg mit 350 bar und dauert einige Minuten.

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Am Donnerstag demonstrierte Fronius mit Hilfe des gerade neu auf den Markt gekommenen Hyundai „Nexo“ die Betankung eines Serienfahrzeuges. Der Hyundai „Nexo“ besitzt eine große Vielfalt an Assistenzsystemen. So kann er beispielsweise autonom ein- und ausparken. Ein Vorteil dieser Brennstoffzellenfahrzeuge sei, dass sie bis minus 30 Grad Celsius voll wintertauglich seien, betonte Thomas Steininger von der österreichischen Hyundai Import Gesellschaft. Um das Auto vollzutanken, benötigte die Betankungsanlage von Fronius etwa sieben Minuten. Der dabei verwendete Druck entspreche nur der Hälfte dessen, was an öffentlichen Wasserstofftankstellen üblich sei, so Rührlinger. Der Grund dafür ist, dass Fronius nicht in erster Linie auf Brennstoffzellen-PKW zielt, sondern auf große Nutzfahrzeuge, die mit geringerem Druck betankt werden.

„In der Mobilität hat Wasserstoff überall dort enormes Potenzial, wo Fahrzeuge große Energiemengen benötigen, wie zum Beispiel bei kommunalen Fahrzeugen, Transportern, Bussen oder LKWs“, sagt Martin Hackl, Leiter Solar Energy bei der Fronius International. „Der Energieträger verspricht große Reichweiten, kurze Betankungszeiten und entsteht dabei aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen.“ Als Kunden der ersten Stunde will Fronius daher Logistikunternehmen gewinnen und Kommunen, die freiwillig oder gezwungenermaßen ihren Verkehr dekarbonisieren wollen.

Der SolH2UB könne modular dem Bedarf des Kunden angepasst werden und bis auf 100 Kilogramm pro Tag aufgestockt werden. Der Kunde könne den Solarstrom zusätzlich durch eigene grüne Quellen ergänzen, da es wirtschaftlicher sei, den Elektrolyseur rund um die Uhr auszulasten. Die ersten dieser Kundenprojekte will Fronius bis zur zweiten Jahreshälfte 2019 umsetzen. Als Ziel gibt Hackl einen Kilogrammpreis für den selbstproduzierten Wasserstoff von zehn bis zwölf Euro vor. Als Dieseläquivalent wird üblicherweise neun Euro pro Kilogramm angesetzt. Lohnenswert sei der Einsatz daher zunächst im Bereich des Eigenverbrauchs, so Hackl. Ein Stärke des Konzeptes sei die Dezentralität. Unternehmer, Kommunen, Energiegemeinschaften könnten sich einen SolH2Ub leisten und seien nicht auf Lieferungen von externen Wasserstoffproduzenten angewiesen.

Die Wasserstoffbetankungsanlage ist nicht das erste Projekt von Fronius mit diesem Energieträger. Seit 2002 beschäftigten sich die Ingenieure des Unternehmens in verschiedenen Wasserstoff-Projekten damit.

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