Nachdem am Donnerstag per Änderungsantrag ein Moratorium für „die Prüfung, Genehmigung und Errichtung jedes neuen Projekts einer Stromerzeugungsanlage, die die mechanische Energie des Windes nutzt, sei es durch Windkraftanlagen an Land oder auf See oder durch photovoltaische Solarenergie“ beschlossen wurde, hagelte es Reaktionen von allen Seiten.
„Dieser Änderungsantrag wurde in einem spärlich besetzten Plenarsaal mit 65 zu 62 Stimmen angenommen. Er steht in völligem Widerspruch zu einem anderen, am selben Tag angenommenen Änderungsantrag, der Frankreich dazu verpflichtet, seinen Anteil an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 um 30 Prozent zu erhöhen, was durch einen erheblichen Ausbau der Photovoltaik- und Windkraftanlagen erreicht werden soll. Das wäre komisch, wenn es nicht extrem ernst wäre“, reagierte der Verband Enerplan.
Es sei daran erinnert, dass in Abwesenheit eines Teils der Abgeordneten der Linken und des Mittelblocks (Horizons, Renaissance und Modem) nur 127 von 577 Abgeordneten an der Abstimmung über diesen Änderungsantrag in der Nationalversammlung teilnahmen, der von einem Abgeordneten der Les Républicains im Rahmen des „Gesetzes zur Energie- und Klimaprogrammierung für 2025-2035“ eingebracht wurde.
Der Verband France Renouvelables ging seinerseits ebenfalls auf die Barrikaden und verurteilte „die Abstimmung über einen der größten Sozialpläne, die in der Nationalversammlung beschlossen wurden. Er führt in direkter Linie zur Vernichtung von 80.000 Arbeitsplätzen in Unternehmen, die in Frankreich angesiedelt sind und einen wichtigen Beitrag zur Reindustrialisierung und zur Energiesouveränität Frankreichs leisten“.
Prüfung im Senat am 8. Juli
Auf politischer Seite vertrat die Ministerin für den ökologischen Übergang, Agnès Pannier-Runacher, am Sonntag die Ansicht, dass das Moratorium für Windkraft und Photovoltaik, über das in der Nationalversammlung abgestimmt wurde, „keinen Sinn“ mache, und appellierte an die „Verantwortung“ der Parlamentarier für die weitere Prüfung des Textes über die Energiezukunft Frankreichs. Julie Laernoes, Abgeordnete aus Loire-Atlantique, kritisierte das „Fehlen einer gemeinsamen Strategie innerhalb der Regierung“.
Auch die linken Abgeordneten, die im Plenarsaal nacheinander ans Mikrofon traten, forderten die Rücknahme des Moratoriums. Der Industrieminister Marc Ferracci lehnte dies ab und bestand darauf, dass die PPL wie üblich weiter behandelt wird. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass das Moratorium jemals in Kraft treten wird. Die entscheidende Abstimmung über den gesamten Gesetzestext ist für Dienstag (24. Juni) angesetzt.
„Zu einem Zeitpunkt, an dem sich in Frankreich nach Jahrzehnten der Opposition ein Konsens über die Notwendigkeit herausbildet, die Elektrifizierung der Nutzung zu verstärken und dabei auf die beiden Säulen Kernkraft und erneuerbare Energien, allen voran die Solarenergie, zu setzen, ruft Enerplan die Abgeordneten feierlich dazu auf, dieses Gesetz nicht zu verabschieden“, sagte Daniel Bour, der Präsident des Verbandes. Sollte der Gesetzesentwurf angenommen werden, muss er am 8. Juli zur zweiten Lesung an den Senat zurückgehen. Die Regierung kündigte außerdem an, dass sie ihr Dekret zur Festlegung des Energiefahrplans Frankreichs (die sogenannte mehrjährige Energieplanung) „vor Ende des Sommers“ veröffentlichen werde.
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In DE wurde im letzten Jahr angeblich der Stopp der dezentralen PV Dächer gefordert und schlußentlich die PV Branche zum „Solarspitzengesetz“ genötigt, so die Interpretation von Akteuern.
Frankreich geht den Schritt weiter und verbietet (via Moratorium mit Erstellung einer Studie in xyz Jahren) Solar- und Windprojekte gleich.
Wir sind an einem Punkt, an dem sich die fossilen Energiekonzerne nicht mehr anders als mit Verbote zu Retten glauben zu könnnen.
Das Versprechen von günstigen Strompreisen war seitens Gas, Kohle und Atom nur ein Ablenken von den eigenen Profitvorstellungen – nur 100% EE kann sie umsetzen, sofern die fossilen Akteure jetzt endlich vom Hof gejagt werden.
Die 1,5°C haben wir gerissen, 2°C sind deutlich am Horizont zu erkennen und 3,x+ °C keine ferne Fiktion mehr.
Wir haben keinen Planeten B, aber wir können heute aktiv werden !
==> 100% EE asap !!
In Frankreich ist es interessanterweise der Staat selbst, der hier ein Interesse hat.
Bedenken Sie, dass der französische Staat sich nicht unerheblich an der eigenen Atomkraft identifiziert. Das ist ein staatliches Machtversprechen, das auch über die Grenzen hinweg Strahlungskraft hat und haben soll. Insbesondere nach Osten – und das gar nicht mal so weit.
Das Selbstverständnis und die französische moderne Identität und Sicherheit, hängen am Atom. Das sollte man in diesem Falle nicht unterbewerten – es geht da um deutlich mehr als nur um die Sache selbst (ähnlich wie bei uns mit Autos – hat mit Rationalität auch nichts am Hut).
Tut mir leid so was zu sagen, aber wer so ein Kommentar zeugt von Null Fachkenntnis. Ich finde es total erschreckend wie man sich erdreisten kann so einen Nonsense in die Welt zu setzen.
Ausreichend EE – Anlagen die zu jeder Zeit den Strombedarf decken wären überwiegend nicht ausgelastet. Wenn ich eine Anlage mit nur geringer Auslastung fahre, explodiert der Produktionspreis = Strompreis. Batteriespeicher ändern dies nur in sehr überschaubarem Rahmen, kosten auch Geld und haben vor allem auch das Auslastungsproblem.
Als jemand der versucht seinen Strombedarf mit PV und Speicher zu decken, kann ich das nicht nur daher plappern sonder aus dem täglichen Betrieb bestätigen.
Sprich reiner EE-Strom wird unbezahlbar teuer. Die Industrie mit hohem Energiebedarf reduziert schon seit einem Jahrzehnt die Produktion in Deutschland, die letzten Jahre hat sich das beängstigend beschleunigt. Wenn 100% EE käme, wäre die ganz weg und die Folgen für Beschäftigung und Sozialstaat ein Desaster.
Und auch einem ganz anderen Blatt steht noch der Co2-Verbrauch für Speicher, der die ganzen nur EE-Forderungen auch ab absurdum führt.
Wir haben ein klassisches Optimierungsproblem. So wenig CO2 wie möglich aber weder Kosten noch CO2-Produktion in der Herstellung der Anlagen vernachlässigen.
Die Welt ist kompliziert, da helfen populistische Thesen wenig. Und sind der Nährboden für andere Populisten.
Typisch „Rechts‘!
Aber wer beißt schon gerne die Hand die einen füttert.