Das PV-Symposium hat von 1985 bis heute viele Regierungen erlebt. Im „Geburtsjahr“ wurden an der damaligen sowjetischen Raumstation i einer waghalsigen Aktion neue Solarzellen installiert, so der Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) Carsten Körnig in der Eröffnungssession im Kloster Banz am Dienstag. Das Weltraumteleskop „Hubble“ wurde mit Solarzellen aus Deutschland auf den Start vorbereitet, und wer mehr als ein Prozent Photovoltaik-Anteil an der Stromerzeugung für realistisch hielt, galt damals als ein ziemlicher Visionär.
Die Perspektive hat sich seitdem stark verändert, 47 Prozent des Weges zu 215 Gigawatt Photovoltaik-Leistung in Deutschland im Jahr 2030 seien bereits gegangen, so Körnig weiter. Gleichzeitig sind es aber eben auch nur 47 Prozent, der weitere Ausbau sei also „kein Selbstläufer“. Nachdem im vergangenen Jahr inklusive Nachmeldungen mehr als 17 Gigawatt ans Netz gegangen seien, könnten es dieses Jahr 18 Gigawatt werden. Aber in dem Pfad für 2030 sind in Zukunft 22 Gigawatt pro Jahr notwendig. Körnig appellierte an die Politik zu bedenken, dass auch drei Viertel der CDU- und SPD-Wähler den Ausbau unterstützen, so eine Umfrage.
Die Bevölkerung beschäftige ein hoher Strompreis. Untersuchungen zeigten, dass dieser ohne Photovoltaik 25 Prozent höher liegen würde. „Wir sind ein Teil der Lösung“, sagte Körnig. Wichtig sei jetzt die Flexibilisierung im Stromnetz. Die Dynamik bei den Stromspeichern ist groß. Auch eine pv magazine-Abfrage bei Netzbetreibern hat mehr als 340 Gigawatt an Netzanschlussanfragen für große Batteriespeicher zum Jahreswechsel ergeben. Um solche Zahlen einzuschätzen, hat der BSW-Solar die Projektpipeline bei den Entwicklern abgefragt. Er kommt auf sechs Gigawatt dieses und zehn Gigawatt nächstes Jahr, die theoretisch möglich wären.
Die Politik solle aber aufpassen, dass die Baukostenzuschüsse, die Entwickler eventuell für den Netzausbau zahlen müssen, kein Hindernis werden. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Gaskraftwerke gebaut würden, die einen Teil der Erlöse der Großspeicher reduzieren. Auch die Netzüberbauung müsse gelöst werden. Damit ist gemeint, dass es einfacher wird, wenn Großspeicher sich Netzanschlüsse mit Photovoltaik-Anlagen teilen können.
Bestandsanlagen schwer zu adressieren
Auch Mark Wimmer aus dem Bundeswirtschaftsministerium betonte die Erfolge der letzten Legislatur beim Photovoltaik-Ausbau. Das habe dazu geführt, dass die Stunden mit negativen Preisen schneller zugenommen haben, als es viele erwartet haben. Das wiederum habe zum „Solarspitzen-Gesetz“ geführt. Neue Anlagen, die nicht steuerbar sind, müssen auf 60 Prozent der Einspeiseleistung abgeregelt werden. Wimmer geht davon aus, dass die Direktvermarktung immer mehr Standard werde. Prozesse zur Vereinfachung und Entbürokratisierung seien gestartet. Allerdings sei das verabschiedete Gesetz nicht so weit gegangen wie der zuvor vom Kabinett beschlossene Entwurf, der allerdings nach dem Bruch der Ampel-Regierung im Bundestag nicht länger mehrheitsfähig war. „Das Thema beschäftigt uns weiter“, sagt Wimmer. Das betreffe etwa die Absenkung der Direktvermarktungspflicht auf 25 Kilowatt und die der Steuerbarkeit von Anlagen auf 2 Kilowatt. Sorge bereiteten vor allem die Bestandsanlagen, die schwer zu adressieren seien.
Ein anderes Thema in Bad Staffelstein war die Weiterentwicklung der Förderung über das Jahr 2026 hinaus. Die EU fordert, dass dann ein Erlösabschöpfungsmechanismus eingeführt werden muss. Derzeit werden mehrere Optionen diskutiert, wie das umgesetzt werden kann. Michael Powalla, Professor am Karlsuher Institut für Technologie (KIT), gibt zu bedenken, dass die Projektentwicklung zwei Jahre und länger dauert. Für die Unternehmen bestehe daher schon jetzt eine Unsicherheit.
Er erwähnte das im Zusammenhang der Diskussion um Resilienz der Lieferketten und die Unterstützung einer europäischen Solarindustrie. Denn um diese zu erreichen, seien vier Voraussetzungen nötig: kontinuierliche Forschung, ein Bonus bei der Nutzung europäischer Produkte für die Anfangszeit, ein stabiler Abnahmemarkt und eine Förderung nicht nur bei den Investitions-, sondern auch bei den Betriebskosten.
Das Thema kommt zurück auf die Tagesordnung, weil auf Ebene der Europäischen Union immer noch der NZIA besteht, der die Förderung europäischer Produkte vorsieht. Im Sinne der Resilienz sei es wichtig, einen großen Teil der Wertschöpfung hier zu haben, sagte Carsten Körnig. In der vergangenen Legislaturperiode habe sich besonders einer der drei Koalitionspartner gesträubt, und nach dem Verfassungsgerichtsurteil zum Klima- und Transformationsfonds habe es keine Finanzierung gegeben. Jetzt gebe es vielleicht neue Chancen.
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Warum wird ständig auf die dezentrale PV eingeprügelt ? Nur weil Bürger selbst etwas in die Hand genommen haben, was Energiekonzerne und Netzbetreiber nicht liefern wollten ?
In den Energy-Charts Talk vom letzten Montag wurde herausgearbeitet, das
– die minimale Netzlast ca. 39 GW (13 – 14 Uhr), aber
– die maximale dezentrale PV Einspeisung, die nicht steuerbar ist, gerade einmal 17,1 GW beträgt
… und darunter sind viele Südanlagen, die langsam auf Überschußeinspeisung umgestellt werden. Neue Anlagen sind häufig O/W und idR mit Überschußeinspeisung.
Es gibt kein Problem in der Niederspannung !! *1
Jede dezentrale PV Dachanlage wird angefragt und vom Netzbetreiber genehmigt, damit kann es auch keine Überlastung von Kabeln und OrtsNetzTrafo’s geben – es sei denn der VNB hat den Fehler begangen.
Es werden Maßnahmen auf Basis falscher Behauptungen umgesetzt, die nur Geld kosten und Leute beschäftigen !
*1: Möglicherweise bei 3% der Komponenten besteht Handlungsbedarf, die sind dem VNB bekannt und müssen einfach behoben werden: Arbeit zeigt den Weg !