Beim Amtsgericht Bonn sind auf der Gläubigerversammlung richtungsweisende Entscheidung für die mehr als 500 Mitarbeiter der insolventen Solarworld Industries GmbH. So hätten die anwesenden Gläubiger für den Entschluss des Insolvenzverwalters Christoph Niering und des vorläufigen Gläubigerausschusses gestimmt, den stark defizitären Geschäftsbetrieb spätestens Ende September einzustellen, sollte sich kein Investor finden, der ihn weiterführt, wie es am Donnerstag hieß. Niering sprach neben der aktuellen wirtschaftlichen Situation auch die fehlende Perspektive an, den Photovoltaik-Hersteller in seiner aktuellen Ausrichtung zu erhalten.
Insgesamt beschäftigt Solarworld an den drei Standorten Bonn, Arnstadt und Freiberg derzeit immer noch mehr als 500 Mitarbeiter. In Vorbereitung auf eine mögliche Schließung werde bereits ein Interessensausgleich und Sozialplan mit den Betriebsräten vor Ort ausgehandelt. In Absprache mit der Agentur für Arbeit seien auch zwei Transfergesellschaften gegründet worden, in die betroffenen Mitarbeiter ab dem 1. August wechseln könnten. Sie würden dort weiter qualifiziert und erhielten in den nächsten sechs Monaten eine finanzielle Unterstützung, die sich deutlich oberhalb des Arbeitslosengeldes bewege, hieß es weiter. So sollen finanzielle Härten bei Entlassungen abgefedert werden. Niering werde die Mitarbeiter in den kommenden Wochen über das weitere Vorgehen persönlich informieren.
Der Insolvenzverwalter sprach nach der Entscheidung auf der Gläubigerversammlung von einem großen Einschnitt für die Solartechnologie in Deutschland. Der letzte größere Hersteller von Solarzellen in Deutschland stehe vor dem unmittelbaren Aus. „Die Bundesregierung hat allem Anschein nach die Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen in Deutschland aufgegeben. Anders kann ich mir die fehlende politische Reaktion auf die Insolvenz der Solarworld als letzten großen deutschen Entwickler und Hersteller von Solarzellen nicht erklären“, so Niering. Er verwies darauf, dass es der Bundesregierung mit der „Forschungsfabrik Mikroelektronik“ gelungen sei, eine wichtige Schlüsselindustrie in einem schwierigen Marktumfeld zu erhalten. „Mit dem Projekt Forschungsfabrik Photovoltaik hätten nicht nur viele Arbeitsplätze gesichert, sondern vor allem das jahrelange Forschungs-Know-how und die hieraus hervorgegangenen Patente in Deutschland gehalten werden können.” sagte Niering weiter.
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Mal ehrlich:
Was soll der Unsinn mit der Forschungsfabrik auf Basis der veralteten Solarworldanlagen?
Unfassbar- …
Anmerkung der Redaktion: Der Kommentar ist nachträglich bereinigt worden.
Liebes pv-magazine-Team,
ich wäre dankbar, wenn bei Kommentaren zumindest die gröbsten verbalen Ausfälle nicht mit veröffentlicht würden. Inhalte sind alle erlaubt, bei Vergleichen dieser Art dürfte im öffentlichen Raum aber die Netiquette greifen.
Zum Inhalt: Eine Forschungsfabrik ist ein Zusammenschluss von Forschungseinrichtungen, nach Möglichkeit mit angeschlossener Produktion zur Erprobung und Entwicklung. Für die deutsche PV-Industrie und Forschung, aus der in den vergangenen Jahrzehnten nahezu alle technologischen Entwicklungen unserer Branche entstanden sind, wäre dies ein großer Schritt. Stattdessen erleben wir nun die Schließung der größten europäischen Zellfertigung und gleichzeitig der größten F&E-Abteilung eines deutschen PV-Herstellers. Wenn es dies nicht gewesen sein soll mit der Zelltechnologie in Deutschland, müssen wir uns etwas mehr einfallen lassen als dumme Sprüche.
Bitte entschuldigen Sie Herr Nitzschke, auch wenn der Vergleich von Herrn Remmers wohl etwas abseits des guten Stils angesiedelt ist, so werden Sie sicher zustimmen, dass Unternehmen, die in einer funktionierenden Marktwirtschaft über Jahre keine nachvollziehbare Strategie und überzeugende Produkte erkennen lassen, früher oder später vom Markt verschwinden sollten.
Während andere Marktteilnehmer wie Solarwatt oder Heckert Solar die Zeichen der Zeit erkannt und attraktive Nischen besetzt haben, wurde anderswo (obwohl mit erwartbar geringer Aussicht) weiter am großen Rad gedreht und zumindest für Außenstehende so interpretierbar (bewusst oder unbewusst) vor allem die Sicherung von Strukturen und Mäzen bedacht. Gerade hierdurch wurde viel Vertrauen verspielt.
Ja, asiatische Wettbewerber haben zeitweise nicht immer vollständig mit fairen Mitteln agiert. Dass aber (anders als komplexe und integrierte Systeme) relativ einfach skalierbare Commodity-Produkte (wie Solarzellen) langfristig kaum wettbewerbsfähig in Europa hergestellt werden können, sollte jedem doch nicht erst beim Blick auf das Herstellungsland des modernen Smartphone oder des Computers, von dem aus dieser Kommentar gelesen wird, auffallen. Die Speicherindustrie sei an dieser Stelle gewarnt.
Aus Sicht vieler (vor allem am Ende der Wertschöpfungskette stehender) Akteure haben die diversen protektionistischen Iniativen zur Rettung global leider nicht mehr wettbewerbsfähiger Unternehmen der europäischen Energiewende, dem europäischen Photovoltaikmarkt und dem europäischen Klimaschutz durch künstlich hohe Preise mehr geschadet und mehr Arbeitsplätze bei Händlern, Projektierern und Installateuren vernichtet, als in Industriebetrieben scheinbar gesichert wurden. EON, RWE und Co hätten kaum bessere Freunde haben können. Mancher weint den daran beteiligten Unternehmen daher heute kaum eine Träne nach.
Am anderen Ende des großen Teiches kritisieren wir Europäer heute protektionistische Maßnahmen, halten sie selbst anderswo aber immernoch aufrecht, obwohl jene Unternehmen die vermeitlich geschützt werden sollen nicht mehr nennenswert vorhanden sind. Volkswirtschaftlich schaden wir uns dadurch selbst. Da muss man sich dumme Sprüche halt auch mal gefallen lassen.
Wie viel Pleiten hat denn dieser „Sonnenkönig“ schon hingelegt ? Und damit viele Millionen der Anleger verbrannt. Ein Riesen Betrug, in D wohl normal, daß man ungestraft Anleger und Liegeranten über den Tisch ziehen kann.
Ich will den „Unsinn“ und den gelöschten härteren Bezug zur Realitätsverweigerung von Solarworld und anderen aus der Branche gerne etwas unterfüttern:
DIe Zellfertigung von Solarworld mag die letzte wirklich kommerziell zu nennende in der EU sein.
Derzeit ist sie aber laut den Nachrichten rund um die Insvolvenz wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen.
Es wurmt mich zuteifst, dass wir auf der Ebene von Wafer-Zelle in der EU nix mehr zu bieten haben und sich das absehbar nicht ändern wird. Die deutsche und die EU- Politik haben in den Nullerjahren nicht erkannt was da für eine Technologie zu entwickeln wären. Entsprechend wurde massive Skalarierungen nicht untersützt die wir nun in Asien sehen, verbunden mit permanenten technischen Sprüngen. Welche nebenbei die Kosten immer weiter nach unten trieben.
Und da ist die Fertigung von SW halt einfach nur noch klein und alt. Von der Politik nicht gewollt und von den Realitätsverweigerner rund um Frank Asbeck und Milan Nitschke durch ihren Glauben an Zollbarrieren völlig abgewirtschaftet. Ich habe es nie verstanden warum SW nicht global breiter und früher gefertigt und den guten Namen genutzt hat. Aber so ist es nun.
Dann wieder und wieder andere dafür zahlen lassen zu wollen ist eben „Unsinn“.
Ein neuer Anlauf rund um neue Technologien wie „nexwafe“ auf der Waferebene verdient diesen Support denn diese Technik kann Asien „komplett disrupten“. Ob es diesmal klappt?