Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ersetzt in Bayern bei weitem nicht die Abschaltung der Atomenergie, das ergeben die neuesten Zahlen des Bayerischen Statistischen Landesamtes.
Wegen Abschaltung von Kernkraftwerken ist die bayerische Stromerzeugung 2016 gegenüber dem Vorjahr um 5,5% erheblich gesunken. Dem geringen Zubau von nur 2853 GWh bei Erneuerbaren Energien steht ein Rückgang der Atomstromerzeugung um 5283 GWh gegenüber. Dagegen stieg die Stromerzeugung aus Erdgas, was aber die Klimagasemissionen aus Kohlendioxid und Methan in Bayern nach oben treibt, statt die Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen.
Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner täuscht die Öffentlichkeit, da sie behauptet, dass der Freistaat beim Ausbau der Erneuerbaren Energien weit über Plan liege.
Denn in den nächsten Jahren wird der heute schon zu schwache Ökostromausbau noch weiter einbrechen.
2016 beruhte der Zubau der Ökostromerzeugung im Wesentlichen auf Windkraft, da noch viele vor Inkrafttreten der 10H Regelung genehmigte Altanträge verwirklicht wurden. Der Neuzubau aus Windkraft wird aber in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen, da die 10H Gesetzgebung ja fast zu einem Erliegen der Neuanträge führt. Der Zubau von Solarstromanlagen von 279 MW in Bayern hat nicht einmal die in 2016 schlechtere Solarstrahlung ausgeglichen, weshalb die Solarstromerzeugung 2016 sogar zurückging. Wie erschreckend niedrig der Solarausbau in Bayern ist, zeigt sich im Vergleich mit dem Rekordjahr 2010, wo die Bayern noch 2389 MW neue PV-Anlagen zubauten.
Auch 2017 zeigt sich keine ernsthaft Steigerung des PV-Zubaus in einer Größenordnung, wie sie um 2010 herum erfolgreich war. Vielmehr dümpelt der jährliche Solarausbau auf einem Niveau wie vor 2003.
Die bayerische Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen lädt daher am kommenden Samstag zum Regionalen Energiekongress nach Aschaffenburg ein.
Der Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion, erhofft sich von der Veranstaltung Impulse, wie die Energiepolitik auf Bundes-, Landes-, aber auch kommunaler Ebene aussehen muss, um dem Atomausstieg und den Klimazielen in Bayern und Deutschland gerecht werden zu können.
Am Samstag, 18. November, werden neben anderen Experten von 10:30 Uhr bis 16:00 Uhr MdL Martin Stümpfig und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Manuela Rottmann zu Wort kommen.
Ab 15:00 Uhr werde ich „Die Energiewende in Deutschland aus globaler Sicht“ beleuchten. Hierbei gilt es auch die Situation in Bayern vom bundespolitischen Blickwinkel zu betrachten. Dabei ist festzuhalten, dass Bayern seine 2011 formulierten eigenen energiepolitischen und klimapolitischen Ziele mindestens so deutlich verfehlen wird wie der Bund, wenn nicht drastisch umgesteuert wird. Ob es im Bund hierzu kommen kann, hängt vom Ausgang der Sondierungs- und evtl. anschließenden Koalitionsgesprächen zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen ab.
In Bayern sind die Aussichten auf Besserung unter einer CSU-geführten Regierung schlecht. Das Aus für die Pflanzöl-Mühlen, das Abwürgen der Biomasse-Verstromung, die Restriktionen für den Photovoltaik-Ausbau und das faktische Ende des Windkraft-Zubaus durch die 10-H-Abstandsregelung in Bayern hat überwiegend die CSU (mit) zu verantworten.
Wer die Energiewende derart hintertreibt, trägt auch die Verantwortung für das Ausmaß von überregionalen Stromtransfers. Wer die dezentrale Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien derart massiv behindert, der will entweder den Wiedereinstieg in die Atomenergie und Existenzsicherung der dreckigen Kohleverstromung oder braucht schleunigst zusätzliche Stromautobahnen von Nord- nach Süddeutschland. Möglicherweise hat die CSU aber auch das noch unausgesprochene Ziel einer erneuten Laufzeitverlängerung für Atomkraft im Hinterkopf.
Kurzentschlossene können sich unter folgendem Link noch heute und morgen anmelden:
https://www.gruene-fraktion-bayern.de/termine/2017/regionaler-energiekongress-unterfranken
oder direkt im Büro von Martin Stümpfig, Tel: 089 4126-2882, Fax: 089 4126-1882, E-Mail: martin.stuempfig@gruene-fraktion-bayern.de
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Die Einführung der entfernungsabhängigen Netzentgelte würde den Bayern beim Nachdenken über die Sinnhaftigkeit der 10H-Regelung sicher helfen.
Die bayerische Staatsregierung neigt dazu, sich bei negativen Auswirkungen der Energieerzeugung einen „schlanken Fuß“ zu machen.
Beim Atomstrom sollten die Profite der Stromerzeugung bitteschön in Bayern landen, der Atommüll aber sollte für die nächste Mio Jahre in Niedersachsen vor sich hinstrahlen.
Die Braunkohletagebauten und die Umwelt verschmutzenden Braunkohle-und Kohle-Kraftwerke liegen ebenfalls weit im Norden.
Die Stromtrassen, mit denen die Bayern versorgt werden sollen, müssen in Bayern natürlich unterirdisch verlegt werden. Die entsprechenden Kosten sollen aber alle Deutschen zahlen.
Windräder schließlich will man, wegen der angeblich besonders schönen bayerischen Landschaft auch keine haben.
Mein Vorschlag:
Enfernungsabhängige Netzentgelte, die anteilig den Landkreisen mit den Übertragungsnetztrassen zu Gute kommen. Wer sich dann eben Strom quer durch die Republik liefern läßt, muss diesen Luxus auch bezahlen.
Andererseits würden die Landstriche, die kostengünstigen Windstrom bei sich zugelassen haben, von besonders niedrigen Netzentgelten profitieren. Das wäre sicher ein Investitionsprogramm für die Nord- und Ostdeutschen Länder.
Atomausstieg und Verdrängung von Kohlestrom während der Dunkelflaute ist machbar mit dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerke), Wärmespeichern und Solarthermie. Im Verbund mit Wärmenetzen funktioniert das noch wirkungsvoller. Auch Hans-Josef Fell fordert deshalb: „Solarthermie braucht wesentlich größere staatliche Unterstützung“
Erläuterungen und Vorschläge:
Bayern erzeugt mehr regenerative Energien als jedes andere Bundesland bzw. die Stadtstaaten – Berlin, Hamburg, Bremen. Wir müssen uns von anderen, die keine oder weniger regenerative Energien erzeugen keine Vorhaltungen gefallen lassen. Kehrt erst mal vor der eigenen Haustüre.
Diese Städte bzw. diese Stadtstaaten erzeugen pro Kopf die geringsten regenerativen Energien und verbrauchen aber die meiste Energie – hier sind hunderttausende Dächer noch ohne PV – Anlagen? Warum?
Auf dem flachen Land, wo die geringsten Energiemengen verbraucht werden, sollen alle diese Anlagen gebaut werden. Flächenfraas ist die Folge. Warum werden die Windräder nicht an die Stadtränder in die Industriegebiete gebaut? Die Städte bekommen die Industrie und die Arbeitsplätze / Steuereinnahmen und die Bevölkerung wird gezwungen in die Städte abzuwandern.
Wenn die Energie auf dem Lande erzeugt werden soll sind dort auch Industrie- und Arbeitsplätze anzusiedeln!
Bei Windradhöhen von 200 m spielt die Windstärke keine große Rolle mehr. Aber auf dem Land soll jeder Hügel mit Windrädern vollgestellt werden.
An jedes Windrad, an jeder PV – Anlage sind in Zukunft Batteriespeicher anzubauen. Warum wird das noch nicht gemacht?
Jede Kommune soll für den selbst erzeugten regenerativen Strom Steuererleichterungen bekommen bzw. sollte die Stromsteuer, MWST aus Strom und die EEG Abgabe an diese Kommunen anteilig zurück bezahlt werden! Dann können diese oft hoch verschuldeten Landkommunen die Schulden bezahlen und Industrieansiedlungen fördern.
Es kann nicht sein, dass die Bevölkerung auf dem flachen Land eine höhere Übertragungsnetzgebühr zahlen muss als in den Städten – und dabei auch noch die regenerative Energie erzeugen und den Städten zur Verfügung stellen muss.
In Städten wie München muss die Industrieansiedlung durch zusätzliche Abgaben erschwert werden!