Solarspitzen-Gesetz: BSI warnt vor Zugriff chinesischer Hersteller auf deutsche Photovoltaik-Anlagen

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Unzureichend geschützte Geräte im Internet der Dinge (IoT) sind ein beliebtes Ziel für Cyber-Angriffe und daher ein Risiko. Davor warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bereits seit Jahren. Gegenüber der „Welt am Sonntag“ äußerte die Behörde nun auch entsprechende Bedenken mit Blick auf einen künftig möglicherweise erlaubten Zugriff auf Photovoltaik-Anlagen. Hintergrund sind Regelungen für den systemdienlichen Anlagenbetrieb etwa in dem geplanten Gesetz zur Vermeidung von Überschüssen in der Stromerzeugung. Diese sehen vor, dass zum Beispiel Wechselrichter von Solaranlagen zentral gesteuert werden können, wenn die Netzstabilität das erfordert.

Problematisch ist aus Sicht des BSI, dass ein großer Teil der in Deutschland genutzten Wechselrichter von chinesischen Herstellern stammt. Chinesische Unternehmen und damit die Zentralregierung in Peking könnten daher über die internetfähigen Komponenten von Solaranlagen direkten Zugriff auf einen systemrelevanten Teil der deutschen Stromversorgung bekommen. Das BSI sieht darin ein erhebliches Gefährdungspotenzial. „Das BSI sieht es sehr kritisch, eine netzdienliche Fernsteuerung von Wechselrichtern über die Hersteller zu realisieren“, sagte ein Sprecher der „Welt am Sonntag“. Neben dem direkten Zugriff des Herstellers könnten Sicherheitslücken in den Produkten oder der Herstellercloud dann auch Dritten einen unbefugten Zugriff ermöglichen.

Als Alternative spricht sich das BSI dafür aus, Energiewendeanlagen wie zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen möglichst lokal zu betreiben und die netzdienliche Steuerung über intelligente Messsysteme zu realisieren. Auch BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae befürwortet, den Weg über Smart Meter mit Steuerbox weiterzugehen und mit dem Gesetz die wirtschaftlichen Grundlagen dafür zu legen. Um die Einspeisespitzen der Photovoltaik-Anlagen abzumildern, brauche es dringend Lösungen, diese Anlagen zu steuern.

Aus Sicht von Wechselrichterproduzent SMA muss die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes noch in dieser Legislaturperiode kommen, um die Problematik der Solarspitzen abzumildern. „Verlässliche europäische und internationale Hersteller bieten bereits heute Systeme zur Abregelung von Energiespitzen und zur Sicherung der Netzstabilität an“, so Eric Quiring, Head of Public Affairs. Demnach können moderne IT-Lösungen dazu beitragen, die Informationssicherheit der Stromnetze zu erhöhen und die Kosten für die Energiewende zu reduzieren. „Wir warnen bereits seit Jahren davor, Sicherheitsstandards zu vernachlässigen und auf die Nutzung aktueller Technologien zu verzichten. Leider werden unsere Kunden alleingelassen oder auf nicht kurzfristig verfügbare und teure Lösungen verwiesen“, so Quiring.

Die Meldung wurde um 16:38 Uhr um das Statement von SMA ergänzt.

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