Installateursbefragung: Staatliche Subventionen sind Hauptfaktor für billigere Modulpreise in China

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Der Europressedienst befragte vor einigen Wochen mehr als 500 europäische Installateursbetriebe zu ihrer Haltung zu den Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmaßnahmen der EU gegen die chinesischen Photovoltaik-Hersteller. Die Vereinigung EU Prosun, die die Studie beauftragt hat, stellte erste Ergebnisse zur Intersolar Europe in München vor. pv magazine liegt nun die komplette Analyse vor. Diese zeigten eine große Akzeptanz unter den befragten Installateuren für die derzeitige Überprüfung der Mindestimportpreise und Einfuhrbegrenzungen für die Hersteller kristalliner Photovoltaik-Produkte aus China. Sollte die Auslaufprüfung der EU-Kommission ergeben, dass die chinesischen Hersteller weiter gegen geltendes Handelsrecht verstoßen, halten 57,6 Prozent eine Verlängerung der Maßnahmen für berechtigt, während 23,7 Prozent diese für nicht berechtigt hielten.

Die Installateure wurden auch nach ihrer Meinung befragt, warum chinesische Photovoltaik-Hersteller Solarmodule deutlich billiger verkaufen können als ihre europäische Konkurrenz. Als wesentlicher Faktor wurden dabei die staatlichen Subventionen gesehen. 51 Prozent der befragten Installateure sahen laut der Gesamtbewertung darin den Hauptgrund. Auf den Plätzen folgten die geringeren behördlichen Auflagen, bessere Produktionsanlagen und der bessere Zugang zu Kapital als Faktoren für die geringeren Preise chinesischer Solarmodule. Geringere Energiekosten sowie bessere Arbeit bei Forschung und Entwicklung spielten nach den Ergebnissen nur eine untergeordnete Rolle.

Die Mindestimportpreisregelung für die chinesischen Photovoltaik-Hersteller in der EU gilt bereits seit Dezember 2013. Daher sind die Installateursbetriebe auch nach den Auswirkungen der Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmaßnahmen für ihr Geschäft befragt worden. 61,1 Prozent der Befragten erklärten, dass es keine Auswirkungen gebe. 16,6 Prozent gaben an, weniger chinesische Solarmodule zu verkaufen. 10,7 Prozent versuchten der Befragung zufolge Systemkosten an anderer Stelle zu senken und 5,2 Prozent hätten wegen der Maßnahmen Personal entlassen müssen.

Mit Blick auf eine mögliche Verlängerung der Mindestimportpreise erwarteten 64,9 Prozent der Befragten „keine Auswirkungen“. 15,3 Prozent gab an, dann wohl weniger chinesische Module zu verkaufen. 2,1 Prozent der Installateure fürchten, dass sie ihren Betrieb schließen müssen. Weitere 1,7 Prozent gehen davon aus, Personal entlassen zu müssen.

Im Gegensatz zum Photovoltaik-Weltmarkt entwickelt sich der europäische Markt derzeit sehr verhalten. Die Nachfrage in Europa liegt weit hinter jener der Boomjahre 2011 und 2012 zurück. Allerdings verzeichnete der Markt 2015 immerhin wieder ein kleines Zubauplus. Die befragten Installateursbetriebe sehen in der Reduzierung der Solarförderung die wesentliche Ursache für das abgeschwächte Wachstum des europäischen Photovoltaik-Marktes. Nach der Umfrage war dies in der Gesamtbewertung für 56,5 Prozent der Hauptgrund, gefolgt von der Belastung auf Eigenverbrauch (13 Prozent), der Konjunkturkrise (8,8 Prozent) und den günstigen fossilen Brennstoffen (6,3 Prozent). 5,9 und 4,6 Prozent gaben an, dass der Hauptgrund sei, dass Photovoltaik-Anlagen zu teuer oder Anti-Dumpingmaßnahmen eingeführt worden seien.

Zur Preisentwicklung bei Solarmodulen erklärten 43,1 Prozent der Installateure in der Befragung, dass diese in den vergangenen drei Jahren gesunken seien; weitere 17,6 Prozent gaben sogar eine starke Senkung an. 28,6 Prozent sahen demnach gleichbleibende Preise in den vergangenen drei Jahren und 8,6 Prozent steigende Preise. Im Zuge der Befragung gaben 74,4 Prozent an, ihre Solarmodule beim Großhändler oder Importeur zu beziehen. 41,6 Prozent kauften auch direkt beim Hersteller. 86,6 Prozent der befragten Installateure verwendeten kristalline Solarmodule von europäischen Herstellern, 33 Prozent von chinesischen Herstellern und 17,4 Prozent aus sonstigen Ländern. 88 Prozent gaben zudem an, dass es ihnen wichtig oder sehr wichtig sei, auch künftig Photovoltaik-Produkte aus Europa und anderen Ländern außerhalb Chinas beziehen zu können.

524 Installateursbetriebe aus den 28 EU-Mitgliedsstaaten waren vom Europressedienst befragt worden. Dabei orientierte sich die Zahl der befragten Unternehmen proportional am Photovoltaik-Zubau in den Ländern im vergangenen Jahr. Die meisten befragten Installateure kamen damit aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien. Insgesamt haben die befragten Unternehmen dem Europressedienst zufolge etwa 7,6 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in der EU installiert.

Die EU-Kommission hat im Dezember 2015 eine Auslaufprüfung des Undertakings eröffnet. Bis voraussichtlich März 2017 wird Brüssel nun entscheiden, ob die Mindestimportpreise und Einfuhrbegrenzungen für die chinesischen Photovoltaik-Hersteller weitergelten oder auslaufen. Die Prüfung hatte EU Prosun beantragt. Die von Solarworld geführte Vereinigung brachte auch das ursprüngliche Anti-Dumping- und Anti-Subventionsverfahren ins Rollen, das zur Inkraftsetzung des Undertakings im Dezember 2013 führte. Vor rund einem Monat hatten – angeführt von Solarpower Europe und SAFE – ihre Forderung erneuert, die Anti-Dumping-Maßnahmen und Mindestimportpreise für die chinesischen Photovoltaik-Hersteller in der EU zu beenden. Sie schickten dazu einen von 34 europäischen Solar- und Erneuerbaren-Verbänden unterzeichneten Brief an EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. (Sandra Enkhardt)

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